Frank Sockel - © Foto: Brigitte Biwald

Johann Peter Frank: Der Hygiene-Pionier

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Sein Leben war literaturreif, sein wissenschaftliches Werk ist in Corona-Zeiten hochaktuell: zum 200. Todestag von Johann Peter Frank, einem Vorkämpfer für die öffentliche Gesundheitsvorsorge.

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Sein Leben war literaturreif, sein wissenschaftliches Werk ist in Corona-Zeiten hochaktuell: zum 200. Todestag von Johann Peter Frank, einem Vorkämpfer für die öffentliche Gesundheitsvorsorge.

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Sein Leben diente Honoré de Balzac als Inspiration für den Roman „Der Landarzt“. Doch seine Karriere führte ihn auch an Universitäten in Pavia, Wien, Wilna und St. Petersburg. An seinem sechsbändigen Hauptwerk „System einer vollständigen medicinischen Polizey“ – heute würde man von einer „prophylaktischen“ oder „sozialen Medizin“ sprechen – arbeitete er rund 40 Jahre: Es beschäftigt sich mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Faktoren auf die Gesundheit. Damit hat er die Gesundheit der Bevölkerung zum Politikum gemacht. Unter dem Motto „Vorbeugen ist besser als heilen“ versuchte er, die „Obrigkeit“ zu überzeugen, dass der Staat das Volk praktisch von der Wiege bis zur Bahre durch vernünftige hygienische Verordnungen zur Gesundheit „erziehen“ soll.

Damit ist Frank hochaktuell, denn seine Themen umfassten Hygiene, Sexualität, Ehe- und Schwangerschaftsberatung, Impfvorsorge oder auch Sterbebegleitung. Er war der Wegbereiter einer Gesundheitspolitik, die von bedeutenden Sozialmedizinern wie Ludwig Teleky (1872–1954) oder Ludwig Popper (1904–1984) weitergeführt wurde. In der aktuellen Coronakrise sind es ja genau die gesundheitlichen Risiken im sozialen Zusammenleben, die mit Hygienekonzepten entschärft werden sollen. Staatliche Gesundheitsverwaltung, unterstützt vom „Know-how“ der Sozialmediziner, war bereits Franks großes Anliegen.

Vom Landarzt zum Professor

Kaum vorstellbar, dass Frank als Sohn einer kinderreichen Familie eines pfälzischen Gemischtwarenhändlers eine solche Karriere durchlaufen würde. Gegen den Willen der Eltern, die Johann zum Priester bestimmt hatten, setzte der Sohn ein Philosophie- und Medizinstudium in Heidelberg und Straßburg durch. Nach seiner Promotion 1766 arbeitete er als Landarzt in seinem Geburtsort Rodalben. Bald heiratete er Katherina Pierron, die bereits im ersten Ehejahr an Kindbettfieber mit ihrem Neugeborenen verstarb. In zweiter Ehe war Frank ab 1770 mit Marianne Wittlingsbach verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Töchter und zwei Söhne, die wie der Vater die medizinische Laufbahn einschlugen.

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