Jung, genial, international. Und bald in Gugging?

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Aus allen Ecken der Erde sollten sie kommen - aus Übelbach und Übersee, aus Sindelfingen und Singapur, aus Bukarest und Bogotá: Österreichs neue "Elite-Studierende", die Verkörperung trotziger wissenschaftlicher Zuversicht in Zeiten permanenter Desillusionierung durch Universitätsreform und Geldnot. Nur wohin bloß?

Seit vier Jahren hatte der Quantenphysiker Anton Zeilinger am Konzept einer Spitzenforschungseinrichtung getüftelt, die selbst das größte Forschertalent nach Österreich locken sollte. Etwas wie das berühmte mit in Massachusetts sollte es sein, philosophierte Zeilinger mit Peter Schuster und Arnold Schmidt; oder wie Oxford; oder wie die eth Zürich; oder wie das Weizmann-Institut in Israel. Ein "Leuchtturm" des Wissens eben, erbaut mitten in der gerade umgegrabenen (und spärlich gedüngten) Forschungslandschaft Österreichs. Eine gewagte Vision, die bei Politikern mehr - und bei Kollegen weniger Gefallen fand.

Einerlei: Der Turm namens "Austrian Institute of Advanced Science and Technology" (aist) sollte errichtet werden. Und schon bald: Bereits ab 1. Oktober 2006 sollte die enge Zusammenarbeit von renommierten Senior Scientists mit jungen, graduierten Talenten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich beginnen.

Wo der Leuchtturm die größte Strahlkraft entwickeln könnte, um auch Genies aus Übersee anzuleuchten, blieb freilich offen. 14 Standorte buhlten um den Zuschlag - und präsentierten sich als ideale Heimat vielversprechender Forscher aus aller Welt. Bald waren es nur noch vier, die auf Glanz durch helle Köpfe und wirtschaftliche Impulse hofften - und schließlich drei, die mit einer Zusage rechneten: Wien mit dem Flugfeld Aspern und dem Standort St. Marx; und Niederösterreich mit dem (bald verwaisten) Landesklinikum Gugging.

Wo aber würde sich die junge, Wissens-Elite bei ihren Forschungen wohler fühlen? Im Ballungsraum Wien - oder im grünen Wienerwald? Für die Unternehmensberatungsexperten von "McKinsey" keine große Wissenschaft: Sie reihten Maria Gugging (hinter St. Marx und Aspern) bezüglich des "wissenschaftsbezogenen Profils" an die dritte Stelle. Auch die Fachleute vom deutschen "Centrums für Hochschulentwicklung" (che) betonten die Wichtigkeit von Synergie-Effekten mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Nur beim Finanzierungsangebot stach Gugging hervor.

Es sollte anders kommen: Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gaben Niederösterreich den Zuschlag - und erhielten postwendend die Absage von "spiritus rector" Anton Zeilinger. Er sei vor die Alternative gestellt worden "entweder Gugging oder gar nichts", grämt er sich.

Österreichs Elite-Studierende werden also jung, genial - und Gugginger sein. Und dort ein genial-beschauliches Dasein fristen: ohne die Netzwerke des "Mr. Beam", ohne geheime Tipps des "Heimkehrers" Josef Penninger, und auch ohne viel Mitgefühl von Elisabeth Gehrers wissenschaftlichem Berater, Jürgen Mittelstraß, der die Wahl der neuen Forscher-Heimat als "unglücklich" quittiert.

Was kann der jungen Gugginger Elite da noch helfen? Ein Waldspaziergang für einen Geistesblitz; Versenkung in die bunte Welt der nahen Künstler; oder ab zurück nach Übersee. DH

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