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Katastrophen? Unsinn!

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dieFurche: In Ihren Publikationen bezweifeln Sie, daß es durch den Treibhauseffekt zu einer Erwärmung des Wdtklimas kommen wird

S. Freu singer: Ich glaube, daß eine Erwärmung stattfinden wird. Leider können wir mit den derzeitigen Theorien nicht voraussagen, wie stark sie sein wird. Ich persönlich vermute, daß sie sehr klein ausfallen wird, etwa ein halbes Grad in den nächsten 100 Jahren - das wäre ja fast gar nichts. Die modernen Wettersatelliten zeigen ganz genau, daß es in den letzten 20 Jahren überhaupt keine Erwärmung gegeben hat. Das heißt, wenn es den Treibhauseffekt gibt, dann ist er sehr, sehr klein.

dieFurche: Die meisten Wissenschaftler sagen aber genau das Gegenteil.

Singer: Die Messungen, auf die sich diese Leute stützen, wurden mit gewöhnlichen Thermometern in Bodennähe getätigt, in der Nähe von Städten. Aber dort ist es durch den Bevölkerungszuwachs wärmer geworden; mehr Leute - mehr Hitze. Die Messungen mit den Satelliten sind da viel verläßlicher.

dieFurche: In den letzten 140 Jahren sind die Gletscher in den Alpen um 50 Prozent geschrumpft Spricht das nicht für eine globale Erwärmung?

Singer: Zwischen 1880 und 1940 hat es eine große Erwärmung gegeben; und die rührt sicher nicht vom Treibhauseffekt her. Das war entweder ein „Sonneneffekt" oder eine natürliche Klimaschwankung - das heißt, nicht von Menschen verursacht. Zwischen 1940 und 1975 ist es auf der Erde insgesamt kühler geworden. Das stimmt auch nicht mit der Theorie der globalen Erwärmung aufgrund des Treibhauseffektes überein, denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde viel Kohlendioxyd in die Atmosphäre abgegeben. Die Theorie ist mit den Temperaturdaten der letzten 100 Jahre nicht vereinbar.

dieFurche: Fiele Wissenschaftler sind der Ansicht, daß die heftigen Stürme der letzten Jahre schon ein erstes Indiz für den Treibhauseffekt sind Zum Beispiel gibt es heute viermal so viele verheerende Orkane, als noch in den sechziger Jahren

Singer: Das stimmt nicht. Die Anzahl der tropischen Wirbelstürme, die es ja auch hier in Amerika gibt, hat in den letzten 50 Jahren abgenommen. Warum, wissen wir nicht. Das könnte sogar ein Hinweis auf einen Treibhauseffekt sein. Denn wenn dieser Effekt existiert, dann würden die Polarregionen wärmer, wodurch sich die Temperaturdifferenz zwischen dem Äquator und den Polen verringert. Das würde weniger Stürme bedeuten.

dieFurche: Tropische Krankheiten, etwa die Malaria, haben in den letzten Jahren zugenommen. Jonathan Patz von der US-Umweltbehörde, um nur einen zu nennen, hat vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten im Zuge einer Klimaerwärmung gewarnt

Singer: Natürlich würde es in einem wärmeren Klima mehr Stechmücken geben. Die Malaria wird aber nicht „ B durch Mücken, sondern durch Menschen verbreitet. Die tropischen Krankheiten sind nach Amerika und Europa gekommen, weil die Leute heute mehr rei-Jedesmal wenn die Vereinten men eine große Konferenz ver-lten - am Klimagipfel in Rio de ro 1992- waren 40.000 Leute -gibt es viele Gelegenheiten für die tropischen Krankheiten, sich auszubreiten. Wenn es den Treibhauseffekt gibt, dann hat er für die Verbreitung von Krankheiten nur eine geringe Bedeutung.

dieFurche: Sie kritisieren nicht nur die UNO, sondern auch andere Organisationen- Zum Beispiel das Nobelpreiskomitee, weil der Nobelpreis für Chemie 1995 an jene Forscher ging, die die Ausdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre beschrieben haben.

Singer: Ihre Theorie kann das Ozonloch nicht erklären. Das Komitee hat seine Wahl damit begründet, daß die Preisträger die Welt vor einer Katastrophe errettet hätten - das klingt ja fast religiös! Erstens glaube ich nicht, daß die Menschheit dadurch vor irgendetwas gerettet wurde, und zwei1 tens ist das kein Grund für einen Nobelpreis in Chemie. Dieser Preis war eine politische Aussage.

dieFurche: Sie glauben also nicht, daß vom Ozonloch eine große Gefahr ausgeh?

Singer: Stimmt. Das Ozonloch über der Antarktis hat sich stabilisiert. Und selbst wenn das Ozon in der Stratosphäre abnimmt, dann nur um fünf oder zehn Prozent - und das ist gar nichts. Schon wenn Sie von Wien nach Rom fahren, bekommen Sie 15 bis 20 Prozent mehr ultraviolette Strahlung ab. Aber die Römer sind deshalb nicht anfälliger für Krebs als die Wiener.

dieFurche: Australien ist direkt vom Ozonloch über der Antarktis betroffen Dort werden die aktuellen UV-Werte stündlich per Radio durchgeben und gebräunte Haut ist völlig aus der Mode gekommen Ist das alles Unfug?

Singer: Die UV-Strahlung ist nicht gesund. Das hat aber nichts mit dem Ozonloch zu tun, sondern damit, daß man sich nicht in der Mittagshitze der Sonne aussetzen soll. Melanome, eine sehr gefährliche Art von Hautkrebs, werden nicht durch jene UV-Strahlung verursacht, die mit dem Ozon zu tun hat. Das heißt; wenn die Ozonschicht dünner wird, hat das keine Auswirkung auf die Entstehung von Melanomen.

dieFurche: In Osterreich hätten Sie mit dieser Meinung einen schweren Stand ...

Singer: Was die Umwelt betrifft, herrscht bei Ihnen eine ganz andere Mentalität. Ich habe gehört, daß sich in Österreich die Revölkerung in einer Abstimmung gegen die Atomenergie ausgesprochen hat. Ich begreife diese Haltung überhaupt nicht. Gerade gegen den Treibhauseffekt ist die Atomenergie das wirksamste Mittel, weil sie überhaupt kein Kohlendioxyd freisetzt.

dieFurche: Ein österreichischer Umweltschützer würde da wahrscheinlich sagen Singer ist von der Industrie gekauft.

Singer: Ja, das sagen die Leute immer. Dann heißt es, ich sei von der Tabakindustrie, der Ölindustrie oder der Atomindustrie gekauft. Aber wenn ich von der Ölindustrie gekauft wäre - was ich nicht bin -, dann würde ich nicht die Atomenergie empfehlen. Und wenn ich von der Atomenergie unterstützt würde, dann dürfte ich den Treibhauseffekt nicht herunterspielen.

dieFurche: Von wem wird Ihr Institut finanziert?

Singer: Von Privatleuten, die glauben, daß die Prophezeiungen aller möglichen Umweltkatastrophen Unsinn sind.

Das Gespräch führte

Michael Kraßnitzer.

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