Katholische Kirche und Caritas

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ln den letzten Wochen stellte sich wieder einmal die Frage: Wie stehen eigentlich Caritas und katholische Kirche zueinander? Unbestritten ist: Die Tat der Nächstenliebe, sei sie individueller, sei sie struktureller Art, gehört zur Mitte des Evangeliums. Denn nicht jene, die "Herr, Herr" sagen, heißt es dort, sondern jene, die den Willen des Vaters tun, sind Töchter und Söhne des Vaters. Und was Gott will, da lese man einfach die Bergpredigt, die Rede vom Weltgericht in Mt 25 oder das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das ist ziemlich eindeutig.

Die Nächstenliebe in Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist ein unverzichtbarer Selbstvollzug der Kirche: Ohne sie kann Kirche überhaupt nicht Kirche sein. Ohne sie ist auch niemand Christ. Auch die institutionelle, aus guten Gründen professionalisierte Caritas ist genuiner Teil der Kirche. Die Kirche muss in all ihren Teilen ein Ort der Barmherzigkeit sein und sich für Gerechtigkeit einsetzen. Papst Franziskus, und übrigens auch schon sein Vorgänger ("Deus caritas est"), haben das hinlänglich klargemacht.

Was das im tagespolitischen Geschäft, etwa bei der Sozialgesetzgebung oder einem Bundesbudget konkret bedeutet, ist naturgemäß umstrittener. Dass da innerkirchlich bisweilen unterschiedliche Positionierungen sichtbar werden, ist eigentlich nur normal, es wäre fast verwunderlich, wäre es anders. Vielleicht gibt es einfach zu wenige Orte, wo solche Differenzen ebenso loyal wie ehrlich ausdiskutiert werden. Die politische und spirituelle Breite des österreichischen Katholizismus braucht Orte ihrer Veröffentlichung. Solche Orte, wo man sich mit unterschiedlichen Perspektiven zu aktuellen Fragen auseinandersetzt, sind Orte der Integration. Hätte man mehr davon, würde nicht aus jedem Einschätzungsunterschied ein Problem.

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