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Keine Insel der Seligen

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Als „klein aber fein" bezeichnete Universitätsprofessor Werner Clement Österreichs Pharmaindustrie anläßlich der Präsentation der neuesten Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), derzufol-ge diese Branche in den Jahren 1976 bis 1993 um das Sechsfache zulegte. Die Zahl der Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum von 4.303 auf 7.833. Damit gelang der Arzneimittelindustrie, neben einer Verdreifachung der Produktivität, ein „Arbeitsplatzschub" von über 80 Prozent. Im Vergleich dazu verlor die Gesamt-industrie seit Mitte der 70er Jahre über ein Viertel der Arbeitsplätze. Der Nettoproduktionswert mit rund einer Millionen Schilling pro Beschäftigten ist mit deutschen Werten vergleichbar.

Die Pharmaindustrie in Österreich dominieren die Muftis. Sie beschäftigen 60 Prozent der Arbeitnehmer und erwirtschaften zwei Drittel des Umsatzes in dieser Branche.

Neben diesen erfreulichen Details gibt es auch Zahlen die nachdenklich stimmen. Da sind zum einen die Auf-

wendungen für Forschung und Entwicklung. Sie betrugen 1989 noch knapp zwölf Prozent des Umsatzes, 1993 waren es nur mehr knapp über acht Prozent. Obwohl die F&E-Aus-gaben der Pharmaindustrie rund fünfmal höher sind als die der Gesamtindustrie, sie sind international gesehen zu gering. Dort werden durchschnittlich 15 bis 20 Prozent für. Forschung und Entwicklung ausgegeben.

Sorgen bereitet auch ein großes Exportdefizit im Außenhandel mit Pharmazeutika, das 1994 exakt 3,2 Milliarden Schilling betrug. Eine große Herausforderung für die Pharmaindustrie stellen künftig die verstärkten Konzentrations- und Koope-

rationsbestrebungen dar. Auch die Gesundheitsreformbestrebungen in allen europäischen Ländern werfen Schatten auf die Branche.

In Deutschland kostete das bereits ein Zehntel der Arbeitsplätze, so Werner Clement von der Wirtschaftsuniversität Wien. Bedenkt man ferner, daß die Entwicklung eines neuen Wirkstoffes zwischen zwei und drei Milliarden Schilling kostet und die Pharmaindustrie zu jenen Branchen mit dem höchsten Eigenfinanzierungspotential zählt, sollte der Studie zufolge der Zugang der Unternehmen zu nationalen und internationalen Forschungsförderungen erleichtert werden. Die Schaffung einer zentralen Beratungsstelle wäre laut IWI-Studie eine ernsthaft Überlegung wert. • Die Pharmaindustrie der Zukunft sieht Werner Clement als Dienstleister, die neben Medikamenten auch verstärkt andere Gesundheitsdienste anbieten werde

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