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„Künstliche Leber”

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Kürzlich wurde erstmals in Österreich eine Lebend-Leber-verpflanzung vorgenommen. Den Ärzten der Innsbrucker Universitätsklinik gelang es, einem acht Monate alten Säugling ein Stück Leber einzusetzen, Spenderin war die Mutter. Dieser Eingriff hat der kleinen Chiara das Leben gerettet. Das Mädchen hätte ohne Transplantation keine Chance mehr gehabt. Das Kind stand bereits seit zwei Monaten auf der Warteliste für ein Spenderorgan, der Gesundheitszustand von Chiara verschlechterte sich zuletzt dramatisch. Obwohl bei dem kleinen Mädchen noch alles gut gegangen ist, sterben viele Menschen mangels einer Spenderleber. Vielleicht aber

Bei Leberversagen gab es bisher kaum Hoffnung.

Ein neues Ersatzsystem, entwickelt an der Donauuniversität in Krems, könnte Leben retten. könnte bereits im kommenden Jahr solchen Patienten geholfen werden.

An der Donauuniversität Krems in Niederösterreich wird seit fünf Jahren erfolgreich an einem Unterstützungssystem für die Leber gearbeitet. Im kommenden Frühjahr soll die neue Maschine (siehe Foto) im AKH-Wien an Patienten getestet werden. Dieter Falkenhagen, Leiter des Zentrums für Biomedizinische Technologie, ist Physiker und Facharzt für Innere Medizin. Er hat sich seit vielen Jahren auf die Entwicklung künstlicher Organe spezialisiert.

„Die Lebertransplantation stellt heute aber immer noch die einzig echte Alternative bei Leberversagen dar”, meint Falkenhagen. „Mit dem sogenannten Leberunterstützungssystem könnten wir jedoch die Zeit überbrücken, bis für den Patienten eine Spenderleber gefunden wird.” Derzeit führen Ärzte bei akutem Leberversagen einen Wettlauf mit dem Tod. 90 Prozent der Patienten sterben. „Daher ist das Leberunterstützungssystem eine absolut wichtige Ergänzung bis zur Transplantation”, so Falkenhagen.

Wettlauf mit dem Tod

„Unser System als künstliche Leber zu bezeichnen, ist dennoch zu viel gesagt, da es diese möglicherweise im eigentlichen Sinne nie geben wird”, relativiert Falkenhagen die neue medizinische Behandlungsmöglichkeit. Denn so viele Fortschritte die Medizin auch in den letzten Jahren vorzuweisen hat, dermaßen komplexe biologische Systeme, wie es die Leber darstellt, können auch mit dem heutigen Wissensstand nicht künstlich nachgebaut werden. „Ein Leberversagen ist wie eine ,black box'. Wir tappen da noch ziemlich im dunkeln.”

Da die Zahl der Patienten, die auf eine Leber warten, wesentlich größer ist als die Zahl der Spenderlebern, hat sich die Hoffnung der Wissenschafter auch auf die Transplantation tierischer Spenderlebern gerichtet. So sollte etwa die Schweineleber soweit durch Gentechnik verändert werden, daß sie vom menschlichen Körper nicht mehr abgestoßen wird. Diese sogenannten Xenotransplantationen mußten aber durch die Rinderseuche BSE einen großen Rückschlag hinnehmen, denn, so Falkenhagen: „Wir kennen die gesundheitlichen Folgen nicht. Wer kann abschätzen, was in zehn, 15 Jahren sein wird?”

Aus diesem Grund wird weltweit fieberhaft an einem Leberersatzsystem geforscht. „Es ist schon ein bißchen ein Wettlauf mit der Zeit, wer als erster so ein System auf den Markt bringt. Aber ich glaube, wir haben die Nase vorne”, ist Falkenhagen überzeugt.

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