Von der Kuh, der Milch und der künstlichen Vanille im Joghurt: Eine Sonderausstellung im Technischen Museum Wien ist unserem Essen auf der Spur.
Ein schmeichelnder, vertrauter Duft, brutal intensiv zugleich, fast scharf: Künstliches Vanillearoma, pur geschnuppert, ist weit weniger lieblich als erwartet. Doch verblüffend ist der Variantenreichtum: Acht verschiedene Vanillearomen stehen in der Ausstellung „Geschmackssache“ zum Schnuppern bereit. In Flasche eins war „Künstliches Vanillearoma, für den Westeuropäischen Markt“. Flasche zwei enthält „Künstliches Vanillearoma, für den Osteuropäischen Markt“: Ebenfalls süßlich, immer noch vertraut, doch ein ungewohntes Stechen irritiert die Nase. Das Aroma der Bourbon-Vanille daneben riecht im Vergleich fast herb. Vanille, so wie wir sie aus dem Joghurt kennen, schmeckt und riecht in den meisten Fällen gar nicht so sehr nach Vanille – diese Erkenntnis hat jeder, wenn er hier mit der Nase draufgestoßen wird.
Die Ausstellung ist konzipiert als sinnliches Erlebnis, bei dem es manches gibt, das die Besucher anfassen, riechen und sogar kosten dürfen. Kern der Schau sind drei Bereiche, die abwechslungsreich gestaltet, aber dennoch klassisch museal sind: In „Vielfalt und Standardisierung“ geht es um Milch und Getreideprodukte auch im industriellen Kontext. „Vom Rohen zum Gekochten“ befasst sich mit Fleisch und seiner Verarbeitung. Und „Feine Unterschiede“ gibt es bei Kaffee und Schokolade, ehemaligen Luxusprodukten, die alltäglich geworden sind. Ausgangspunkt für die Ausstellung war der historische Bestand im Haus, der nicht nur Küchengeräte, Röstmaschinen und Rohstoffproben aller Art umfasst. In der Sammlung befinden sich einige Dioramen, die etwa die Meinl-Schokoladeherstellung, die Wiener Zentralmolkerei und eine Bäckerei um die Jahrhundertwende minutiös nachstellen – wissenschaftliche Schau-Puppenhäuser von großem historischen Wert.
Ohne eine kompetente Führung durch die Ausstellung ist der Besucher ein wenig verloren in der ausufernden Vielfalt an Exponaten. Die Wechselwirkung zwischen Lebensmittelproduktion, Geschmack und Lifestyle in einer einzigen Ausstellung zu demonstrieren, ist ein nobles, aber gigantisches Ansinnen.
Geschmackssache
Technisches Museum Wien
Bis 21. Juni 2009,
Mo–Fr 9–18 Uhr;
Sa,So 10–18 Uhr
