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Wenn der Körper nicht gesund ist, funktioniert die Seele nicht", sagt Philipp Harnoncourt, der bekannte Ökumeniker und Liturgiewissenschafter, im Brustton der Überzeugung. Er kommt regelmäßig ins Zisterzienserinnenstift und Kneippkurhaus nach Marienkron. Hier kann er so richtig abschalten und Kraft für Körper und Seele tanken.

Die Zisterziensinnenabtei Marienkron steht in Mönchhof im nördlichen Burgenland. Sehr eben ist die Landschaft hier; flach und großzügig. Der Ort ist von Feldern und Weingärten umgeben: "Man sieht so viel Himmel - weil keine Berge da sind", sagt der Steirer Harnoncourt. Das Kloster ist kein Barockjuwel; es ist ein moderner, zweckorientierter Bau, der im Lauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte ständig erweitert und adaptiert wurde.

Aber jeder, der am plätschernden Brunnen und an der Figur des so genannten "Brunnenweibchens" vorbei ins Kloster geht, merkt etwas von der speziellen Atmosphäre dieses Hauses.

Das Plätschern des Wassers hört man überall im Kloster und Kurhaus selbst erfrischend, fröhlich, lebendig. Es regt an und beruhigt zugleich. Auch im hellen Foyer des Klosters und an der Rezeption plätschert es, während sich die Schwestern am Empfang um die Gäste kümmern, die - meist in Bademänteln und mit Thermoskannen voll Früchtetee - ohne Hektik durch die Halle und in die Zimmer gehen. Junge Gäste, ältere Gäste.

Viele Kurgäste kommen regelmäßig. Gründe für ein, zwei, gar drei Wochen Marienkron, gibt es viele - und jeder Gast setzt eigene Prioritäten in Bezug auf Wellness oder Spiritualität oder auf die Kombination von beidem. Einige Gäste wollen entschlacken und abnehmen, andere gönnen sich im Kurhaus eine "Auszeit"; wieder andere greifen das geistliche Angebot der Schwestern auf - und einige möchten von allem etwas.

Das Plätschern des Wassers zieht sich wie ein "akustischer roter Faden" durch den Kuraufenthalt im Kloster. Die Zisterzienserinnen von Marienkron verbinden die Kraft des Wassers und die Lehren des Pfarrer Kneipp mit der Regel und Lebensordnung des hl. Benedikt zum Wohl der Gäste.

"Durch unser Kurhaus haben wir die Möglichkeit, die heilsame Lebensordnung des hl. Benedikt sehr umfassend und konsequent zu verwirklichen. Dabei orientieren wir uns auch an den Lehren von Pfarrer Kneipp, um Benedikts Empfehlungen auf sehr konkrete Weise umsetzen zu können", sagt Sr. Mirjam Dinkelbach, die Äbtissin der Abtei: "Wellness ist eine Kombination von Wellbeing/Wohlsein und Wholeness/Heilsein. Wellness klingt nach Wasser und Luft, nach Sonne und Lebensfreude. Sie klopft froh und unbefangen auch an die ehrwürdigen Pforten des 900-jährigen Zisterzienserordens und der 150 Jahre alten Tradition von Pfarrer Kneipp und erinnert uns an unseren Dienst: Wenn wir Schwestern uns fürs Wohlergehen der Gäste einsetzen, orientieren wir uns im Sinne des hl. Benedikt an der alten christlichen, klösterlichen Tradition der Gastfreundschaft."

"Etwas anderes"

Sr. Mirjam wurde im Dezember 2001 zur neuen Äbtissin des Klosters geweiht. Die Theologin und diplomierte Erwachsenenbildnerin stammt aus Mühlheim an der Ruhr. Lachend bezeichnet sie sich als "Nordlicht, das es in den pannonischen Raum verschlagen hat". Vor sieben Jahren trat die 42-jährige in Marienkron ein; sie erinnert sich an ihre ersten Eindrücke beim Anblick des großen Hauses: "Ich wusste, es wird nicht so sein, dass wir den ganzen Tag beten, und der liebe Gott füttert uns. Wir sind in die Dienste eingebunden. Du lieber Gott, dachte ich, da gehst du ins Kloster, und da hängt so ein Kasten dran, und die vielen Menschen!" Und ihr Bruder sagte beim ersten Besuch mit Blick auf den modernen Bau: "Wegen dem bist du wohl nicht hier. Da muss etwas anderes dahinterstecken."

"Etwas anderes", das ist im Fall von Marienkron das, was man als "Modell einer ganzheitlichen Spiritualität" bezeichnen könnte. Sr. Mirjam möchte aber nicht einfach den Aspekt "Seele" vom Kloster und den Aspekt "Leib" vom Kurhaus abgedeckt wissen: "Die Wurzel der Ganzheitlichkeit und die Kraft ihrer Auswirkung liegt nicht in der Kombination der beiden ,Institute', sondern in der benediktinischen Ausrichtung unseres Klosterlebens", sagt die Äbtissin. Das benediktinische Motto "Ora et labora" greift für sie zu kurz. Denn es geht nicht nur ums Beten und Arbeiten, es geht auch ums Essen und Schlafen, Lernen und Reisen, um Einsamkeit und Gemeinschaft. Sr. Mirjam nennt im Speziellen zwei "Werkzeuge" in Bezug auf die zahlreichen Gäste: um Verbindlichkeit und Unaufdringlichkeit: "Spiritualität mit Leib und Seele anderen erfahrbar zu machen setzt voraus, die eigene Lebensorientierung gefunden zu haben. Wir leben aus dem Bewusstsein, dass wir in allem Tun und durch alle Dinge Gott nahe sein können. Was für uns verbindlich ist, gilt aber nicht automatisch für andere. Die Gäste sollen daher in aller Freiheit ihren Bedürfnissen entsprechend das Haus und seine Angebote nutzen und darin dem eigenen Weg folgen, damit in allem Gott verherrlicht werde."

Die Möglichkeiten und Angebote für die Gäste des Hauses decken ein buntes und breites Spektrum ab: Zusätzlich zu den klassischen Kneipp-Anwendungen werden eine Fülle von weiteren Therapien, ärztlichen Untersuchungen und Analysen angeboten. Diäten, Gymnastikstunden, Schwimmbad, Sauna, Dampfbad gehören zum "Standardprogramm". Die Kurgäste haben im Rahmen des Klosters aber auch die Möglichkeit, die Stundengebete der Schwestern und die Messe mitzufeiern. Darüber hinaus werden psychosoziale Einzelberatung und geistliche Begleitung von eigens ausgebildeten Schwestern angeboten.

Leib und Seele, Körper und Geist. Auch das Ärzteteam arbeitet eng mit den Schwestern zusammen. Bei der Erstuntersuchung wird für die Kneippkurgäste ein persönlicher Behandlungsplan erstellt. Im Speisesaal, wo die Gäste einander regelmäßig zu den Mahlzeiten treffen, schlemmen die einen, die anderen nippen an klaren Suppen und Brottrunk. Viele wünschen sich, dass hier in Marienkron die mitgebrachten Kilos schmelzen. "Fat burning" mit Schwester Immaculata ist dabei auch eine Methode: Die Gymnastikstunden der fröhlichen jungen Schweizerin sind extrem anstrengend.

Für die Kneippkur-Gäste beginnt der Tag oft um vier Uhr früh: da bekommen sie zu trinken und einen Heusack auf die Leber gelegt. Es folgen Kneippanwendungen, Ruhezeiten, Gymnastik, Spaziergänge.

Kneippkur mit und ohne Teilnahme an Gottesdienst und Stundengebet, Fasten oder Schlemmen, anstrengende Gymnastik oder entspannende Stunden im Liegestuhl - der Gast stellt sich das Programm selbst zusammen: Zeit in Marienkron zu verbringen heißt, sich eine Aus-Zeit zu nehmen.

Äbtissin Sr. Mirjam formuliert das so: "Wir geben keine Kurse im Rahmen einer ,Spiritualität mit Leib und Seele', sondern wir dürfen hier in dieser Spiritualität leben: ein Geschenk und ständiger Anspruch." Dieses Zusammenspiel von Leib und Seele haben die Zisterzienserinnen in Marienkron schon vor vielen Jahren erkannt.

1955 wurde das Kloster durch das Stift Heiligenkreuz gegründet, der alte Pfarrhof von Schwestern aus dem deutschen Landshut bezogen. Zwei Jahre später begann der Bau des Klosters. Zunächst betrieben die Schwestern eine Landwirtschaft. 1960 wurden die ersten Gäste aufgenommen, und heute verfügt der moderne Kurbetrieb über mehr als 160 Betten. Der Konvent umfasst zur Zeit 18 Schwestern. Eine der Klostergründerinnen ist Schwester Rosaria Golsch, für viele "die Seele des Hauses": 34 Jahre lang stand sie der Klostergemeinschaft vor und leitete das Kurhaus, bevor sie 2001, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, ihr Amt als Äbtissin niederlegte.

Auch Yoga und Zen

Unter Sr. Rosaria wurde das Kloster immer wieder vergrößert und modernisiert. Sie wollte einen geeigneten Rahmen schaffen, um "die Menschen, die sich uns als Kurgäste anvertraut haben, zu ihrer Ganzheit zurückzuführen, damit sie froh in der Gegenwart leben können". Ein interessantes zusätzliches Angebot für die Gäste von Marienkron sind Yoga und Zen. Bis vor einiger Zeit leitete Sr. Rosaria selbst die Yoga-Kurse. Und ihre Nachfolgerin, Sr. Mirjam, sitzt in ihrer Ordenstracht am Boden und weist Interessierte in Zen-Übungen ein. Yoga und Zen stehen für sie in keinem Widerspruch zur christlichen Spiritualität.

Weihbischof Helmut Krätzl ist seit vielen Jahren Stammgast in Marienkron und bringt das breite Angebot auf den Punkt: "Die Zisterzienserinnen in Marienkron schaffen es meiner Meinung nach wunderbar, Wellness mit Spiritualität zu verbinden. Und das ,Wohlsein' betrifft doch wohl Körper und Seele."

Informationen: Zisterzienserinnen-Abtei Marienkron 7123 Mönchhof Klostergasse 3 Tel. 02173/80.205-0 www.marienkron.at

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