Leitfäden für Manager

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Beim Lesen der Managementbücher fragt man sich, wieso es überhaupt noch Konkurse gibt.

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Beim Lesen der Managementbücher fragt man sich, wieso es überhaupt noch Konkurse gibt.

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Als Geheimagenten sollen sie operieren, keinen falschen Ideen sollen sie aufsitzen, auf die unsichtbare Realität hinter den Dingen sollen sie hören: Liest man die Berater der Unternehmen, dürfte keines zugrundegehen. Hier vier Beispiele, die für eine Unzahl anderer stehen.

Agentenmäßig und verschwörerisch geht es Gerald Westerby an: "Auf feindlichem Gebiet - Wissen und Praktiken des Mossad im Business nutzen". Denn die Agenten, erklärt er mit allen aufregenden Einzelheiten, treten stets als wirkliche Unternehmer oder als falsche Geschäftsleute auf. Sein Buch liest sich dementsprechend mehr als bunte Abenteuergeschichte denn als trockene Darstellung wirtschaftlicher Methoden. Der Fächer reicht von der Rettung einer jüdischen Familie aus dem Jemen, die für die Übersiedlung nach Israel optierte, bis zu Spionage in Bagdad, Gegenterror und sonstigen Geheimoperationen. Das alles klingt spannend, erst am Ende des Buchs fragt man sich, was das alles mit Business zu tun habe. Natürlich hat man die Seiten mit den trockenen Lehren übersprungen. Die sind wirklich recht gut. Zum Erfolg, lautet die Botschaft, brauche man Geduld, gründliche Vorbereitung und konsequente Beharrlichkeit. Wer das bisher nicht begriffen hat, dem wird das Buch aber auch nicht helfen. Doch hier werden Mittel und Methoden beschrieben, auf die der gewöhnliche Unternehmer besser verzichten sollte. Hinter ihm steht ja im Notfall keine schützende Macht.

Um konkrete Methoden und Maßnahmen auf dem Boden der praktischen Erfahrung geht es hingegen den McKinsey-Mitarbeitern Mehrdad Baghai, Stephen Coley und David White in "Alchemie des Wachstums - Die McKinsey-Strategie für nachhaltig profitable Unternehmensentwicklung". Wie stellt ein Unternehmen fest, wo die Möglichkeiten für sein Wachstum liegen? Wie entwickelt man eine wachstumsorientierte Unternehmenskultur, um die Trägheit des Apparats zu überwinden? Wie groß sollen die Schritte sein, in denen man die Impulse für das Wachstum eines Unternehmens setzt, wie sichert es sein Wachstum für längere Perioden? Anhand detaillierter Angaben über Erfolge wie Misserfolge und ihre Überwindung zeigen die Autoren, wie man dauerhaftes Wachstum erreicht. Dahinter steht nicht nicht nur die Arbeit der drei Autoren, sondern die imposante Erfahrung und Fallsammlung der Unternehmensberatung McKinsey.

Auf einer ganz anderen Ebene arbeitet Norbert Bolz in "Die Wirtschaft des Unsichtbaren. Spiritualität - Kommunikation - Design - Wissen: Die Produktivkräfte des 21. Jahrhunderts." Das Buch ist so etwas wie eine Einführung in jenen Teil der Wirtschaft, der sich schnell als der wirklich neue heraus stellt, den virtuellen also. Zwar weiß niemand so ganz genau, was damit gemeint ist. Aber zum Arbeiten mit dem, was hinter dem Sichtbaren steht, will Bolz schließlich seine Leser anregen. Ansätze mag es immer schon gegeben haben, doch heute müsse man ernsthaft anfangen, sich mit der praktischen Anwendung des Virtuellen zu befassen. Dazu genüge nicht einfach eines der bekannten How-to-Muster, sondern man müsse sich zuerst ein Verständnis für die Gegebenheiten erarbeiten. Bolz meint zum Beispiel, durch die Auflösung der "Elefanten der Kommunikation" in "diversifizierte, differenzierte Massenmedien" könnten Konsumentenmassen in Nischenleser und -zuschauer verwandelt werden. Die Massenmedien zeigen damit ihre Fähigkeit zur Auflösung und Kombination, meint er. Am Ende stehe "nicht der einzelne, sondern die Wahlgemeinschaft". Nur in diesem neuen Kontext könne man dann erfolgreich Kunden ansprechen. Globalisierung bringe Stammesdenken hervor, der Einzelne brauche nachbarliche Gewissheiten, auch wenn sich die Gemeinsamkeit über das Internet mit Menschen in Mexiko oder Neuseeland abspielt. Man sieht das sehr gut an den Diskussionsforen.

Aber wie soll der Unternehmer mit dieser sich verwandelnden Welt fertig werden? Bolz führt in seinem Buch durch die eindrucksvolle Landschaft dessen, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt. Sein Rat, um sich in dieser neuen Landschaft zurechtzufinden, lautet, frei nach von Hayek und Schumpeter: "Innovation aus Irritation ... Das Bessere ist nämlich der Feind des Guten, nicht seine Steigerung."

Mit einer grundsätzlichen Gebrauchsanweisung für den Erfolg von Menschen wie Ländern im jungen Jahrhundert beschäftigt sich der Alt-Guru Peter F. Drucker in "Management im 21. Jahrhundert". Ihm geht es nicht um Strategie, Führung, technologische Entwicklung. Die Fragen, die er stellt, seien "für die Menschen allgegenwärtig ... Diejenigen, die diese Herausforderungen ihrer gegenwärtigen Arbeit zugrunde legen und so sich selbst und ihre Institutionen auf die neuen Herausforderungen vorbereiten, werden die Führungskräfte sein, denen die Zukunft gehört." Die Botschaft besteht letzten Endes darin, mit vielen Einzelheiten zu zeigen, daß ein großer Teil oder gar alle bisher gängigen Managementtheorien, einschließlich seiner eigenen, überholt sind und oft genug falsch waren. Das wäre an sich nicht neu. Er erwähnt Mary P. Follet (1868 bis 1933), deren Thesen von der zeitgenössischen Wissenschaft als unhaltbar abqualifiziert und 30 Jahre später neu entdeckt wurden und heute noch als wichtig gelten. Natürlich gibt es mittlerweile Unternehmen, die mit neuen Methoden arbeiten, daher kann Drucker mit Beispielen zeigen, wie man mit den neuen satte Gewinne einfährt. Was in diesem Buch fehlt, ist freilich ein Kriterium, wie man das Falsche an den etablierten betriebswirtschaftlichen Ideen, einschließlich seiner eigenen, jetzt und nicht erst im nächsten Jahrzehnt erkennt.

Auf feindlichem Gebiet - Wissen und Praktiken des Mossad im Business nutzen. Von Gerald Westerby. 288 Seiten, geb. öS 423,-/e 30,74 Die Alchimie des Wachstums - Die McKinsey-Strategie für nachhaltig profitable Unternehmensentwicklung. Von Mehrdad Baghai, Stephen Coley und David White. 272 Seiten, geb., öS 496,-/e 36,05 Die Wirtschaft des Unsichtbaren. Spiritualität - Kommunikation - Design - Wissen: Die Produktivkräfte des 21. Jahrhunderts. Von Norbert Bolz. 240 Seiten, geb., öS 350,-/e 25,44 Management im 21. Jahrhundert Von Peter F. Drucker. 272 Seiten, geb., öS 423,- /e 30,74 Alle: Econ Verlag, München 1999

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