Akupunktur Nadeln - © Foto: iStock/miljko

Long Covid: Mit Nadeln gewappnet

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Dass es bislang keine etablierten Therapien gegen Long Covid gibt, ist für Betroffene frustrierend. Doch die Akupunktur kann bei allen Symptomen helfen.

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Dass es bislang keine etablierten Therapien gegen Long Covid gibt, ist für Betroffene frustrierend. Doch die Akupunktur kann bei allen Symptomen helfen.

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Ab 30. Juni sollte das Land also wieder im „Normalbetrieb“ sein. Fast drei Jahre nach den ersten bestätigten Infektionsfällen in Österreich wurde der Fahrplan zum Beenden der Corona-Maßnahmen verkündet. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) lieferte das Motto dazu: „Die Pandemie geht, das Virus bleibt, und wir werden damit umgehen können.“ Eines ist sicher: Auch Long Covid wird bleiben. Der Begriff bezeichnet Symptome, die mehr als vier Wochen nach Ansteckung mit dem Coronavirus fortbestehen, sich verschlechtern oder neu auftreten. Diese Langzeitfolgen umfassen ein Spektrum von ca. 200 Symptomen. Zu den häufigsten gehören Müdigkeit und Erschöpfung, teils bis zur Bettlägerigkeit. Manchmal stehen Kopfschmerzen oder psychosomatische Beschwerden im Vordergrund. Der viel beschriebene „Brainfog“ bezeichnet Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Auch die Lunge kann langfristig unter dem Coronavirus leiden – Störungen der Atemmechanik bis hin zur Atemnot zählen ebenfalls zu den Long Covid-Symptomen.

Punkt des „göttlichen Gleichmuts“

Monate nach ihrer Erkrankung schaffen es viele Betroffenen nicht, einst problemlose Anforderungen im Beruf und im Privatleben zu meistern. So berichten Ärzte von ehemaligen Leistungssportlern, die kaum noch 200 Meter gehen können, oder von Menschen Mitte 30, die bereits um Pflegegeld ansuchen müssen. Selbst unter Kindern und Jugendlichen finden sich laut aktuellen Schätzungen rund zehn Prozent, die drei Monate nach überstandener Covid-Erkrankung belastende Symptome aufweisen. Zwar gibt es vielfältige Rehabilitationsmaßnahmen, aber noch sind keine etablierten Therapien verfügbar.

Akupunktur kann hier jedenfalls eine wichtige Hilfe sein, wie Michaela Bijak berichtet. Das komplementärmedizinische Verfahren bietet eine „Regulationstherapie“, mit der sich Fehlfunktionen im Körper behandeln lassen. Die Wiener Allgemeinmedizinerin verweist auf die nachgewiesenen Effekte der Akupunktur, die u. a. schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und entspannend wirkt. „Patienten und Patientinnen mit Long Covid sind oft antriebslos und ohne Energie; das Essen schmeckt ihnen über lange Zeit nicht. Akupunktur fördert die Durchblutung des Magen-Darm-Trakts; dadurch verbessert sich die Verdauung. Die bessere Versorgung mit Nährstoffen wirkt sich dann positiv auf den Energiehaushalt aus.“

Essen, Trinken und Atmen galten im alten China als Ansatzpunkte der Therapie und Gesundheitsförderung. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) basiert auf der sorgfältigen Beobachtung von Körper-Geist-Prozessen und beschreibt Meridiane bzw. Leitbahnen, in denen die Lebensenergie fließt. Energetische Schwächen stehen laut TCM mit spezifischen Organsystemen in Zusammenhang und können über die Stimulation bestimmter Punkte an der Körperoberfläche ausgeglichen werden. Welche sind bei Long Covid relevant? „Es gibt einen Akupunkturpunkt in der Mitte des Brustbeins, der für die Atemenergie wichtig ist“, erläutert die Ärztin. „Unterhalb des Knies befindet sich ein Punkt für den Magen: Man spricht vom ‚Dreimeilenpunkt‘ des Beins, weil man dort gleichsam die Energie für längere Märsche findet, oder auch vom Punkt des ‚göttlichen Gleichmuts‘ und der ‚asiatischen Ruhe‘. Denn den Organsystemen werden in der TCM auch psychische Funktionen zugeordnet.“

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