Markus Hengstschläger: "Brisanter und schwieriger als je zuvor"
Genetiker Markus Hengstschläger über menschliche Optimierung, Designer-Babys und Transhumanismus
Genetiker Markus Hengstschläger über menschliche Optimierung, Designer-Babys und Transhumanismus
Wenn es um die großen Zukunftsfragen geht, ist Markus Hengstschläger ein guter Ansprechpartner. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschafter leitet das Institut für Medizinische Genetik an der MedUni Wien und ist u. a. stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethik-Kommission sowie des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. Die FURCHE wollte wissen, wie der Experte transhumanistische Ideen vor dem aktuellen Horizont der biotechnologischen Möglichkeiten sieht. Das Interview wurde schriftlich geführt.
DIE FURCHE: Menschliche Optimierung und Übersteigerung werden heute unter dem Begriff des "Human Enhancement" kontrovers diskutiert. Halten Sie diese Idee grundsätzlich für legitim?
Markus Hengstschläger: Oft wird argumentiert, dass "Enhancement" dort beginnt, wo man über das Wiederherstellen von eigentlichen Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen hinausgeht. Aber der menschliche Körper kann ja eigentlich nicht fliegen oder sich mit über 100 km/h fortbewegen. Erst durch die eigentlich noch relativ jungen Entwicklungen des Flugzeuges oder des Autos ist der Mensch dazu gewissermaßen in der Lage. Was also ist mit einem Hörgerät, das nicht nur die eigentliche Fähigkeit des menschlichen Hörens wiederherstellt, sondern es auch ermöglicht, mehr bzw. andere Frequenzen zu hören? Einer Brille, die den Menschen auch im Dunkeln sehen lässt? Medikamenten, die den Menschen länger wach und konzentriert bestimmte Arbeiten verrichten lassen, oder seine Muskeln länger belastbar machen? Oder dem in Hollywood oft strapazierten Bild von Cyborgs, also Mischwesen aus Mensch und Maschine, die viel schneller und stärker sind, als es ein Mensch eigentlich sein könnte? Andererseits hat Elon Musk gerade verkündet, über das Start-Up Unternehmen "Neuralink" Technologien anbieten zu wollen, die menschliche Gehirne mit Computern verbinden können. Die Frage, ob all das legitim ist, scheint brisanter, individueller und schwieriger beantwortbar als je zuvor.
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