Corona-Krise - In China gibt es nun Hoffnung, dass es bezüglich der Ausbreitung des Coronavirus zu einer Stabilisierung kommt. Doch das Land wird längerfristig mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen haben (Bild: Supermarkt in Hongkong). - © Foto: APA / AFP / Philip Fong

Coronavirus: Mikrobische Akteure

19451960198020002020

Nicht nur der Mensch, auch die Natur macht Geschichte: Der Ausbruch des Coronavirus in China ist das bislang jüngste Beispiel dafür, wie winzige Krankheitserreger die Zeitläufte beeinflussen können.

19451960198020002020

Nicht nur der Mensch, auch die Natur macht Geschichte: Der Ausbruch des Coronavirus in China ist das bislang jüngste Beispiel dafür, wie winzige Krankheitserreger die Zeitläufte beeinflussen können.

Werbung
Werbung
Werbung

Die Aufgabe von Viren ist simpel: Sie sollen ihre Existenz sichern und sich weiter verbreiten. Das macht den infizierten „Wirt“ (Menschen, Tiere) zu einer „Virenschleuder“ – und den Virus mitunter zu einem Akteur im weltpolitischen Maßstab. Auch der neuartige Coronavirus (Covid-19) sorgt bereits für Weltgeschichte. Ebenso „viral“ hat sich die Angst verbreitet, die mit ihm verbunden ist.

Dass das Auftreten einer gesundheitlichen Krise auch wirtschaftliche Konsequenzen hat, ist in einer Zeit intensiver globaler Handelsverbindungen besonders drastisch. Bereits die Virenkrankheit SARS in den Jahren 2002/03 hatte ökonomischen Folgen in ganz China: Die Ausbreitung der Krankheit kostete das Land damals mehr als ein Prozent des Jahreswachstums. Damals betrug der chinesische Anteil an der Weltwirtschaft circa fünf Prozent. Mittlerweile sind es 16,5 Prozent, China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ein regionaler Infekt strahlt heute noch viel weiter aus. Das betrifft übrigens auch Österreich: Im Vergleich zur SARS-Krise vor 17 Jahren sind die chinesischen Exporte nach Österreich­ um das Vierfache angewachsen; umgekehrt haben sich die heimischen Exporte nach China seither verdreifacht.

Intensive globale Verflechtung

Da China heute der weltweit wichtigste Akteur auf den Rohstoffmärkten ist, hat die Corona-Krise nun zu einem Preisverfall von Industriemetallen geführt. Der Ölpreis ist seit Ausbruch der Epidemie um fast ein Viertel gesunken. Auch die Autozulieferindustrie ist betroffen, denn in China standen die Bänder von vielen großen Autobauern still. Längerfristige Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten werden befürchtet. Nun gibt es Hoffnung, dass sich die Lage stabilisiert: Das Land werde den Kampf gegen den Virus-Ausbruch gewinnen, verlautbarte kürzlich der chinesische Präsident Xi Jinping. Doch eines steht fest: Ein winziger Krankheitserreger hat es geschafft, dass die aufstrebende Welt- und Wirtschaftsmacht nicht ungeschoren davonkommen wird.

„Langfristig bestimmt die Natur die Geschichte und jeder, der das abstreitet, darf wahlweise als Narr oder Hasardeur bezeichnet werden“, meint Sebastian Jutzi in seiner Sammlung historischer Episoden, die zeigen sollen, „wie Natur Geschichte macht“: Früher habe es immer wieder „natürliche Ereignisse, Entwicklungen oder Zufälle gegeben, die den Gang der Zeitläufte entscheidend beeinflussten und ohne die wir in einer anderen Gegenwart leben würden“, so der Journalist, der heute die Wissenschaftsredaktion des Paul Scherrer Instituts für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz leitet. Wetter und Klima, Gestirne und Meteoriten, Vulkane und Mikroorganismen, Tiere und Pflanzen spielen auf der Bühne der Welthistorie oft eine tragende Rolle, wie Jutzi in mehr als 50 Beispielen vor Augen führt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung