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Mit Laserkanonen das Ozonloch stopfen

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Wissenschaftler an der Universität Essen haben mit futuristischen Plänen aufhorchen lassen1': Im Auftrag der Daimler -Benz-Airospace AG untersuchten sie Chancen und Möglichkeiten einer Beperatur des „Ozonlochs” vom All aus; und zwar durch den Beschuß der Stratosphäre mit elektromagnetischen Wellen.

Normalerweise wird Ozon erzeugt, indem ein Sauerstoffmolekül durch kurzwellige UV-Strahlung der Sonne gespalten wird und sich drei Sauerstoffatome zu Ozon (03) verbinden. Seit längerem ist Stratosphärenforschern aber bekannt, daß auch Läserlicht bei einer bestimmten Wellenlänge normalen Sauerstoff in Ozon umwandeln kann.

Die deutschen Wissenschaftler wollten nun wissen, ob mit zusätzlicher, künstlicher Energie aus Lasern die Sauerstoffmoleküle so angeregt werden können, daß auch langwelliges Sonnenlicht sie spaltet und sich Ozon bildet: Die Laserkanonen müßten zu diesem Zweck mit Trägerraketen (wie die europäische Ariane) ins All befördert und stationiert werden: Die dafür notwendige Energie könnte ein solcher Laser vom Sonnenlicht beziehen. Dazu müßten Sonnenspiegel entweder das Licht bündeln oder das Licht würde von Solarzellen gespeichert und umgewandelt werden, die

dann gezielt das Laserlicht abgeben könnten.

Das Ergebnis der Studie: die Laserkanonen wären tatsächlich in der Lage, aus etwa 300 Kilometern hohen Umlaufbahnen in die Stratosphäre zu schießen und dort die Produktion von Ozon zu erhöhen. Einige Dutzend solcher Kanonen würden genügen, um mit einem Dauerfeuer über besonders dicht besiedeltem Gebiet einen zusätzlichen Ozonfilm zu produzieren. Kritiker der Studie weisen jedoch darauf hin, daß dieses Projekt rund 100 Billionen Mark (!) kosten würde. Die Laser müßten außerdem etwa die Leistung eines größeren Kernkraftwerkes abstrahlen. Wissenschaftler der Universität Bremen beispielsweise sind außerdem davon überzeugt,' daß die zahlreichen Raketenstarts zum Transport und zur Wartung der Satelliten die Umwelt noch zusätzlich belasten würden.

In anderen Studien wurde untersucht, ob sich das Ozonloch nicht durch chemische Manipulation stopfen ließe: In die Stratosphäre versprühte Stoffe könnten das schädliche Chlor, das die Ozonschicht zerstört, binden und damit unschädlich machen. Allerdings herrscht über die Folgen dieses Eingriffs noch keine Gewißheit (nebenstehend dazu ein Interview mit dem Grazer Vorstand des Instituts für Meteorologie und Geophysik in Graz, Siegfried J. Bauer).

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