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Mond im Visier

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Die amerikanische Raumfahrtbehörde bemüht sich derzeit im Kongreß um die Genehmigung für zehn weitere Mondflüge nach der für Juli geplanten Apollo-Mondlandung. Mit beeindruckender Sachlichkeit argumentieren die Verantwortlichen der NASA für ihr Projekt einer gründlichen Erkundung des Mondes durch Astronautenexpeditionen in die wissenschaftlich interessantesten Mondgebiete.

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Die amerikanische Raumfahrtbehörde bemüht sich derzeit im Kongreß um die Genehmigung für zehn weitere Mondflüge nach der für Juli geplanten Apollo-Mondlandung. Mit beeindruckender Sachlichkeit argumentieren die Verantwortlichen der NASA für ihr Projekt einer gründlichen Erkundung des Mondes durch Astronautenexpeditionen in die wissenschaftlich interessantesten Mondgebiete.

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NASA-Direktor Dr. Thomas Paine und der Chef der Abteilung für bemannte Raumfahrt, Dr. George Müller, führen als ihre Hauptargumente an, daß ein „starkes“ Weltraumprogramm an sich schon gerechtfertigt sei, aber auch in breitestem Rahmen die Wirtschaft fördere.

Wie Dr. Müller schon am 11. März vor einem Unterausschuß des Repräsentantenhausausschusses für Wissenschaft und Raumfahrt ausgeführt hatte, sind bis in das Jahr 1972 jährlich zwei bis vier Mondflüge mit den aus dem Apollo-Programm verbleibenden Saturn- und Apollo-Geräten vorgesehen. Insgesamt werden je zehn Saturn-5-Raketen und komplette Apollo-Raumschiffe zur Verfügung stehen — von den ursprünglich je 15 Raketen und Raumschiffen, die vor fünf Jahren, als man noch mit mehr Versuchsflügen vor der Mondlandung rechnete, vom Kongreß genehmigt und bestellt wurden. Die NASA verfügt außerdem noch über die Mittel, um für drei weitere bemannte Mond-fiüge nach der für Juli 1969 erwarteten Mondlandung wissenschaftliche Instrumente anzukaufen und die Flugoperationen zu finanzieren. Die erste Mondlandung und die drei folgenden Flüge werden der Erforschung „der beiden Typen von Tieflandsgebieten oder .Meeren' und der beiden wichtigsten Arten von Hochländern“ auf dem Mond dienen. In jeder dieser Terrainkategorien — Ebene und Bergland — können die ausgewählten Landestellen mit der derzeitigen Apollo-Ausrüstung erreicht werden.

Der nächste nötige Schritt ist die Untersuchung der wichtigsten .Anomalien“ des Mondes — der Vulkane, der flußähnlichen Kanäle, der Bruchzonen und der Meteorkrater. „Wir würden sonst in der Mondforschung in den Fehler Leif Erik-sons verfallen, der dreihundert Jahre vor Columbus Amerika entdeckte, aber gleich wieder umkehrte und nicht wiederkam, weil er beim ersten Umblick nichts Interessantes fand“, meint Dr. Müller.

Diese Mondflüge bilden eine Ergänzung des Apollo-Anwendungsprogramms, in dessen Rahmen oberste Saturn-Stufen als Weltraumwerkstätten und Sonnenobservatorien eingesetzt werden sollen. Die Monderkundungsflüge wären, wie er meinte, „eine Art verbilligtes Sonderangebot“, da die dafür erforderlichen Trägerraketen und Apollo-Einrichtungen schon vorhanden sind. Gleichzeitig würde das Mondprogramm ein weiteres Schrumpfen des wertvollen technisch-industriellen Fachkräftestandes (der sich bereits von 400.000 im Spitzen jähr der Apollo-Entwicklung 1966 auf derzeit 200.000 verringert hat) hintanhalten, die kostspieligen Bodeneinrichtungen voll nützen und den USA in den nächsten ein bis zwei Jahren — Präsident Nixons Zustimmung vorausgesetzt — vermehrte Weltraumaktivität ermöglichen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Weltraumprogramms „verbreiten sich innerhalb unserer ganzen Gesellschaft“, führte. Dr. Müller aus. „Allenthalben hat es unseren Horizont erweitert; es ist der Nährboden für Erfindungskraft, Anreiz zu höherer Produktivität und für neue Präzisions- und Verläßlichkeitsnormen.“ Auf die oft gehörte Frage, wozu so viel Mittel für Raumfahrtprojekte aufgewendet werden sollten, wenn anderseits auf der Erde noch so viel Bedarf herrsche, laute seine Antwort, er taile die Ansicht, daß auf der Erde noch vielem Mangel abzuhelfen sei; daß seiner Meinung nach jedoch ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum gewährleistet sein müsse und dieses wiederum beruhe auf den Fortschritten der Technik.

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