Nobelpreis für Anton Zeilinger: Fernwirkung aus Stockholm
Anton Zeilinger wurde immer wieder als Kandidat für den Physik-Nobelpreis gehandelt. Heuer war es soweit. Mit dem Franzosen Alain Aspect und dem Amerikaner John Clauser wird er für seine bahnbrechende Forschung zur Quanteninformation ausgezeichnet.
Anton Zeilinger wurde immer wieder als Kandidat für den Physik-Nobelpreis gehandelt. Heuer war es soweit. Mit dem Franzosen Alain Aspect und dem Amerikaner John Clauser wird er für seine bahnbrechende Forschung zur Quanteninformation ausgezeichnet.
Wenn sich im Oktober die Blätter zu verfärben beginnen, sollte man als weltweit bekannter Wissenschaftler gefasst sein. Insbesondere wenn in der Nobelpreis-Woche das Telefon klingelt und eine schwedische Nummer am Display erscheint. Im Fall von Anton Zeilinger passierte dies am 4. Oktober um 11 Uhr vormittags. Er sei gerade zuhause mit einer wissenschaftlichen Publikation beschäftigt gewesen, als ihn seine Sekretärin mit einem Fremden aus Stockholm verbunden habe, berichtete Zeilinger gegenüber APA Science. Der Unbekannte war der Generalsekretär der Schwedischen Akademie. Er teilte dem österreichische Quantenforscher mit, dass es mit dem Nobelpreis ernst wird: „Das ist kein Fake.“
Als die drei Preisträger in Stockholm bekannt gegeben wurden, war Zeilinger bereits live zugeschaltet. „Ich war sehr überrascht, den Anruf zu erhalten, und stehe immer noch unter einem positiven Schock“, so seine erste Reaktion auf diese „großartige Anerkennung“. Eigentlich wollte er mit seiner Frau anstoßen, doch auch danach habe ständig das Telefon geläutet.
Schiere Begeisterung
Es ist die Pionierarbeit in der Quanteninformation, für die Zeilinger die Auszeichnung erhält – gemeinsam mit dem Franzosen Alain Aspect und dem US-Amerikaner John Clauser. So hätten die drei Physiker die von Albert Einstein so bezeichnete „spukhafte Fernwirkung aus der Theorie in die Praxis gebracht“, hieß es seitens des Nobelpreis-Komitees. In diesem quantenphysikalischen Zustand bleiben verschränkte Teilchen wie von Zauberhand miteinander verbunden und teilen ihre physikalischen Eigenschaften auch über große Distanzen.
Mit ihren „bahnbrechenden Experimenten“ zu solchen verschränkten Quantenzuständen hätten Zeilinger, Aspect und Clauser viele praktische Fragen um dieses rätselhafte Phänomen Stück für Stück beantwortet, so das Komitee. Damit hätten sie „den Weg für neue Technologien auf der Grundlage von Quanteninformationen geebnet“ – und damit die aktuellen Visionen rund um Quantencomputer, Quantennetzwerke und quantenverschlüsselte Kommunikation beflügelt.
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