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Österreichs Ferienparadies

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Wie sehr der Fremdenverkehr heute alle Zweige der Tiroler Wirtschaft durchdringt, wurde unlängst vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung eindeutig klargelegt; es stellte fest, daß der Fremdenverkehr 1961/62 (1. November 1961 bis 31. Oktober 1962) 39 Prozent des Volkseinkommens ausmachte. Mit anderen Worten: Von den Einnahmen des ganzen Jahres aus dem Fremdenverkehr entfielen pro Kopf der 463.000 Einwohner Tirols 723 5 Schilling. Bei den Bundesländern Salzburg und Kärnten mit gleichfalls bedeutendem Fremdenverkehr kam diese Quote auf 538 5 beziehungsweise auf 5128 Schilling.

Im Wirtschaftsjahr 1961/62 verbrachten rund 2,401.000 gemeldete Gäste 15,150.000 Nächte in Tirol, das sind 28 Prozent der gesamtösterreichischen Fremdennächtigungen. Davon waren 2,056.000 Ausländer mit 13,839.000 Nächtigungen, was 39,7 Prozent des gesamtösterreichischen Ausländerverkehrs ausmacht.

Der zur Verfügung stehende Beherbergungsraum umfaßt in gewerblichen Betrieben 91.500 Fremdenbetten, in Privatquartieren nahezu gleich viel, und zwar 88.500 Fremdenbetten. Zusammen ergibt das 180.000 Fremdenbetten, das sind 28 bis 29 Prozent von ganz Österreich.

Auf die starke Beeinflussung der Wettbewerbsverhältnisse des Beherbergungswesens durch die große Zahl der Privatbetten wird mit Berechtigung immer wieder hingewiesen, Anderseits stellt das Zimmervermieten an Fremde eine Nebenbeschäftigung der bäuerlichen Bevölkerung dar. Gerade auf den Gebirgsbauernhöfen, wo der karge Boden oft nicht einmal genug Viehfutter abwirft, ist damit ein zusätzlicher, unentbehrlicher Verdienst geboten, der zur Besitzfestigung beiträgt und die Landflucht hintanhäk.

Nach der oben zitierten Höhe des auf Tirol entfallenden devisenbringenden Ausländerverkehrs von 39,7 Prozent war im vergangenen Jahr ein Bruttoeingang an Devisen von 3,64 Milliarden für Tirol anzunehmen. Nach Abzug der auf Tirol entfallenden Ausgänge für Auslandsreisen entsprechend der Höhe der Einwohnerzahl kann für das abgelaufene Wirtschaftsjahr mit einem Devisenertrag aus dem Fremdenverkehr von 3,5 Milliarden Schilling für Tirol gerechnet werden, der dazu beiträgt, rund 47 Prozent des österreichischen Handelsbilanzpassivums zu decken.

Neben einem ansehnlichen Beherbergungsraum mit Komfort der den verschieden gestuften Ansprüchen der Gäste entspricht, verfügt Tirol

über eine große Zahl von Fremdenverkehrsein-nchtungen beziehungsweise Verkehrsmitteln. Außer den Autobuslinien der öffentlichen und privaten Hand, die in die entlegensten Nebentäler führen, sind hier als höchst bedeutende Einrichtungen die Seilbahnen und Lifte zu nennen, die in hohem Maß dazu beitragen, den

Winterfremdenverkehr weiter auszubauen. In Tirol stehen derzeit 27 Seilbahnen (inbegriffen Standseilbahnen und Doppelsesselbahnen) und 54 Sessellifte in Betrieb. Außerdem gibt es mindestens noch 207 Schlepplifte. Mit insgesamt 288 derartigen Anlagen steht Tirol an der Spitze aller übrigen österreichischen Bundesländer.

Eine weitere Stütze des Fremdenverkehrs ist ein der ständig zunehmenden Verkehrsdichte angemessenes Straßennetz. Auf diesem Gebiet

wird mit den' vorhandenen Mitteln das Bestmögliche geleistet, und das Straßenbauprogramm der nächsten Zeit sieht eine große Zahl von Verbesserungen des bestehenden Straßennetzes durch Ortsumfahrungen, Entschärfung von Steigungen, Begradigungen, Beseitigungen von Engstellen und gefährlichen Kurven vor. Der letzte außergewöhnlich harte Winter hatte allerdings so viele Frostaufbrüche auf den Straßen zur Folge, daß daraus der Landesbaudirektion unerwartete zusätzliche Belastungen finanzieller und organisatorischer Natur erwuchsen.

Das derzeit größte Straßenbauvorhaben Tirols ist das vor der Fertigstellung stehende Teilstück der Brenner-Autobahn Innsbruck—Schönberg mit der gigantischen Europabrücke, deren Stahltragwerk kürzlich geschlossen wurde. Mit der Freigabe dieses Abschnittes der Autobahn für den Verkehr noch vor den Olympischen Winterspielen wird wenigstens die steile, kurvenreiche Strecke der Brenner Straße über den Schönberg entlastet werden, die sich für einen flüssigen Verkehr sehr hemmend auswirkte. Hinsichtlich einer baldigen Weiterführung der Autobahn bis Kufstein wird wohl in nächster Zeit noch eine entsprechende Finanzierungsmöglichkeit zu finden sein.

Mit der Erwähnung der „Olympischen Winterspiele“ ist ein Stichwort gefallen, das zum Fremdenverkehr mannigfaltige Beziehungen besitzt. Daß Innsbruck für die Durchführung der Olympischen Winterspiele 1964 überhaupt ausersehen wurde, setzte schon das Vorhandensein beachtlicher Fremdenverkehrseinrichtungen voraus. Dazu gehören mit modernem Komfort ausgestattete LInterkünfte, ein gutes Verkehrsnetz, geeignete Skigelände mit gepflegten Pisten, Bergbahnen, Skilifte, Sprungschanzen, Kunsteisbahn, lauter Einrichtungen, die in Innsbruck und Umgebung schon bestanden, bevor die Stadt mit der Durchführung der Olympischen Winterspiele betraut worden war. Wenn dazu noch bedeutende neue Anlagen geschaffen wurden, so werden diese nicht bloß den Olympischen Winterspielen dienen, sondern den Fremdenverkehr Tirols auch für die weitere Zukunft befruchten, denn somit sind die Voraussetzungen für die Durchführung internationaler Großveranstaltungen geschaffen.

Bei den vorolympischen Wintersportbewerben im Januar und Februar dieses Jahres hat sich bereits gezeigt, daß sich ausländische Besucher nicht allein auf den Raum von Innsbruck beschränkten, sondern auch andere wintersportlich interessante Gebiete Tirols aufsuchten. So werden die Olympischen Winterspiele 1964 eine Werbung für ganz Tirol und darüber hinans für ganz Österreich bilden.

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