Permafrost Kitzsteinhorn Schnee Geröll - © Foto: picturedesk.com / EXPA / JFK

Permafrost: Der kalte Unsichtbare

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Er bedeckt fast viermal so viel Fläche wie die heimischen Gletscher – und geht im Rekordtempo verloren. Was wir bislang (nicht) über heimischen Permafrost und die gravierenden Folgen seines Rückgangs wissen.

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Er bedeckt fast viermal so viel Fläche wie die heimischen Gletscher – und geht im Rekordtempo verloren. Was wir bislang (nicht) über heimischen Permafrost und die gravierenden Folgen seines Rückgangs wissen.

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Ein Viertel der Erdoberfläche der Nordhemisphäre wird von Permafrost beeinflusst – also Untergrund, der mindestens zwei Jahre in Folge null Grad oder weniger hat. Wer bei dem Begriff zuerst an Sibirien denkt, irrt nicht, sind doch dort die größten Flächen. Weitere dauerhaft gefrorene Flächen finden sich in der Antarktis, Alaska, Kanada und im tibetischen Hochplateau. Doch auch in den Alpen, ab einer mittleren Höhe von 2500 Metern, gibt es Permafrost. In Österreich bedeckt er rund zwei Prozent der Staatsfläche, vor allem in den höchsten Lagen der Zentralalpen. Nachgewiesen ist er an Standorten in den Hohen und Niederen Tauern, im Dachstein-Massiv und in den Ötztaler Alpen. Wo er sich befindet, hängt von vielen Faktoren ab: dem Untergrund, der Topografie, der Exposition – und damit Besonnung – und der Temperatur.

Unterwegs in den Hohen Tauern

Sehen kann man ihn in den Alpen nicht. Die einzige Ausnahme sind Blockgletscher – gefrorene Schutt/Eis-Gemische, die sich langsam abwärts wälzen. Von ihnen gibt es tausende in den heimischen Alpen; seit den 1950er-Jahren verlieren sie laufend an Eismasse. Einer der größten findet sich im Dösental bei Mallnitz in Kärnten. Andreas Kellerer-Pirklbauer misst schon lange, wie er sich erwärmt und seine Geschwindigkeit verändert. Der Geograf lehrt und forscht an der Universität Graz und ist einer der versiertesten heimischen Permafrost-Experten. Seit 2006 betreibt er mit Kollegen ein Messnetzwerk im Kärntner und Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Forschende verwenden auch numerische Modelle, um Verteilung und Veränderung von Permafrost nachzuweisen. Diese sind aber auch nur so gut wie die Daten, mit denen man sie speist. Jene aus dem Messnetz in den Hohen Tauern helfen zu verstehen, was mit dem Permafrost in Zeiten der Klimakrise passiert. Deren Folgen haben die Alpen seit Beginn der Industrialisierung um zwei Grad erwärmt.

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