Pickerl am Packerl - oder der Etikettensalat

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Allein in Österreich sind bereits über 70 Gütezeichen für Lebensmittel zu finden. Nur ein geringer Teil davon versichert Bioqualität: 18 österreichische Biohandelsmarken, 7 Verbandslogos österreichischer Bioverbände und 9 Österreichische Bio-Kontrollzeichen weisen den Weg zu biologischer Qualität.

Spätestens nach der jüngsten Einigung, mit welchen Angaben Lebensmittel beschriftet sein sollen, ist die Kennzeichnung zum europäischen Thema geworden. Einheitliche Nährwertkennzeichnung, Mindestschriftgrößen, festgelegte Kontraste von Schrift- und Verpackungsmaterial für bessere Lesbarkeit sind Pflicht. Alle Produkte müssen mit Hinweisen auf Energie, Eiweiß, Kohlehydrat, Fett, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz gekennzeichnet werden.

Wollen Produkte als Bio- Lebensmittel gelten, können sie auf weitere Bezeichnungen und Logos zurückgreifen, seit 1. Juli 2010 sind die Bio-Verordnung (EG) 834/2007 und die Verwendung des EU-Bio-Logos für verpackte Biolebensmittel verpflichtend. Produkte mit dem Euroblatt müssen zumindest zu 95 Prozent aus Bestandteilen biologischer Herkunft bestehen oder aus ökologischem Anbau stammen, dürfen keine Geschmacksverstärker, keine künstlichen Aromen, Farb- und Konservierungsstoffe enthalten.

Zu diesen Etiketten kommen private, regionale oder nationale Gütesiegel. Bioverbandszeichen versichern, dass die damit markierten Produkte über die Standards der EU-Öko-Verordnung hinaus strengeren Bestimmungen entsprechen. Mit dem Logo der Biohandelsmarken unterwerfen sie sich ebenfalls den EU-Standards, grenzen aber ihre Produkte auf Warengruppen ein und wenden eigene Kriterien an. Mit den Ethik-, Umwelt- und Energiesiegeln sowie markenimmanenten Werbebotschaften oder Angaben zu Aromastoffen ergeben sich unüberblickbare 2700 zugelassene Kriterien.

Der Konsument müsste, will er alles verstehen, zum Lebensmittelsachverständigen werden. Fraglich ist, ob es einem Normalverbraucher gelingt, die hinter verschiedenen Logos steckenden Statuten zu erkennen und zu verstehen. Aufgedruckt werden darf, was Produzenten gefällt. Oft werden nur einzelne Aspekte für das Marketing hervorgehoben. Für solche Fälle verleiht die Deutsche Verbrauchervereinigung foodwatch jährlich den Goldenen Windbeutel für die dreisteste Werbeaussage. Dieses Jahr an die Milch-Schnitte von Ferrero für den Versuch, die fett- und zuckerreiche Milch-Schnitte als "leichte“ Zwischenmahlzeit zu verkaufen. Entschieden haben Zehntausende deutsche Verbraucher.

Die Essensfälscher. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen.

Von Thilo Bode, Fischer 2010

222 Seiten, kartoniert, e 15,40

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