Resilienz: Bleiben Sie biegsam!
Resilienz ist ein ambivalenter Begriff. Warum das Konzept der seelischen Widerstandskraft heute auch Unbehagen hervorruft.
Resilienz ist ein ambivalenter Begriff. Warum das Konzept der seelischen Widerstandskraft heute auch Unbehagen hervorruft.
Es gibt Bäume, die starkem Wind ausgesetzt sind, und dabei noch kräftiger werden. Jemand, der sich „wie ein Baum im Wind biegen kann, dann aber zu seiner ursprünglichen Gestalt zurückkehrt“ – so beschrieb der Soziologe Richard Sennett den „flexiblen Menschen“, exemplarisch für die „Kultur des neuen Kapitalismus“. Man könnte sich aber auch an den Kängurus ein Beispiel nehmen: Sie meistern die Herausforderungen des Autoverkehrs ebenso bravourös wie die Gefahr von Feuerstürmen. Nicht zuletzt verdeutlichen manche Werkstoffe, worum es geht: Gummi etwa schnellt selbst nach starker Belastung in seine ursprüngliche Form zurück. Die Welt der Bäume, das Reich der Tiere, das Arsenal der Werkstoffe – sie alle bieten treffende Bilder für das Konzept der Resilienz.
Selbstoptimierung und Burnout
Der Begriff wurde bereits im 19. Jahrhundert verwendet, um elastische Materialien zu kennzeichnen. Doch erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann seine beeindruckende Karriere. Grundlegend dafür war eine Studie, die Emily Werner und Ruth Smith auf Hawaii durchführten, um Kinder mit schwieriger Ausgangssituation über vier Jahrzehnte lang zu beobachten. Die Mehrheit stammte aus elenden Verhältnissen; viele Eltern waren Alkoholiker bzw. gewalttätig. Doch zur Überraschung der Psychologinnen entwickelte sich rund ein Drittel dieser Hochrisiko-Kinder auffallend gut: Als Erwachsene waren sie großteils gesund, allesamt berufstätig und meist in stabiler Ehe. Warum hatten sie das geschafft, während der Rest mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte? Die Forscherinnen beschrieben eine Reihe von günstigen Umständen, in denen sie Faktoren der inneren Widerstandsfähigkeit erkannten.
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