„Scheitert Mexiko, ist der Klima-Prozess tot“

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Sie startete als politisches Wunderkind: Connie Hedegaard, seit ein paar Wochen EU-Klimakommissarin, davor dänische Umweltministerin und damit Vorsitzende des letztjährigen Klimagipfels in Kopenhagen. Mit 25 Jahren gewann sie 1984 als jüngste Abgeordnete einen Sitz im dänischen Parlament; 1990 sattelte sie um in den Journalismus, wurde Kolumnistin und „Anchorwoman“, also eine Art dänische Ingrid Thurnher. 2004 ging es wieder zurück in die Politik und dieses Mal gleich auf die Regierungsbank – als Umweltministerin.

„Ich habe nie verstanden, warum die Umweltfrage ein Thema der Linken sein soll“, sagte die Politikerin der Konservativen Volkspartei einmal in einem Interview gegenüber der New York Times: „Nach meiner Ansicht gibt es nichts, das enger zu konservativen Überzeugungen gehört als das Thema, dass man das, was man besitzt, auch an die nächste Generation übergibt.“ Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen musste sie den Vorsitz schließlich an den dänischen Premierminister Lars Løkke Rasmussen abgeben. Ihre Verhandlungsführung hatte bei einigen Delegationen massive Kritik hervorgerufen. Vor allem einige Entwicklungsländer warfen ihr vor, sie würden nicht hinreichend in die Beratungen eingebunden.

Und auch bei einem Gespräch mit österreichischen Journalisten vergangene Woche in Brüssel blieb die Klimakommissarin auf Nachfrage der FURCHE bei ihrem Kurs: Dem von Boliviens Präsidenten Evo Morales im April initiierten alternativen Klimagipfel misst sie keine große Bedeutung bei:

Keine Klimakluft zwischen Arm und Reich

„Morales und Chávez (Venezuelas Präsident, Anm.) haben schon in Kopenhagen jede Kooperation mit dem Markt torpediert, doch ohne Einbindung des Marktes gibt es keine erfolgreiche Klimapolitik.“ Die Kluft zwischen den reichen und armen Ländern in Klimafragen sieht sie trotzdem nicht auseinandergehen und verweist als Bestätigung für ihre Meinung auf die jüngsten Klimaschutzinitiativen des äthiopischen Regierungschefs Meles Zenawi, der Klimastimme Afrikas schlechthin.

Nach dem durch Falschmeldungen verursachten Glaubwürdigkeitsverlust des Weltklimarats IPCC befragt, antwortete Hedegaard: „Als Politikerin kann ich nicht warten, bis es hundertprozentige wissenschaftliche Sicherheit gibt – ich muss früher reagieren. 2040 wird dieser Globus neun Milliarden Menschen zählen – da ist es in jedem Fall besser, energieeffizient zu wirtschaften.“

Hedegaard selbst präsentiert sich hingegen wie ein Wirbelwind – bei Voraussagen zum Klimagipfel im November in Mexiko bremst sie sich aber ein: Man dürfe nicht vor Mexiko unerreichbar hohe Ziele auftürmen und die Konferenz daran scheitern lassen. „Dann wäre der gesamte Prozess tot.“ (wm)

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