"Sozial, aber auch ökonomisch"

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DIE FURCHE: Wie genau funktioniert das Social Business-Modell, nach dem auch "Magdas Kantine" geführt wird?

Clemens Foschi: Social Business-Projekte stiften nicht nur einen sozialen Nutzen, sondern sind auch wirtschaftlich selbsttragend. Gewinne müssen reinvestiert werden und kommen so wieder sozialen Projekten zugute. Was dieses Projekt von anderen wie etwa dem Caritas-Lokal "Inigo" unterscheidet, ist, dass der Betrieb ohne Fördergelder und Spendengelder auskommen muss. Die Leute sind quasi am ersten Arbeitsmarkt beschäftigt.

DIE FURCHE: Welchen Unterschied macht dieses Modell für die Mitarbeiter?

Foschi: Geförderte Sozialprojekte bewegen sich innerhalb eines engen Rahmens, den der Fördergeber, etwa das AMS, vorgibt. Dort können Leute nur für sechs Monate beschäftigt werden, danach sollten sie in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden - was oft leider nicht gelingt, weil die Probleme von Langzeitarbeitslosen vielschichtig sind. Bei uns hingegen erhalten die Leute keine befristeten, sondern individuell zugeschnittene Dienstverträge. Manche Leute sind nach neun Monaten fit für einen herkömmlichen Betrieb, andere benötigen zwei Jahre.

DIE FURCHE: Nach welchen Kriterien suchen Sie Mitarbeiter für Social Business-Projekte aus?

Foschi: Wir wollen Leute integrieren, die aus verschiedenen Gründen am Arbeitsmarkt benachteiligt sind: Langzeitarbeitslose, Ältere, Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderung, psychisch Kranke, ehemalige Häftlinge und Freigänger. Diese heterogenen Teams arbeiten mit Profis aus der jeweiligen Branche zusammen. Wir können aber keine Leute anstellen, die in ihrer Produktivität stark eingeschränkt sind. Zwar sehen wir uns als Ausbildungsstätte, aber die Motivation und der Output müssen schon da sein.

DIE FURCHE: Mit welchen Herausforderungen sind Social Business-Betriebe konfrontiert?

Foschi: Soziale und wirtschaftliche Ziele müssen sich die Waage halten. Deswegen ist uns das nachhaltige Wirtschaften so wichtig: Wenn man zu viele Leute beschäftigt oder zu ambitionierte soziale Ziele hat, leiden die wirtschaftlichen Ziele darunter - und umgekehrt. In "Magdas Kantine" beschäftigen wir zu 50 Prozent benachteiligte Arbeitnehmer, im Falle der Althandy-Verwertung der Ö3 Wundertüte zu 80 Prozent. Wir versuchen diese Projekte sehr marktorientiert zu gestalten. Es soll nicht der Eindruck entstehen, es handle sich um eine geschützte Werkstätte. Wir wollen attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten.

DIE FURCHE: Welches langfristige Ziel verfolgen die Social-Business-Betriebe?

Foschi: Im Idealfall verlassen die benachteiligten Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit den Betrieb und finden einen Job in einem herkömmlichen Unternehmen. Damit machen die Leute Platz für neue benachteiligte Arbeitnehmer, die eine Chance bekommen. Im Falle des Althandy-Verwertungszentrums funktioniert das bereits, da vermitteln wir ständig Leute weiter. Die zwölf Mitarbeiter dort erwirtschaften jährlich fast 670.000 Euro Gewinn, der an die Caritas und an Licht ins Dunkel fließt. Man muss nur die richtigen Strukturen schaffen, um diese Leute sinnvoll einzubinden.

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