Stopp Corona-App: Digitales Händeschütteln
Corona hat das bislang größte Experiment zur Gesundheitsüberwachung per Handy in Gang gesetzt. Die „Stopp Corona“-App soll künftig eine größere Rolle spielen, um die Pandemie zu bekämpfen.
Corona hat das bislang größte Experiment zur Gesundheitsüberwachung per Handy in Gang gesetzt. Die „Stopp Corona“-App soll künftig eine größere Rolle spielen, um die Pandemie zu bekämpfen.
Menschen, die wie gebannt auf ihr Smartphone starren, finden sich überall: auf dem Gehsteig, im Bus oder in der U-Bahn. Auf ihren Handys haben sie Apps installiert, die ihre Aufmerksamkeit erfolgreich einfangen: zum Zeitvertreib, zum Spielen, zum digitalen Plaudern. Im Vergleich zu Facebook, Instagram & Co ist die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes nur mäßig erfolgreich – obwohl sie bei der akut wichtigsten gesellschaftlichen Aufgabe hilfreich sein könnte. Aktuell gibt es mehr als 1,2 Millionen Downloads. Seit dem Update der Google/Apple-Schnittstelle im Juni haben mehr als 3500 Personen eine Corona-Verdachtsmeldung und mehr als 3400 Personen eine Erkrankungsmeldung abgegeben. Letztere haben sich in nur drei Wochen mehr als verdreifacht.
„Die App bildet das Infektionsgeschehen gut ab. Tausende Infektionsketten wurden dadurch unterbrochen“, sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, zur FURCHE. „Jeder Download zählt. Derzeit liegen wir da im europäischen Mittelfeld, es ist aber noch viel Luft nach oben.“
Schwieriges Contact-Tracing
Angesichts der verschärften Situation haben Foitik, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sowie Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres zu Beginn des aktuellen Lockdowns gemeinsam an die Bevölkerung appelliert, die „Stopp Corona“-App zu nutzen. Damit könne jeder Bürger einen Beitrag leisten, um das Virus einzudämmen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Das Prinzip von „Stopp Corona“ ist simpel: Bereits zwei Tage vor den ersten Symptomen sind Corona-Betroffene stark ansteckend. Die App benachrichtigt daher all jene Menschen, mit denen eine erkrankte Person in den zwei Tagen zuvor Kontakt hatte – registriert als digitaler „Handshake“. Wenn sich alle, die davon informiert werden, selbst isolieren, wäre eine weitere Ausbreitung verhindert. „Nachdem das Contact-Tracing immer schwieriger geworden und teils ausgefallen ist, ist die App eine wesentliche Hilfe bei der Unterbrechung der Infektionsketten“, betonte Szekeres.