
Symposion Dürnstein: „Sklaven der Reize“
Wir leben längst in einer neuromanipulierten Welt. Höchste Zeit, sich um Schutzmechanismen zu sorgen. Nachbetrachtungen zum Symposion Dürnstein 2023.
Wir leben längst in einer neuromanipulierten Welt. Höchste Zeit, sich um Schutzmechanismen zu sorgen. Nachbetrachtungen zum Symposion Dürnstein 2023.
Auf der Heimfahrt vom Symposion Dürnstein: Drei Unterstufen-Schüler sitzen im Schnellzug nach Wien vor den Türen. Jeder hat das Smartphone gezückt, wie gebannt starren sie auf den kleinen Bildschirm – abgetaucht in eine Welt, in der Kurzvideos rasant ineinander übergehen. Es wirkt wie eine kleine Reprise des großen Themas beim Symposion, wo u. a. darüber diskutiert wurde, wie der Mensch zunehmend in der digitalen Umwelt versinkt. Die Szene im Zug könnte zugleich als Vorspiel einer aktuellen Entwicklung gesehen werden: dem Vormarsch von Virtueller Realität (VR). „Immersion“ ist der Fachbegriff für einen VR-Effekt, der das virtuelle Umfeld als real erscheinen lässt. Das Bewusstsein, illusorischen Reizen ausgesetzt zu sein, geht dabei verloren.
Das Stirnhirn stärken
„Wir sind Sklaven der Reize“, hatte Lutz Jäncke ins Publikum gedonnert. „Um uns zu befreien, müssen wir das Stirnhirn stärken. Dort sind die höheren Fähigkeiten zur Selbstreflexion und Selbstkontrolle lokalisiert.“ In seinem Vortrag skizzierte der emeritierte Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich stimmgewaltig, wie wichtig das Stirnhirn (Frontalcortex) ist, um lustvollen Verlockungen zu widerstehen. „Der Mensch hat die Fähigkeit, auf unmittelbare Belohnungen zu verzichten, um längerfristige Ziele zu verfolgen. Diese Fähigkeit ist heute massiv bedroht. Im Internet-Zeitalter müssen wir vor allem eines üben: Selbstdisziplin.“
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