Überall Leitern zum Herumsteigen

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"Da war ich dann also wirklich im Allerheiligsten der Bibliothek. Ich kann dir sagen, ich habe die Empfindung gehabt, in das Innere eines Schädels eingetreten zu sein; rings herum nichts wie diese Regale mit ihren Bücherzellen, und überall Leitern zum Herumsteigen, und auf den Gestellen und den Tischen nichts wie Kataloge und Bibliographien, so der ganze Succus des Wissens, und nirgends ein vernünftiges Buch zum Lesen, sondern nur Bücher über Bücher …"

Soweit die Erfahrungen des Generals, der in Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften" die Wiener Hofbibliothek besucht. Die Veranstaltung "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek", die diesen Oktober stattgefunden hat, ließ aber mehr als eine halbe Million Besucherinnen und Besucher feststellen, dass Bibliotheken keine verstaubten Lagerhallen, sondern höchst lebendige Orte sind.

Sie sind in den Büchern

Im November meldet sich nun der Buchhandel zu Wort, um zum Lesen (und Kaufen) zu verführen. Eine mehrtägige Lesefestwoche begleitet in Wien die erste internationale Buchmesse BUCH WIEN. Die Veranstaltungen locken nicht nur aufs Messegelände, sondern durch die ganze Stadt. Die Literatur aus Österreich, sei es von österreichischen Autorinnen und Autoren oder übersetzte Literatur aus heimischen Verlagen, kann sich dabei durchaus sehen lassen. Neben zahlreichen Debütantinnen und Debütanten, denen sich das nächste BOOKLET widmen wird, gibt es auch vieles wiederzuentdecken. Zum Beispiel Ruth Klügers Buch "weiter leben", das während der Buchmesse kostenlos in der Stadt verteilt werden wird.

Vor allem für Kinder- und Jugendliche bietet die Lesefestwoche ein umfangreiches Programm. Der medialen Unterbelichtung des anspruchs- und kunstvollen Bereichs der Literatur für junge Leserinnen und Leser begegnet jedes BOOKLET mit einer eigenen Seite. Monatlich wird ein Lektorix prämiert, ausgewählt gemeinsam mit der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur (STUBE) und dem Institut für Jugendliteratur.

Buchhandlungen und Bibliotheken sind übrigens auch dann höchst lebendige Orte, wenn keine Lesungen, Vorlesestunden, Literaturwanderungen, Bilderbuchkinos, Lesenächte, Lesefeste, Workshops oder Buchausstellungen stattfinden. Denn wie schrieb Rainer Maria Rilke in den "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" über die Pariser Bibliothèque Nationale: "Es sind viele Leute im Saal, aber man spürt sie nicht. Sie sind in den Büchern. Manchmal bewegen sie sich in den Blättern, wie Menschen, die schlafen und sich umwenden zwischen zwei Träumen."

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