Warum Automobilkonzerne wieder auf Knöpfe statt Touchscreens setzen
Die Tech-Konzerne haben Schalter und Drehknöpfe konsequent durch Touchscreens ersetzt. Doch die Benutzerfreundlichkeit ließ zu wünschen übrig: Viele Kunden waren genervt. Jetzt feiert die analoge Steuertechnik in allen Bereichen ein Comeback.
Die Tech-Konzerne haben Schalter und Drehknöpfe konsequent durch Touchscreens ersetzt. Doch die Benutzerfreundlichkeit ließ zu wünschen übrig: Viele Kunden waren genervt. Jetzt feiert die analoge Steuertechnik in allen Bereichen ein Comeback.
Als der Autobauer Cadillac 1912 für sein „Model 30“ einen elektrischen Anlasser präsentierte, war dies eine technische Sensation: Der Chauffeur musste das Fahrzeug nicht mehr mit einer Kurbel von Hand starten, sondern konnte einfach einen Knopf drücken. Der Starter, ein frühes Fahrassistenzsystem, wurde fortan serienmäßig in Fahrzeugen verbaut. Auch das elektrische Klaxon-Horn gehörte bald zur Grundausstattung der Automobile, die damals noch aufgemöbelte Postkutschen mit Verbrennungsmotor waren – die Knöpfe wurden nicht auf dem Armaturenbrett, sondern an der Lenkradstange installiert.
Die Medienwissenschafterin Rachel Plotnick beschreibt in ihrem Buch „Power Button“, wie mit der Elektrifizierung und der Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine Reihe von Druckknopfmechanismen entstand: Türklingeln, Fahrstühle, Fotoapparate. Die Eastman Company bewarb in einer Reklame 1890 ihre Kodak-Kamera mit dem programmatischen Slogan: „Sie drücken auf den Knopf, wir machen den Rest.“ Als Fahrstühle noch mit Flaschenzugmechanismus gesteuert werden mussten, brauchte es Fahrstuhlführer, die die Kabine von Hand aufzogen. Man war von ihnen abhängig, und wenn sie streikten, standen alle Räder still. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die ersten elektrischen Personenaufzüge in Gebäuden installiert wurden, wurden die Liftboys allmählich arbeitslos. Jedes Kind konnte nun per Knopfdruck einen Aufzug bedienen.
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