"Freunde, um es kurz zu machen, Aids hat die Regeln neu geschrieben", sagte UN-Aids-Chef Peter Piot zum Abschluss der 15. Welt-Aids-Konferenz in Bangkok. "Wenn die Weltgemeinschaft nicht schnell handelt, wird die Epidemie nach Afrika auch Asien heimsuchen. Wir haben Medikamente, wir können aufklären, wir können pflegen", sagte Piot, "aber wir brauchen viel mehr Geld." Wer gibt wie viel und wofür - darum ging es letzte Woche in Bangkok.
US-Aids-Hilfe ausgebuht
Der größte Geldgeber im Kampf gegen Aids wurde aber bei der Konferenz ausgebuht, während man einem alten Mann mit dünner Brieftasche zujubelte: Der erste war Randell Tobias, der das Aidsprogramm der USA verteidigte. Der zweite war Nelson Mandela, der zu Spenden für den Globalen Aidsfonds aufrief. Die beiden Männer sind Botschafter zweier verschiedener Konzepte gegen Aids.
Das US-Konzept lautet: 15 Milliarden Dollar für 15 von den USA auserwählte, besonders schlimm von Aids betroffene Länder. Dabei dürfen billige Nachfolgepräparate von Aids-Medikamenten nur nach Genehmigung der US-Gesundheitsbehörde gekauft werden. Und ein Teil des Geldes muss für Abstinenzprogramme verwendet werden. Der Globale Fonds hingegen ist unabhängig. Jedes bedürftige Land kann Hilfe beantragen. Keiner der Spender hat Einfluss auf die Vergabe.
Mehr Rechte für Frauen
UN-Aids-Chef Piot vertrat die Ansicht, den betroffenen Ländern nicht von außen vorzuschreiben, was sie zu tun hätten. Darüber hinaus verlangte Piot, intensiver an chemischen Verhütungs- und Virenschutzmitteln für Frauen und an einem Impfstoff zu arbeiten.
Um das Problem HIV an der Wurzel anzugehen, müssen Frauen respektiert werden und mehr Rechte bekommen - darin war sich die Konferenz einig. Weitere Forderungen sind: Drogenabhängige sollen nicht länger kriminalisiert werden und müssen saubere Spritzen er halten. Pharmakonzerne sollen Patente auf ihre Medikamente freigeben und die Preise senken.
Während des sechstägigen Treffens haben sich weltweit rund 84.000 Menschen neu infiziert. Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit dem Virus. Gleichzeitig gibt es 15 Millionen Aidswaisen.
Internet: http://www.unaids.org;
http://www.theglobalfund.org
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