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Digital In Arbeit

Zu wenig PS für den Datenhighway

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Österreich hat einen großen Nachholbedarf bei Computern und Telekommunikation.

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Österreich hat einen großen Nachholbedarf bei Computern und Telekommunikation.

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Auf einem schlechten Acker kann man keine Bekordernte erwarten." Peter Kotauczek, Präsident des Verbandes der österreichischen Softwareindustrie (VÖSI) zeigt sich nicht sehr begeistert von Österreich als Standort für Computertechnologie. „Die Bundesregierung soll ihre längst angekündigte Informationstechnologie-Offensive nun endlich in die Tat umsetzen", fordert Kotauczek.

Die österreichische Telekommunikationsindustrie - zum Großteil gleichbedeutend mit der Produktion von Software - macht laut einer Studie der American University Washington nur rund ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. In Schweden beträgt der vergleichbare Wert 1,3 Prozent, in den USA 2,8 Prozent. Auch gibt es kein einziges heimisches Unternehmen, das am Sektor Telekommunikation / Software/Hard wäre international eine bedeutende Rolle spielt, berichtet die Studie.

Der VÖSI sieht den Grund für Österreichs Nachhinken in den hohen Lohnnebenkosten für qualifizierte Arbeit, in den hohen Telefongebühren und einer schlechten Multimedia-Infrastruktur. Während in Schweden ein 3-Minuten-Gespräch in die USA 2,62 Dollar (zirka 26 Schilling) kostet, müssen von Österreich aus 3,53 (zirka 35 Schilling) dafür berappt werden. Während in Österreich auf 100 Einwohner 46,5 Telefonanschlüsse kommen, sind es in Schweden 68,3. Die skandinavischen Länder gehören auf dem Telekommunikations- und Computertechnologiesektor zu den entwickeltsten überhaupt.

Die österreichischen Unternehmen investieren laut der amerikanischen Studie zu wenig in moderne, leistungsstarke Geräte. Die in Österreich installierten Computer verarbeiten im Durchschnitt etwa halb so viele Informationen pro Sekunde wie jene in Schweden. „Unsere Rechner haben im internationalen Rennen zu wenig PS", bemüht der VÖSI einen Vergleich aus der Automobilbranche.

Laut Medianalyse 1995 gibt es in Österreich 878.000 Personal Computer (PC). Das heißt, nur jeder elfte Österreicher verfügt zu Hause oder am Arbeitsplatz yber einen PC. In Schweden sind es 17,2 Prozent der Be-völkerung, in Deutschland 14,4. Die österreichischen Rechner befinden sich überdies mehrheitlich in den Händen von Männern: Jeder fünfte Mann, aber nur jede 13. Frau sitzen regelmäßig vor einem Rildschirm, hat Fritz Karmasin, Leiter des Gallup-Instituts, herausgefunden.

Für die Zukunft zeigt sich der VÖSI optimistisch. Präsident Kotauczek freut sich darüber, daß Österreich überhaupt Eingang in eine amerikanische Studie gefunden hat. Der Verband freut sich auch über die „Internet-Euphorie" der Österreicher: Von 1.000 Einwohnern surfen 48 durch das „World Wide Web". In Deutschland sind es nur 28, und in Italien, das in der Computer- und Kommunikationstechnologie noch weit hinter Österreich rangiert, lediglich acht von 1.000.

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