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Zur Wahl in Österreich: In Zeiten des Hasses braucht es liebenden Streit
Österreich im Zeichen der Nationalratswahl: Es ist höchste Zeit, sich philosophisch sowie therapeutisch mit dem gesellschaftlichen Diskursverfall auseinanderzusetzen. Ein Einwurf.
Österreich im Zeichen der Nationalratswahl: Es ist höchste Zeit, sich philosophisch sowie therapeutisch mit dem gesellschaftlichen Diskursverfall auseinanderzusetzen. Ein Einwurf.
In seiner Rede bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele im Sommer warnte Alexander Van der Bellen davor, dass Polarisierung Gift sei und wir es alle in der Hand haben, „ob die Stimmung zwischen uns vertrauensvoll ist oder vergiftet“, und dass „Verachtung (…) kein Wahlprogramm“ sei und „Hass keine Lösung für unsere Probleme". Wir seien in Österreich immer gut gefahren, „wenn alles ein bisschen entspannter war. Wenn bei uns am Ende doch jeder so sein konnte, wie er oder sie ist. Widersprüche inklusive.“
Man muss aus unserem Bundespräsidenten nicht gleich einen Hegelianer machen, aber wenn es einen Philosophen gibt, der den Widerspruchsgeist kultiviert hat, dann ist es Hegel. Meinte der deutsche Idealist doch: Was „überhaupt die Welt bewegt, das ist der Widerspruch“. Und: „Alle Dinge an sich selbst“ sind „widersprechend“. Die Erkenntnis, dass man in Diskursen von der jeweiligen Gegenposition am meisten lernen kann und jede These durch die Antithese bereichert wird, ist die Grundüberzeugung des dialektischen Denkens. Mit Dialektik haben sich Kant, Hegel, Marx, Schopenhauer, Horkheimer, Adorno, Sartre und viele andere Denker der Moderne beschäftigt.
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