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Klärungen tun weh

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Die Erklärung der Osterreichischen Bischofskonferenz zum Kirchenvolks-Begehren (KVB, siehe auch Seite 2, 3 und 7) wurde zwar einstimmig beschlossen, läßt aber deutlicher denn je die zwei Richtungen in diesem Gremium erkennen: katholische Oberhirten, die das KVB ablehnen, und solche, die durchaus bereit sind, einen breiten Diskussionsprozeß über einzelne Punkte einzuleiten.

Für Kenner der katholischen Kirche war zu erwarten, daß nur einzelne Bischöfe (wie es Reinhold Stecher hinsichtlich der „viri probati” und des Diakonates für Frauen tut) Ziele des KVB aufgreifen und auch gegenüber Rom vertreten. Dort sollte man inzwischen wissen, daß solche Prozesse (die vielen weh tun müssen, wenn sie klärend sein sollen) weder durch Dialogverweigerung noch durch Disziplinieren von kritischen Köpfen wirksam zu bremsen sind.

Eine formale Kirchenspaltung wird es sicher nicht geben. Die „Kirche der zwei Geschwindigkeiten”, die nun zu entstehen scheint - fortschrittliche Diözesen auf der einen, blockierende auf der anderen - ist keine Katastrophe, allgemeiner Stillstand wäre eine. Wenn die KVB-Befürworter die Kirche lieben und an deren Sendung und Fähigkeit zur Erneuerung glauben, werden sie mit Beharrlichkeit und Augenmaß ihre Anliegen weiter innerhalb dieser Kirche verfolgen, wo immer sie als Laien, Priester oder Ordensleute stehen, durch Argumente und sicher auch durch Gebete.

Was der weise Gamaliel in der Bibel sagt, sollten gläubige Christen sinngemäß auch für den vom Kirchenvolks-Begehren ausgelösten Prozeß anwenden: Ist diese Initiative nicht im Sinne Gottes, wird sie sich in Luft auflösen, ist sie es aber, kann langfristig nichts auf der Welt die Durchsetzung ihrer Anliegen aufhalten.

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