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Kreta als Zankapfel

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Wenn heute griechische Fischerboote an einer unbewohnten Felseninsel vor der türkischen Küste anlegen, puschen die Medien beider Länder den Zwischenfall zur Staatsaffäre hoch - und nur der internationale Druck verhindert, daß sich die beiden NATO-Mitglieder -wieder einmal - in die Haare geraten.

Als vor 100 Jahren die christliche Bevölkerung der Insel Kreta gegen die osmanische Herrschaft revoltierte, war dies der Auftakt zu Krieg und Intervention, an der auch die europäischen Mächte beteiligt waren, bis Kreta endlich im Verlauf der Balkankriege Griechenland eingegliedert wurde.

1645 hatten die Türken die Venezianer von Kreta vertrieben. Seit 1831 war auf dem Festland ein griechischer Staat aktiv, zu dem sich auch die griechische Bevölkerung der Inseln im östlichen Mittelmeer hingezogen fühlte. Im Mai 1896 kam es - wieder einmal - zu Aufständen auf Kreta mit den üblichen Massakern und Gegenmassakern. Sultan Abd AI Hamid II. gab nach und machte den Forderungen nach Selbstbestimmung weitgehende Zugeständnisse, worauf sich die Lage wieder beruhigte.

Aber schon im Februar 1897 ging es wieder los - diesmal unter Beteiligung griechischer Freiwilliger vom Festland und einer regulären Armeeabteilung, die die Insel erobern wollte. Nun schickten England, Frankreich, Italien und Rußland Kriegsschiffe, die zunächst nur die eigenen Staatsangehörigen schützen sollten: Aber dann besetzten westliche Truppen Festungen und Städte, worauf türkische Truppen in das erst 1878 verlorene Thessalien einmarschierten. Kreta blieb nominell türkisch, aber bis 1899 führten die vier Besatzungsmächte die Verwaltung durch ihre Flottenkommandanten, bis 1899 Prinz Georg von Griechenland als Oberkommissar der Mächte sein Amt antrat.

Die Anschlußbewegung agierte unbehindert weiter. Nach einem Aufstand in Therisson trat Prinz Georg 1905 zurück. 1914, nach den Balkankriegen, wurde Kreta Provinz Griechenlands.

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