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Kurden und Armenier

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Die neue islamistische Regierung der Türkei nähert sich den Nachbarn Iran und Syrien -und die Refürchtung liegt nahe, daß der Kampf gegen die kurdische Untergrundbewegung nicht das letzte Ziel der Kontakte sein wird. Heute geht der Kampf gegen die ebenfalls islamischen Kurden. Vor 100 Jahren waren kurdische Randen die Helfer der offiziellen osmanischen Truppen bei den Pogromen gegen die Armenier. Obwohl der Rerliner Kongreß 1878 dem Osmanischen Reich Schutzbestimmungen zugunsten der nicht-türkischen Minderheiten aufgezwungen hatte, unterblieben Reformen, worauf in der „Daschnakzutjun" eine militante Widerstandsbewegung entstand.

Als am 26. August 1896 - vor 100 Jahren - armenische Terroristen in Konstantinopel eine Rank überfallen, bietet dies den Anlaß für ein drei Tage andauerndes ßlutbad türkischer Truppen und kurdischer Randen unter den Armeniern der Hauptstadt. Zwischen 1894 und 1896 sterben 300.000 Menschen bei Massakern, Hungersnöten und Seuchen. Sultan Abdul Hamid II. träumte von einem panislamischen Reich, das die Unabhängigkeitsbestrebungen seiner islamischen Völker beruhigen sollte - dazu konnte er keine „Ungläubigen" brauchen. Als sich aber die Armenier mit den oppositionellen Jungtürken verbündeten, die Abdul Hamid 1909 stürzten, fanden sie ,bei den neuen Machthabern, die den Pan-Turanismus, die Vereinigung aller Turkvölker, propagierten, ebenso wenig Hilfe.

Schon 1909 wurden in Adana 30.000 Armenier ermordet. Der Erste Weltkrieg gab der auf deutscher Seite kämpfenden Türkei die Gelegenheit, die „armenische Frage dadurch aus der Welt zu schaffen, daß man die Armenier aus der Welt schafft", wie einst ein Minister Abdul Hamids formuliert hatte. Zwischen 1878 und 1922 dürften mindestens zwei Millionen Armenier dem Terror der Türken zum Opfer gefallen sein. Heute leben noch rund 60.000 Armenier in Erbakans Staat, die meisten in Istanbul.

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