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Schuß ging nach hinten los

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Zypern wurde 1878 nach dreihundert Jahren türkischer Herrschaft von England besetzt. 1925 wurde es Kronkolonie. Hier lebten 78 Prozent Griechen und 18 Pro--zent Türken, über das ganze Gebiet verstreut. Alle anderen Inseln in der Ägäis mit griechischer Resiedlung waren spätestens 1945 dem Mutterland angegliedert worden, auch die Zyprioten drängten zur „Enosis", zum „Anschluß" an Griechenland.

Nach vier Jahren Untergrundkrieg gegen die Engländer beschloß das Londoner Abkommen 1959 die Selbständigkeit, mit der kaum jemand zufrieden war: die Türken wollten eine Teilung, die Griechen den Anschluß, die Engländer die Kolonie behalten.

Erzbischof Makarius, geistliches Oberhaupt der (griechischen) Zyprioten, übernahm auch die staatliche Führung und bemühte sich um einen Ausgleich. Aber trotz der Verfassung von 1960, die alle Staatsorgane im Verhältnis 70 zu 30 besetzte, und einem speziellen Wahlmodus konnten die Spannungen nicht überwunden werden.

Am 15. Juli 1974, vor 20 Jahren putschte die von griechischen Offizieren geführte Nationalgarde, von Athen aus ferngesteuert, wo seit 1967 die Obristen herrschten. Makarios konnte fliehen, aber am 20. Juli landeten türkische Streitkräfte auf der Insel und besetzten den Nordteil, wo sie die „Türkische Republik Zypern" errichteten. Der Putsch der Nationalgarde, die Zypern an Griechenland anschließen wollte, brach zusammen, und in der Folge mußte auch die Militärjunta in Athen unter amerikanischem Druck das Feld räumen. Am 7. Dezember kehrte Makarios als Staatspräsident zurück. Er starb 1977, die Teilung der Insel konnte er nicht rückgängig machen, auch wenn die „Türkische Republik Zypern" bisher außer von der Türkei noch von keinem anderen Staat anerkannt wurde.

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