Kein Schutz für tolle Hechte

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Es gehört fast zum Alltag: Zehn- bis Zwölfjährige konsumieren in aller Öffentlichkeit Alkohol und Zigaretten, Kinder und Jugendliche treiben sich nächtens auf der Straße herum oder kehren im Vollrausch aus der Disco oder vom Zeltfest zurück. Man darf vermuten, dass auch bei Kinobesuchen oder sexuellen Aktivitäten die Altersgrenzen der Jugendschutzbestimmungen nicht selten übertreten werden. Gehört also der Jugendschutz ins Museum?

Was ist Schutz? Eher ein Privileg oder eher eine Einschränkung der Freiheit? Wenn ihn der zu Schützende nur als letzteres empfindet, ist etwas falsch gelaufen, wenn jene, die schützen sollten, sich dabei dumm fühlen oder nicht damit belasten wollen, auch. Da in Österreich offenbar derzeit diese Situation herrscht, erscheint eine ehrliche, umfassende, an Werten und nicht an Parteipolitik orientierte Debatte über zeitgemäßen Jugendschutz dringend nötig.

Sexualität ist dabei nur ein Thema unter vielen, aber ein wichtiges. Derzeit debattiert man heftig über den Paragraphen 209, der Männern homosexuelle Beziehungen zu Unter-18-Jährigen verbietet, während im übrigen Europa das Schutzalter meist bei 16 Jahren liegt (auch für Mädchen, während Österreich hier mit 14 Jahren sehr liberal ist). Doch wo immer man das Schutzalter für hetero- oder homosexuelle Beziehungen ansetzt (eine einheitliche europäische Regelung bei 16 Jahren in allen Fällen läge nahe), entscheidend ist doch immer, dass es um den Schutz von Schutzbedürftigen und nicht um boshafte Verordnungen geht. Nicht wer alles zulässt, sondern wer sinnvoll Grenzen setzt, handelt verantwortungsvoll.

Wenn ein Richter einen 37-Jährigen, der mehrfach Sex mit Buben zwischen 14 und 16 Jahren hatte, mit einer kleinen Geldbuße laufen lässt und ihm erklärt, als Liebhaber von 16-jährigen Mädchen würde er als "toller Hecht" gelten, fällt es schwer, diese Ansicht zu teilen. "Tolle Hechte" sollten lieber unter Erwachsenen und nicht bei Minderjährigen, egal welchen Geschlechtes, Eroberungen machen. Auch Wirte oder Trafikanten haben keinen Grund, besonders stolz zu sein, wenn sie bei Kindern Alkohol und Nikotin anbringen, und eine Gesellschaft die all das akzeptiert, schon gar nicht.

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