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Auch wenn es Wolfgang Schüssel und Kathrin Zechner noch immer nicht wahrhaben: Die Zeit, in der uns armen Österreichern von den garstigen EU-Bossen Böses angetan wurde, ist vorbei. Zumindest seit die Wiener Multikulti-Band "Rounder Girls" beim Song Contest den 14. von 24 Rängen erreichte.

(Dass Wolfgang Schüssel mannhaft den europäischen Unbill bekämpft, ist bekannt. Die Einschätzung von ORF-Intendantin Kathrin Zechner, der magere 14. Platz der runden Mädchen sei auf eine "Abstimmung der europäischen Jurys" zurückzuführen - im Klartext: der Österreich-Boykott ginge auf Song-Contest-Ebene weiter -, war nicht überall, aber zumindest in der Kleinen Zeitung zu lesen.)

Wie gesagt: Frau Zechner irrt, und Wolfgang Schüssel kann sich getrost den Problemen des Landes widmen. Denn nichts ist klarer als das vernichtende Votum der vereinten Seher Europas gegen Belgien (zwei Punkte und letzter Platz!) und Frankreich (mit fünf mageren Zählern nur Vorletzter), die Ober-Bösen in der Causa Österreich. Weitere Indizien: Der Kantersieg der dänischen "Olson Brothers", also jenes Landes, das Österreich in Europa die Stange hält, spricht ebenso für sich wie die Tatsache, dass ausgerechnet das spanische (TV-)Volk den Österreich-Girls satte acht Punkte verpasste: Welch Ohrfeige für Spaniens Regierung, die sich ja auch als Vorzugsschüler in Sanktions-Sachen gebärdet!

Kathrin Zechner mag sich außerdem trösten, dass die Wahl der "Rounder Girls" im Prinzip ja doch nicht so schlecht war, denn: Wenn ein Oldie-Paar wie die beiden Dänen siegen konnte, war auch eine reifere Girlie-Band durchaus angebracht.

Warum es trotzdem nicht geklappt hat, liegt an einem Grundmissverständnis: Wer glaubte denn wirklich, eine ernsthafte und - außerhalb der Song-Contest-Szenerie - ausnehmend gute Austro-Soul-Band könnte beim Fastfood-Festival der europäischen Schlagermusik reüssieren?

Ein Grund zur Freude - dennoch: Das Blödelduo Stermann-Grissemann (das bis zum Wochenende wegen einer Anti-Haider-Attacke seit Anfang Februar aus dem Radio verbannt war) kehrte wieder zu FM4 zurück. Das Originalbild von ORF1, der O-Ton von FM4: Nur so hält - und lacht - man den Song Contest richtig aus.

Dass sich Österreichs Vertreterinnen bei Stermann-Grissemann als "Ruanda Girls" verballhornt wiederfanden, war typisch. Aber bei weitem nicht so geschmacklos wie der ganze Song Contest an sich.

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