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Ein gewisses Lächeln

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Diplomaten sind selbstverständlich wie jedermann höchst individuelle Menschen, aber sie sind, ob sie’s nun wollen oder nicht, zugleich auch Symbole. Besonders im Umgang zwischen kleineren Ländern. Hier herrscht in den Ämtern für auswärtige Angelegenheiten nicht oder wenigstens nicht immer die Taktlosigkeit der anonymen Apparate. Österreich hatte sich vor ein paar Jahren in Belgrad vom machtvoll trinkfreudigen Meister der Dialektik, Karl Hartl, vertreten lassen, und Albanien schickte vor gar nicht langer Zeit einen Verwandten des legendären Schauspielers Alexander Moissi als Kulturattache nach Wien… Zufälle?

Symbolische Bedeutung scheint auch der neue Botschafterwechsel zwischen Wien und Budapest zu haben. Wien entsendet Johann Dengler in die ungarische Hauptstadt, Budapest schickt Jeno Randė nach Wien.

Dengler ist ein Mann des Ausglei ches, ein Diplomat von geradliniger Offenheit. Als langjähriger Generalkonsul in Agram, auch bei Behandlung der Donauproblematik hat Dengler seine Verbundenheit mit den Völkern des südöstlichen Europa unter Beweis stellen können. Randė, zuletzt Pressechef der ungarischen Regierung, ist durch und durch Journalist: ein Außenpolitiker, der nun die Nachrichten nicht nur sammelt, sondern selbst prägt. Bezeichnend ist auch das Physiognomische. Dengler paßt auch in seinem Auftreten in die Bu- dapester Szenerie; Randė wird in der Wiener Gesellschaft auch durch seinen korrekt-zurückhaltenden Stü bald Freunde finden.

Der Beobachter solcher Episoden kann nicht umhin, im Zufall etwas Symptomatisches zu erspüren. Auch Außenminister und ihre Ämter sind mancher Regungen fähig. Sie zeigen in diesem Fall zum Beispiel ein gewisses Lächeln. Und das ist gut so.

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