Ägypten ist uns heute nahegerückt, nicht durch die Bibel, den Auszug der Juden und durch Moses, sondern durch seine Rolle in der Szenerie der Araber und des Islam. Und durch den Fremdenverkehr.
Das vieltausendjährige Ägypten kommt uns noch näher in dem weit ausholenden Buch Gerhard Konzeimanns, der das Land des Nils in einer einzigartigen Kontinuität von den Pharaonen bis heute sachkundig und wohlerfahren schildert.
Es herrscht hier tatsächlich Kontinuität: von der Fälschung der Tatsachen in der Propaganda der Pharaonen bis Nasser, und ebenso in der uralten Korruption.
Die Attentäter warfen dem toten Sadat vor, die Gleichberechtigung der drei Religionen vorbereitet zu haben: Islam, Juden, koptische Christen. Da wirkt uralter Fremdenhaß. In der Spätantike befand sich auf manchen Tempeln eine Aufschrift: Eintritt für Griechen verboten.
Armut der Fellachen — bis heute. Luxus der Überreichen — bis heute. Konzeimann folgt dem Nil bis zu seinen Quellwassern, die Jahrtausende unbekannt waren. Kampf um den Nil heute: Libyens Gaddafi drängt an den Nil. Die Sowjets drängten nach Ägypten — und wurden ausgeladen.
Konzeimann schildert die Schwierigkeiten Nassers und seiner Erben: schier unlösbare Probleme; Hunger und Haß der jungen „erwachenden“ Moslems; Selbstbehauptung den Arabern gegenüber.
DER NIL. Heiliger Strom unter Sonnenbarke, Kreuz und Halbmond. Von Gerhard Kon- zelmann. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1982. 432 Seiten, geb., öS 288,80.