Sandra Paretti hat, distanziert und liebevoll zugleich, ein Porträt ihrer Mutter gezeichnet. Eine ungewöhnliche Frau. Į
Um die Jahrhundertwende geboren als Tochter eines Arbeiters, der CS zum Fabriksdirektor gebracht hatte, absolvierte sie ein Jurastudium. Aber, ihr Wunsch nach Un-abhängigk’eit ging mit diesem Erfolg nicht in Erfüllung. Ein uneheliches Kind war unterwegs, und sie heiratete aus konventionellen Gründen dessen Vater, wurde eine Familienmutter alten Stils, worunter besonders ihre Tochter, die Autorin dieses Buches, zu leiden hatte.
Ihren Söhnen gestand diese Mutter die Freiheit persönlicher Entwicklung zu. Ihre sehr geliebt Tochter verfolgte sie schon als Kind mit Ängsten vor eingebildeten Gefahren.
„Ein Mann darf alles, eine Frau darf nichts" - das Erziehungstrauma einer im rationalen Bereich gescheiten Mutter, gepaart mit Prüderie und Engstirnigkeit gegenüber allem, was mit Eros zu tun hat, verstellte ihren Kindern eine natürliche Entwicklung. Nicht nur die Tochter, auch die beiden Söhne dieser Mutter, blieben unverheiratet.
Ein kleines Wunder, daß schließlich Sandra und ihre Mutter Freundinnen wurden, nachdem sie gelernt hatten, einander zu respektieren und anzunehmen, wie ihre generationsbedingten Entwicklungen sie formten.
DAS ECHO DEINER STIMME. Von Sandra Paretti. Droemer Knaur Verlag, Ascona 1980. 207 Seiten. Geb., öS 200.20.
