Pongratz-Lippitt - © kathbild.at

Christa Pongratz-Lippitt: „Dolmetscherin“ für den angelsächsischen Raum

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Die Doyenne der Religionskorrespondenten verstarb 92-jährig in Wien.

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Die Doyenne der Religionskorrespondenten verstarb 92-jährig in Wien.

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Noch in der Ausgabe vom 2. März findet sich ein Beitrag von Christa Pongratz-Lippitt, auch kurz zuvor hatte sie in der katholischen britischen Wochenschrift The Tablet über den Konflikt Roms mit den deutschen Bischöfen berichtet: Wenn es eine Publizistin gibt, die die religiöse Landschaft Österreichs, Deutschlands, der Schweiz aber auch Ostmitteleuropas einem angelsächsischen Publikum nahegebracht hat, dann war es Pongratz-Lippitt. Am 29. Februar ist diese Doyenne des Journalismus im 93. Lebensjahr verstorben.

Pongratz-Lippitt wuchs in England auf, studierte in Oxford Slawistik, war danach im diplomatischen Dienst tätig und kam in den 1950er Jahren nach Österreich. Hier heiratete sie, zog zwei Kinder groß und arbeitete als Übersetzerin. Seit 1988 – Österreichs Kirche befand sich in der Krise der Ära Groër – arbeitete sie für The Tablet und baute sich ein Netz an Kontakten zu kirchlichen Stellen und Dissidenten auf wie kaum ein Religionskorrespondent hierzulande.

Über sie erfuhr das englischsprachige Publikum – Pongratz-Lippitt schrieb auch für das liberal-katholische US-Magazin National Catholic Reporter – von den Konflikten um Bischofsernennungen im Österreich der 1980/90er Jahre, aber auch über die ambivalent verlaufene Transformation der katholischen Kirche in den Reformstaaten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sowie den Reformkatholizismus in den deutschsprachigen Ländern.

Etwas Besonderes war die Freundschaft von Christa Pongratz-Lippitt mit Kardinal König, der ein ausgeprägtes Faible für die englische Sprache hatte und schon lange ein regelmäßiger Leser von The Tablet war. Mit der Tablet-Korrespondentin verband den Kardinal viel und er publizierte eifrig in dieser Zeitschrift – oft klarer und schärfer, als er den heimischen Medien gegenüber formulierte.

In den letzten Lebenswochen des vor 20 Jahren verstorbenen Kardinals gelang es Pongratz-Lippitt, biografische Interviews von dem großen Kirchenmann zu erhalten, die dann nach Königs Tod zuerst auf Englisch, später auf Deutsch („Offen für Gott, offen für die Welt“, 2006) erschienen – das erste und einzige Buch, in dem sich König ausführlich über sein Leben und seine Lebenserfahrungen äußerte.

Auch für DIE FURCHE schrieb Christa Pongratz-Lippitt – etwa über Kardinal Königs Liebe zum Englischen, die keine so beschreiben konnte wie sie.

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