Marie-Luise Angerer - © Foto: Thomas Roese/Universität Potsdam

Marie-Luise Angerer: Feministische Vordenkerin zwischen den Disziplinen

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Die Vorarlberger Kultur- und Medienwissenschafterin Marie-Luise Angerer ist am 2. März 2024 verstorben.

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Die Vorarlberger Kultur- und Medienwissenschafterin Marie-Luise Angerer ist am 2. März 2024 verstorben.

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Wie wirken biologische und technische Systeme zusammen? Was passiert dort, wo sich das Menschliche mit dem Nichtmenschlichen koppelt? In ihrem tiefen Verständnis der Herausforderungen durch die Digitalisierung war die Medien- und Kulturwissenschafterin Marie-Luise Angerer ihrer Zeit weit voraus.

1958 in Bregenz geboren, analysiert sie im Laufe ihrer Karriere, wie sich die gesellschaftliche Haltung gegenüber neuen Technologien verändert, von einer anfänglichen Euphorie hin zur aktuellen Skepsis. Eine „kritische Distanz einzunehmen“ und „gleichzeitig keinen ausschließlichen Kulturpessimismus zu verbreiten“, sei dabei die besondere Herausforderung, erklärt sie 2019 gegenüber dem ORF Vorarlberg.

Bereits in ihrer Habilitationsschrift „Medienkörper. Produktion und Repräsentation von Geschlechtsidentitäten“ befasst sich Angerer mit der komplexen Beziehung zwischen Körper, Identität, Gender und neuen Medien – ein Forschungsschwerpunkt, der sie während ihrer gesamten Karriere begleiten wird. Entscheidende Fragen rund um die Verbindung zwischen dem Menschen und digitalen Medientechnologien wirft sie auch in ihrem Buch „Body Options“ aus dem Jahr 1999 auf. Körperlichkeit nehme in neuen Medien, gerade wegen ihrer physischen Abwesenheit, eine zentrale Rolle ein, so Angerer.

Auch in ihrem Buch „Nicht-bewusst“, erschienen im Jahr 2022, behandelt die Theoretikerin die human-technologische Beziehung. Im Zentrum ihres letzten Werks steht das Zusammenspiel „zwischen dem Rhythmus des menschlichen Körpers und der Taktung der Maschine“. Darüber hinaus entwickelt die Vorarlbergerin medien und geisteswissenschaftliche Theorien rund um Affekt, also das körperlich manifestierte Empfinden von Gefühlen, wobei sie stets einen interdisziplinären Zugang verfolgt. So verknüpft sie ihre Thesen unter anderem mit psychologischen und kognitionswissenschaftlichen sowie kunsthistorischen Erkenntnissen. Besonders prägend für ihre wissenschaftliche Arbeit sind ihre internationalen Forschungsaufenthalte, unter anderem in Kalifornien und Sydney.

Anschließend an eine Professur in Köln bekleidete Marie-Luise Angerer zuletzt den Lehrstuhl für Medienwissenschaften an der Universität Potsdam. Am 2. März ist sie mit 65 Jahren verstorben.

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