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Wider die Angstkirche

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Seit zehn Jahren ist Prälat Karl Strobl, durch Jahrzehnte Wiener Hochschulseelsorger und geistlicher Wegweiser vieler Prominenter, tot. Das aus diesem Anlaß in der Wiener Katholischen Hochschulgemeinde veranstaltete Symposion behandelte aber nicht Vergangenes, sondern das Thema „Wo Zukunft anfängt“ (in der Kirche und an den Universitäten). Strobl hätte daran Freude gehabt.

In St. Peter, wo Strobl während des Krieges sein Werk begann, zelebrierte Bischof Egon Kapellari eine Gedenkmesse und erinnerte an Strobls drei Prinzipien: Gemeinde, Haus und Gespräch.

In seinem Referat forderte der Münchner Religionsphilosoph Eugen Biser die Kirche auf, Ballast abzuwerfen, sich von liebgewordenen Traditionen zu befreien. Die Kirche müsse „weg von der Manipulation des Menschen, weg von der Funktionalisierung J’esu“. Sie erlebe heute eine Polarisierung wie nie zuvor. Die Krise zeige sich auch in den jüngsten Lehrschreiben, in denen statt der Sprache der Evangelien eher eine Ideologisie- rung auf der Ebene der Selbstdarstellung autoritärer Systeme anklinge. Das Christentum sei, so Biser, keine asketische, sondern eine therapeutische Religion mit dem Kernsatz „Gott liebt dich“.

Die Wiener Ordensfrau und Schuldirektorin Beatrix Mayrhofer wies auf die große Zukunftsangst heutiger Jugendlicher hin und mahnte, eine Kirche mit Zukunft müsse auch auf dem Wiener Karlsplatz (dem Synonym für die Drogenszene) präsent sein. Gebhard Mathis, Primarius in Hohenems, empfahl der Kirche eine neue Liturgiereform und die Übertragung von Ämtern an Frauen.

Wie schon Biser erteilte auch der Biochemiker Hans Tuppy allem Angstmachen in der Religion eine klare Absage. Die Frage, welche Zukunft Kirche an den Universitäten hat, konnte in der Diskussion leider nicht mehr gebührend behandelt werden.

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