Greiffenberg - © picturedesk.com/ÖNB-Bildarchiv

Catharina Regina von Greiffenberg: Den Himmel auf der Zung'

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Zum 330. Todestag der Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg. Eine Skizze.

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Zum 330. Todestag der Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg. Eine Skizze.

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Auf Schloss Seisenegg, im Herzen des Mostviertels, wurde Catharina Regina von Greiffenberg 1633 geboren. Sie gilt als die bedeutendste Dichterin des deutschen Hochbarocks. Der Zeit entsprechend schrieb sie eine mit Metaphern überladene Barockpoesie. In hemmungslosen Bildern bekennt sie ihren protestantischen Glauben und ihre mittelalterlich-innige Jesusminne. Cupidos Pfeile verwendet sie einmal umgekehrt: die liebende Seele „setzt sich auf die Zunge und verschießt sich wie ein Pfeil in dich“.

Sie erlebt – privat und politisch – eine höchst unruhige Zeit; die Welt des überwiegend protestantischen österreichischen Landadels war unter der katholischen Gegenreformation im Zerbrechen. Das Schloss Seisenegg gerät in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Als Catharina sieben Jahre alt ist, stirbt der Vater. Sein jüngerer Bruder übernimmt die Vormundschaft und die Vermittlung der standesgemäßen und humanistisch orientierten Bildung. Die Mutter kümmert sich um die „gute Unterweisung zur Gottesfurcht“. Ihre „mystische Erwählung“ führt Catharina selbst auf ein Gelübde der Mutter zurück, die bei ihrer Geburt in eine „sehr gefährliche Krankheit geraten“ war und das Kind – so es lebt – „zu Dienst und Ehren des Herrn Jesus“ versprochen hatte.

Ein unfreiwilliges Gelübde

Zustimmend, aber zuletzt erfolglos, hat sich Catharina um die Erfüllung dieses unfreiwilligen Gelübdes bemüht. Das junge Mädchen ist früh hochgebildet, beherrscht alte und neue Sprachen und studiert auf dem Landsitz der Familie theologische und philosophische Schriften. Von Johann Wilhelm von Stubenberg, dem studierten Herrn auf der Schallaburg, wird sie gefördert und als Dichterin in deutschen Literaturkreisen bekannt gemacht. Als Verfasserin von Sonetten und strophenlosen Gedichten ist sie bald als singuläre Erscheinung hochgelobt. Erst heute, dreihundert Jahre nach ihrem Tod, wird auch der Wert ihrer späten mystisch-kontemplative Prosa entdeckt. Sie schreibt „Andachtsbücher“, mit insgesamt mehr als 4000 Seiten, Betrachtungen über das Leben Jesu. Nicht die Theologie – auch nicht die protestantische – sondern die Literaturwissenschaft hat darin ein wichtiges Werk protestantischer Mystik in deutscher Sprache erkannt.

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