Die Kunstform der Oper oder weiter gefaßt das musikalische Theater überhaupt überrascht seihst die, die ihm nahestehen, immer wieder durch neue Schöpfungen und Variationen. Denn das, was man gemeinhin und oft so geringschätzig „Oper“ nennt, die Lockspeise des Abonnements zwischen Puccini und Strauss, erschöpft doch nicht die Gattung. Oper ist nicht nur eine fragwürdige paradoxe Kunstform des ästhetisierenden 19. Jahrhunderts. Sie ist lebendiges musikalisches Theater von ungeheurer Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit und oft von brennender Zeitnähe, oft von überzeitlicher,
Die Idee der Oper und die Vorstellung, die die meisten Menschen von dieser Kunstgattung haben, die Paradoxie der Form selbst und die vielfältigen Möglichkeiten der Realisierung, das alles bildet einen Komplex von Fragen, der wohl kaum in einem streng ästhetischen, akademischen Rahmen zu behandeln ist. Man muß sich schon Gedanken machen über die Entstehung dieser Kunstform und ihre Entwicklung, über die Eigenart der Elemente, aus denen sie zusammengesetzt ist, über die Wandlungen, die diese Form durchgemacht hat; man muß einen Spürsinn haben für die sehr merkwürdige Relation von