Der Ohrenzeuge bemüht sich nicht hinzusehen, dafür hört er um so besser. Er kommt, bleibt stehen, drückt sich unbemerkt in eine Ecke, schaut in ein Buch oder in eine Auslage, hört, was es zu hören gibt und entfernt sich unberührt und abwesend.Man würde denken, daß er gar nicht da war, so gut versteht er sich aufs Verschwinden. Schon ist er wo anders, schon hört er wieder hin, er weiß alle Orte, wo es etwaszu hören gibt, steckt es gut ein und vergißt nichts.Nichts vergißt er, man muß den Ohrenzeugen sehen, wenn die Zeit gekommen ist, damit herauszurücken. Da ist er ein anderer,
Der zweite Teil von Canettis autobiographischer Erzählung befaßt sich unter dem Titel „Die Fackel im Ohr" mit dem Jahrzehnt 1921-1931. Im folgenden schildert der Autor seine innere Welt nach der Rückkehr von Berlin, 1929.
Es schimerzt mich, daß es nie zu einer Erhebung der Tiere gegen uns kommen wird, der geduldigen Tiere, der Kühe, der Schafe, allen Viehs, das in unsre Hand gegeben ist und ihr nicht entgehen kann. Ich stelle mir vor, wie die Rebellion in einem Schlachthaus ausbricht und von da sich über eine ganze Stadt ergießt; wie Männer, Frauen, Kinder, Greise erbarmungslos zu Tode getrampelt werden; wie die Tiere Straßen und Fahrzeuge überrennen, Tore und Türen einbrechen, in ihrer Wut sich bis in die höchsten Stockwerke der Häuser hinauf ergießen, wie die Waggons in der Untergrundbahn von