Wenn es sich bei dem aktuellen Gräberfund im Bereich der Baustelle des in Lambach geplanten Kraftwerkes um jüdische Gräber gehandelt hätte, so würde es sicher die Pietät verlangen, die heute geltende, seit der talmudischen Zeit in der jüdischen Traditionsliteratur belegte Praxis zu beachten.Im Schulchan Aruch (Jore Deah 363) wird zunächst der allgemeine Grundsatz aufgestellt, daß sterbliche Überreste nicht von dem Ort, wo sie ruhen, entfernt werden dürfen. Im babylonischen Talmud wird als Prinzip ausgesprochen (Erubin 17a): Ein Toter, der niemanden hat, der ihn bestattet, erwirbt
Die rabbinische Tradition führt die Feier des Neujahrsfe- stes auf die biblische Anordnung zurück: „Der erste Tag des sieb- ten Monats soll bei euch ein Ruhetag sein, ein Gedächtnis- tag mit Hörnerschall, eine heili- ge Festversammlung" (Lev 23,24). Das Blasen des Widder- horns, des Schofar, gehört zum Festbrauch des jüdischen Neu- jahrsfestes. Was der Beter emp- findet, wenn der Schofar ertönt, ist an einer Stelle des Morgenge- bets deutlich gesagt:Wir treten vor das Gericht,wenn Er sich beim Posaunen- schall erhebt,um die Erdenbewohner zu er- schüttern.Mit dem Schofar wollen wir
Die Zeit der Ernte fällt im Land Israel in den Monat Si-wan (Mai/Juni). Am 6./7. Si-wan feiert man Schawuot, das die Bibel als „Fest der Ernte des ersten Ertrags deiner Aussaat“ (Ex 23,16) versteht. Das Wochenfest (Schawua = Woche; Mehrzahl Schawuot) wird auch Pfingsten genannt. Die verschiedenen Namen rühren daher, daß das Fest genau eine Woche von Wochen (= sieben Wochen) am 50. (griechisch: Pentekoste = fünfzigster [Tag] = Pfingsten) Tag nach Pesach gefeiert wird.Die zwischen dem zweiten Tag von Ostern und Schawuot hegenden Tage werden bei der sogenannten Omer-Zählung liturgisch
Strafe aus Rache oder als Vergeltung? Alttestamentarische Rechtspraxis und modernes Rechtsempfinden scheiden sich noch immer am biblischen Vergeltungsprinzip.
Dieses Juden und Christen gemeinsame Fest wird in der Bibel auch „Fest der Ungesäuerten Brote (= Mazzot = Mazzes)“ genannt (Dtn 16,1-3). Daran werden seine historischen Wurzeln erkennbar: Die Schlachtung der Lämmer gehört offenbar zu einem Hirtenfest, während das Essen der ungesäuerten Brote dem agrarischen Bereich entstammt.Das Gedächtnis an die Befreiung aus dem ägyptischen Sklavenhause ist der beherrschende Gedanke des jüdischen Osterfestes. So heißt es in der Pesach-Haggada, dem liturgischen Text für die Feier des Seder-(= Ordnung-)Abends in der Familie: „Zu allen Zeiten
Der freudige Charakter dieses Festes erinnert an den christlichen Karneval am Ende des Faschings, hat aber eine ganz andere Entstehung. Die Entstehungslegende dieses am 14. Adar gefeierten jüdischen Festes ist im biblischen Buch Ester enthalten, das in Persien spielt. Es wird vom Plan eines gewissen Ha-man berichtet, die Juden im Perserreich zu vernichten. Dieses Vorhaben wird jedoch durch die Initiative des Mor-dechai und der beim König einflußreichen Ester verhindert. Uber Haman und seine Söhne wird vom König die Todesstrafe verhängt.In einem Rundschreiben macht es Mordechai allen
Die Entstehung dieses Festes wird in den nicht zur hebräischen Bibel gehörigen, griechisch geschriebenen Makkabäerbüchern überliefert. Dort wird berichtet, wie die Makkabäer den Tempel von Jerusalem von fremden Kulten befreiten und bei dessen (Wieder-)Einweihung (Chanukka) zum ersten Mal dieses Fest feierten (1 Makk 4,36-59). Im zweiten Makka-bäerbuch wird das Fest als ein nachgeholtes Laubhüttenfest beschrieben, dessen Feier erst nach der Einweihung des Tempels wieder möglich war (2 Makk 10,5-8).Das Fest wird acht Tage lang gefeiert. Nach dem heutigen Festbrauch wird an jedem der
Auf das Fest Sukkot folgen einige Festtage, die sehr verschiedene Inhalte haben. Am siebenten Tag des Laubhüttenfestes wird in der Synagoge ein feierlicher, siebenmaliger Umzug als Bittprozession gehalten. Dieser Tag hat den Namen Hoschanna Rabba („Hilf uns doch ...!“). Der achte und letzte Tag von Sukkot (22. Tischri) ist ein eigenes Fest, Schmini Azeret (= Abschluß am achten Tag) genannt. An diesem Tag wird das Abendessen noch in der Sukka eingenommen. Der Jahreszeit entsprechend, wird an diesem Tag auch das Gebet um Regen gesprochen, ist doch der Monat Tischri (September/Oktober) der
Wer in diesen Tagen durch die Straßen des Stadtteils Meah Schearim in Jerusalem geht, sieht überall in Hausgärten und auf Baikonen schön gestaltete Laubhütten, die innen mit Früchten und Girlanden geschmückt sind. Es ist unübersehbar, daß Sukkot gefeiert wird. Zur Zeit, als in Jerusalem der Tempel noch bestand, pilgerte man in die Heilige Stadt. Sukkot ist neben Ostern und Pfingsten eines der drei Wallfahrtsfeste. Das Fest dauert eine Woche, vom 15. bis zum 21. Tischri.Die Bibel (Dtn 16,13) spricht von diesem Fest als Erntefest: „Das Laubhüttenfest sollst du sieben Tage lang
Was der Sühnetag frommen Juden bedeutet, zeigte sich eindringlich 1973. Auf die Frage, was sie über den gerade ausgebrochenen Krieg wüßten, sagten fromme Juden im israelischen Fernsehen: Nichts, denn sie hätten den ganzen Tag, getreu der biblisehen Forderung im Buch Leviticus (16,29-34), mit Fasten und Gebet zugebracht.Unmittelbar vor dem Jörn Kippur werden praktische Werke der Buße und Umkehr gesetzt. Man bemüht sich um Wiedergutmachung begangenen Unrechts.Das Abendgebet, mit dem der Bußtag am Vorabend beginnt, trägt seinen Namen nach dem mit den Worten Kol Nidre (= alle Gelübde)
Der vor etwa 1000 Jahren lebende jüdische Gelehrte Saadja Gaon schrieb einmal: „Die Heiligung gewisser Festzeiten hat den Zweck, dem Menschen durch die für diese Tage vorgeschriebene Arbeitsenthaltung eine Zeit der Ruhe nach langer Mühe zu sichern, die er zur Erlangung von Kenntnissen und zu AndachtsÜbungen verwenden kann . . .“. Dieses jüdische Selbstverständnis wurde aber schon 900 Jahre vor Saadja von dem sonst so weisen Heiden Seneca (gestorben 65 nach Christus) gründlich mißverstanden, wenn er meinte, daß die Juden wegen des Sabbat: „septi-mam fere partem aetatis suae
Mancher römisch-katholische Pilger träumt davon, in Jerusalem den originalen Kreuzweg meditierend zu gehen. Bei der Verwirklichung seines Traumes wird er die Via Dolorosa tatsächlich als schmerzenreich erfahren, wenn er Andacht im üblichen Sinn sucht. Gerade heuer, da der jüdische und der ostkirchliche Ostertermin mit dem der Westkirche zusammenfallen, ist Jerusalem überfüllt, und in der Via Dolorosa drängen sich die Menschen: Ein Kreuzweg mit gestörter Andacht? Versteht man das Wort Andacht aber in seinem eigentlichen Sinn als „intensiv an etwas denken", dann gibt es auf
Die gesellschaftliche Relevanz der „Wissenschaft des Judentums" und in der Folge der Judaistik mag subjektiv verschieden hoch bewertet werden. Die politische Entwicklung verstärkt das Interesse.