Desavouiert war alles Militärische in Osterreich nach dem II. Weltkrieg. Grund zur Illusion bis heute, für die eigene Sicherheit nicht sorgen zu müssen?
Kreiskys Liebkind war die
Außenpolitik. Er sah Öster-
reich als Dialogzentrum und
handelte manchmal so, als
wäre das Land der Nabel
der Welt. Auf lange Sicht mit
einigem Erfolg.
Wenn man die sachliche und emotionslose Darstellung der Südtirolproblematik bis zum Gruber-De Gasperi-Abkommen im September 1946 des Innsbrucker Ordinarius für Zeitgeschichte, Rolf Steininger, zur Hand nimmt, muß man sagen, daß die österreichische Zeitgeschichtsforschung viel von einem .Preußen“ lernen kann.Steiningers Buch besteht zur Hälfte aus gänzlich unbekannten Akten aus englischen, italienischen (im Anhang übersetzt wiedergegeben), Wiener und Tiroler Archiven.Die Vorentscheidung für den Weiterbestand der Brenner-Grenze fiel schon im September 1945 auf der Londoner
In einer systematischen Darstellung der historischen Erfahrungen mit Kriegsausbrüchen bedient sich der Züricher Politologe Dieter Rulof f der Geschichte als „Exerzierfeld“.Wie das? Er nimmt die 150 verlustreichsten Kriege seit der Französischen Revolution und kategorisiert sie je nach Art des Ausbruches in acht „idealtypische“ Formen. Da gibt's begrenzte und eskalierende Kriege, katalytischen, überfallsartigen und ungewollten Kriegsbeginn.In der Sparte „Eskalation“ wird zwischen „Unabhängigkeitskriegen“ (Vietnam 1946-54) und „eskalierenden Aufständen“ unterschieden,
Schon 1816 nahm der Göttinger Historiker Heeren die subtile Problematik des schwierigen historischen Komplexes vorweg, der später als „deutsche Frage“ bezeichnet wurde:„Wäre dieser Staat eine große Monarchie mit strenger politischer Einheit, ausgerüstet mit allen materiellen Staatskräften, die Deutschland besitzt — welcher sichere Ruhestand wäre für sie möglich... Ja! Würde ein solcher Staat lange der Versuchung widerstehen können, die Vorherrschaft in Europa sich anzueignen, wozu seine Lage und seine Macht zu berechtigen scheinen?“Das Dilemma eines zentrali-stisch
Der hervorragenden Dokumentation „Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945” könnte ein Satz des Politologen Anton Pelinka als Leitthema vorangestellt werden: „Diejenigen, die für Österreich und Tirol, für Demokratie und Menschenwürde eingetreten sind, sind die wahren Helden dieses Landes und dieser Republik.”In zwölf Abschnitten wird die gesamte Bandbreite des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus dokumentiert und auch kurz eingeführt: Arbeiter und Zeugen Jehovas, Konservative und Fremdarbeiter, besonders aber Priester und Legitimisten waren aufmüpfig, kritisch,
Der flämische Wirtschaftshistoriker Herman van der Wee nimmt in dem Band „Der gebremste Wohlstand" (erschienen in der anspruchsvollen, sechsbändigen dtv-Reihe „Geschichte der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert") einen beherzten Versuch, die ungemein komplizierte wirtschaftliche Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg herauf bis in unsere Tage aufzuzeichnen.Der Autor befaßt sich im ersten Teil des Buches mit dem Wirtschaftswachstum seit dem Krieg, der Dynamik der „silbernen" fünfziger und „goldenen" sechziger Jahre, aber auch mit den von Ressourcenknappheit gebeutelten Siebzigern.In
Mit dem Wissen um die Geschichte und die Antriebskräfte der amerikanischen Außenpolitik ist es in Europa oft nicht gut bestellt. Allzuoft gibt man sich allzu gerne den Klischees hin.Das ist leider auch manchmal bei denen der Fall, die uns die Vergangenheit näherbringen wollen; so etwa beim Mitarbeiter des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel", Jürgen Bruhn. Er schreibt über „Gewalt und Wirtschaftsimperialismus in der US-Außenpolitik seit 1840". Seine Voreingenommenheit dringt schon in diesem Untertitel deutlich durch.Als Beispiel sei die Beschreibung von „Manifest Destiny"
Wie amerikanische Außenpolitik dem interessierten Leser nähergebracht werden soll, zeigt der äußerst produktive Bielefelder Historiker Hans Ulrich Wehler. Er beleuchtet in der hervorragenden Suhrkamp Reihe „Neue Historische Bibliothek" die Grundzüge amerikanischer Außenpolitik bis 1900.Die wird in 3 Abschnitte peri-odisiert. 1776-1823: die Zeit des „amerikanischen Merkantilismus"; 1823-1865: das Zeitalter der amerikanischen Industrialisierung, als die berühmte Monroe-Doktrin in die Tat umgesetzt wurde, etwa mit der Annexion der Hälfte des mexikanischen Staatsgebietes; schließlich
Winston Spencer Churchill ist wohl eine der bedeutendsten, auch schillernsten Gestalten des 20. Jahrhunderts.Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war er britischer Marineminister. Da er kein hohes Amt bekleidete, wurden seine Warnungen vor Hitler in den dreißiger Jahren nicht beachtet. Als Premier während des Zweiten Weltkrieges peitschte er den Widerstandswillen des britischen Volkes zu höchsten Anstrengungen an.Vor dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt durchschaute er Stalins Nachkriegspläne. Mit seiner berühmten Rede vom „Eisernen Vorhang" (1946) heizte er den Kalten
Der junge Vorarlberger Historiker Harald Walser hat mit seiner Regionalstudie über die illegale NSDAP in Österreichs westlichen Bundesländern eine weitere Lücke in der österreichischen Nazismusforschung geschlossen. Auch hier trieb die Weltwirtschaftskrise den Mittelstand zu Häuf in die Arme der Nationalsozialisten. Uberraschend jedoch, daß in Vorarlberg auch die Arbeiterschaft vom Nazismus angesteckt wurde.Der interessanteste Teil der Arbeit dürfte aber die Darlegung der Verhältnisse im „braunen" Dornbirn sein, der Hochburg der NSDAP im Ländle. Dort standen die mächtigen
Der bekannte Tiroler Publizist und Historiker Michael Forcher setzt mit seiner „Geschichte der freud-leidvollen Nachbarschaft" Bayerns und Tirols seine Serie lesenswerter Längsschnittdarstellungen zu Themen der Tiroler Geschichte fort. Es ist seine Absicht, die gegebenen und nicht vorhandenen Grenzen zwischen den zwei Alpenländern aufzuzeichnen.Die Kapitel zur politischen Geschichte gehen hauptsächlich auf das Leidvolle ein. Während des gesamten Spätmittelalters konnten es sich die Wittelsbacher nicht verzeihen, nach ihrer Belehnung mit Bayern 1180 die Verselbständigung des
401 Kinder hätte sie umgebracht — die landstreichende Familie Pappenheim — 85 alte Leute mittels Zauberei aus der Welt geschafft, in 107 Raubmorden Leute auf der einsamen Landstraße grausam zugerichtet, daneben 26 Brände gelegt und 28 Kirchen ausgeraubt!Kann eine fünfköpfige Familie in knapp zwei Jahrzehnten soviel Unheil anrichten, ohne von der gestrengen Obrigkeit jemals erwischt worden zu sein?Gerne würde man vom heutigen Standpunkt aus gesehen ein solches Strafregister als absurd hinstellen, vor allem weil die Geständnisse unter grausamster Folter erpreßt wurden. Die
Die Tiroler Geschichtsschreibung, besonders die offizielle, hängt gerne an ihren nationalen Mythen wie Andreas Hofer, oder an Legenden vom heiligen Land Tirol. Die Michael-Gaismair-Ge-sellschaft, erst ein paar Jahre alt, will gewisse Engen der Tiroler Ideenwelt durchbrechen, unter anderem auch eine kritischere Landesgeschichtsschreibung fördern.Im ersten Band ihrer Schriften-reihe veröffentlicht sie die Dissertation des jungen Historikers Benedikt Erhard zur Geschichte des Tiroler Bauernbundes.Erhard betreibt beileibe keine Hagiographie mit dieser machtvollen Tiroler Institution. Er
In ihrer historischen Betrachtung verdrängen viele Amerikaner die revolutionären Züge der Entstehungsgeschichte ihres Landes gerne. Lieber sehen sie die Ereignisse von 1776-1783 einseitig nur als Unabhängigkeitskrieg.In einer Einführung in die Amerikanische Revolution kommt der deutsche Historiker Hans-Christoph Schröder jedoch zu anderen Schlüssen. Den Gedanken der Unabhängigkeit brachte erst der Radikale Paine am Beginn des Jahres 1776 ins Bewußtsein vieler Amerikaner.Wichtiger war, daß die Proteste der Amerikaner, die erst mit derZeit handgreiflich wurden, durch die repressive
Der Pazifische Ozean hat den westwärts-drängenden Amerikanern eine physische Grenze gesetzt. Die Folge ist ein frustrierter Abenteurer, der sich in Katastrophenfilmen für seine Angstlust Ersatz schafft und im Joggen für seinen Bewegungsdrang, so meint jedenfalls der Münchner Amerikanist Gert Raeithel.Der vorliegende Versuch einer psychohistorischen Erklärung des ambivalenten amerikanischen Charakters muß wegen seines Muts zu gewagten Thesen und aufgrund des breitgestreuten Wissens des Autors sowohl in der Psychologie als auch in der amerikanischen Geschichte, Literatur und Poütik hoch
„Wäre San Franzisko eine Person, würde sie ein Ästhetiker sein.” Solche Formulierungen findensich zuhauf in Herbert von Borchs wohlinformiertem Buch über die USA. Borch, ein promovierter Soziologe, berichtete für deutsche Zeitungen ein Vierteljahrhundert lang aus Washington. Er ist exzellenter Beobachter, prägnanter Formulierer und Journalist mit ungewöhnlich weitausholenden Erklärungen.Wer als interessierter Beobachter der amerikanischen Szene(n) sich über die psychologischen Hintergründe des Spektakels der Parteikongresse gewundert hat, wer über die Widersprüche der
Strebt ein Staat seinem kollektiven Wesen nach zum Wohlstand? Öder ist für ausgehungerte Stämme in der Sahelzone wichtiger, nach ihrem Gewissen zu leben und die gottlosen Amerikaner von den eigenen Bodenschätzen fernzuhalten?Der Diktator des imaginären afrikanischen Hungerstaates Kusch, Colonel Ellelou, will mit seinem System des islamischen Marxismus, daß die Leute wenigstens Ehre im Leib haben, wenn sie auch nach langer Dürrekatastrophe schon längst am Verhungern sind.John Updike, der vielschreibende amerikanische Romancier, unternimmt in seinem Roman „Der Coup” eine Gewalttour
Was verbindet den Assyrerkö-nig Tiglatpilesar II., den amerikanischen Indianerkämpfer Cu-ster und Ugandas Idi Amin? Sie sind alle „Massenschlächter", so zumindest ist es zu lesen in einemBuch des Tiroler Autors Hubert Gundolf über Massenmord.Abgesehen von Kriegen, in denen Soldaten in Kampfhandlungen ihre Gegner töten, scheinen nach der vagen Definition des Autors die meisten geschichtlichen Ereignisse, in denen viel Blut floß, in die gestellte Thematik zu passen: römische Christenverfolgungen, chinesischer Boxeraufstand, die Inquisition und der transatlantische Sklavenhandel
„Raab und die österreichische Neutralität“ entpuppte sich als ergiebiges Thema eines Symposions, zu dem das Vogelsang-In- stitut vor kurzem nach Wien eingeladen hatte. Die Veranstaltung war Teil der Feierlichkeiten, mit denen die ÖVP des 90. Geburtstages von Staatsvertragskanzler Julius Raab gedachte.Im ersten Referat Versuchte Univ.-Prof. Gerald Stourzh aufzuzeigen, welchen Einfluß Bundeskanzler Raab auf die Staatsvertragsverhandlungen hatte. Stourzh: Es war Raab, der das Tauwetter zwischen den Großmächten ausnützte.In der hochdramatischen Sitzung in Moskau am 13. April 1955
Im Juli 1914 hat die deutsche Regierung nicht nur Österreich freie Hand gegeben, sondern die Donaumonarchie zugleich ständig zum Krieg gegen Serbien getrieben. Die führenden Köpfe in Berlin waren sich im Klaren, daß Rußland gezwungen war, die Serben zu unterstützen. Damit wurde auch die Kettenreaktion an Bündnisfällen unter den europäischen Großmächten ausgelöst: der Erste Weltkrieg wurde unvermeidlich.Die überragende deutsche Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg ist der Kern vieler bedeutender Arbeiten des Hamburger Historikers Fritz Fischer. Sein Schüler Imanuel Geiss zeigt diese