Am Neujahrstag 1911 besuchte Wassily Kandinsky in München ein Konzert. Zu hören waren Kompositionen von Arnold Schönberg.Kandinsky war von dieser Musik tief beeindruckt. Er schrieb dem „Sehr geehrten Herrn Professor“ in Wien einen Brief, um diesem seine „Sympathie auszudrücken“.Das war der Beginn einer Bekanntschaft, die Hans Heinz Stuckenschmidt, der Biograph Schönbergs, als „eine der bemerkenswertesten Konstellationen am Firmament des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete. Und tatsächlich: Es ist faszinierend, die geistige Verwandtschaft in dieser auch zeitlichen Parallele der
Sie kamen um die Mitte des 14. Jahrhunderts aus Mittelfranken nach Kärnten. Es war eine Familie angesehener Bürger, der es wenige Generationen später gelang, in den Adel aufzusteigen: die Khevenhüller zählten bald zu den ersten Geschlechtern des Landes.Dies gelang ihnen mit Fleiß, mit Ausdauer und mit kleinen Tricks. Denn als über Hans V., der am Hofe Kaiser Maximilian II. diente, gemunkelt wurde, er gehöre einem emporgekommenen Adel an, da unternahm man alles, was man tun konnte: manerfand Vorfahren und verschaffte sich so einen Stammbaum.Bald also wurden ritterliche Paare, die nie
Adolf Frohner begann seinen Weg mit einer für viele aufreizenden, aber klaren Sicht seiner Umwelt:Es war eine Entscheidung, ein Bruch mit den Vorbildern: zu sehen gab es nicht mehr Gläser und Flaschen, nicht mehr italienische Landschaften und Sitzende â la Cézanne, Klee und Schlemmer, sondern Materialcollagen, die aus abgenutzten Holzteilen, Leinenfetzen, Blech, Gips, Stacheldraht und triefenden Olpatzen auf- und zusammengebaut sind.„Meine Malerei gefällt wenigen und regt viele auf“, so meint Frohner, und diese Einschätzung mag schon stimmen. Daß er mit
Franz Bayer wurde 1932 in Milletits, Jugoslawien,geboren. Nachdem Krieg kam er nach Österreich und erlernte hier den Steinmetzberuf. Seinem Bedürfnis folgend, sich künstlerisch auszudrücken, absolvierte er das Studium an der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt.Seit 1966 stellt Franz Bayer sein künstlerisches Schaffen der Öffentlichkeit vor. Liest man den Katalog seiner Ausstellungen, so darf man annehmen, daß seine Werke im besonderen Maße in Deutschland geschätzt werden: München, Mannheim, Würzburg; zur Zeit bereitet der Künstler eine Ausstellung in Köln vor.Franz Bayer
Der Grundstock war die Privatsammlung Ludwig I. von Bayern mit Schwerpunkt Münchner Malerei der 1. Hälfte des 19. Jahrh underts. Der königliche Mäzen zeigte aber auch Interesse für neueste und auch fremdländische Produktionen. Das gab der von ihm gegründeten Sammlung der „Neuen Pinakothek" das zweite Bein für den Sprung an die Spitze.Schenkungen. die sogenannte Tschudi-Spende, Stiftungen und Leihgaben ließen München - wenn’s ums 19. Jahrhundert geht - nach ganz vorne rücken. Impressionisten etwa, das ist auch mit einer Reise nach München verbunden. Oder Waldmüller? Willkommen
(Modern Art Galerie, Wien 1, Köllnerhofg. 6, bis 21. März) Inge- borg Strobl, so verheißen Eililadung und Plakat, zeigt Diverses. Das ist eine klare und einfache Erklärung, die auch noch stimmt. Mit zum Diversen gehört die Einladung selbst, die glücklicherweise einmal nicht nach dem obligaten Muster „fifty- fifty und die Druckerei übernehmen wir“ zustandegekommen ist. Inge- borg Strobl hat die Sache nicht aus der Hand gegeben, denn sie weiß, daß schon und gerade hier gestalterische Möglichkeiten wahrzunehmen sind. Darin liegt unter anderen eine ihrer Stärken.Das allein muß
(Osterr. Museum für angewandte Kunst, Wien 1, bis 11. Jänner 1981.) Sie nennen sich schlicht und einfach „Holzwerkstätten", und die Möbel, die sie herstellen, heißen nicht „Modell Susi" oder „Schwarzwald", sondern ihrer Funktion entsprechend nur Stuhl, Tisch oder Regal.Das genügt. Wenn schon mit klingenden Namen geworben werden soll, dann mit denen der Entwerfer: mit internationalem Renommee Max Bill und aus der heimischen Riege Luigi Blau, Anna Praun und Johannes Spalt.Es ist eine Gruppe jurtger Leute aus dem Südkärntner Grenzraum, die sich allen
Peter Bischof zeigt, und das in allen seinen Bildern, eine menschliche Figur. Ist sie hier im Entstehen oder löst sie sich auf? Die zielgerichtete Dynamik verrät die Kraft vorantreibender Energie. Auch signalisiert die in Rot- und Brauntönen ausstrahlende Wärme Leben und Kraft: der Mensch in Bewegung, das Leben als Weiterschreiten zu immer neuen, entwicklungsfähigen Möglichkeiten.Der Maler und Graphiker Peter Bischof, 1934 in Wien geboren, hat eine unspektakulär ernsthafte und erschöpfende Aufgabe gefunden. Er trifft, so schreibt Otto Mauer 1963, „die menschliche Gestalt in ihren
(Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 3, Schweizergarten, bis 18. Januar) 1942 war es wieder einmal soweit. Jean Dubuffet verpachtet seine florierende Weinhandlung und zieht in ein Atelier um; er hat beschlossen, als Künstler nochmals von vorne anzufangen. Und das total.Mit diesem Schritt aus dem bürgerlichen Leben tat er aber nicht den in Richtung der „schönen" Künste. Bescheiden stellte er sich an ihren Rand und zeigte Interesse für außereuropäische Kulturen, für das Kreative von Kindern und Geisteskranken, und statt im geschäftigen Trubel der Kunstwelt einzutauchen, tauchte er
(Wiener Künstlerhaus am Karlsplatz, Wien 1, bis 30. November) Wie wohnt man, wenn man wohnt, wie ,man' wohnt?Man wohnt dann so, wie die anderen es wollen: die Hausfrau in der Isolierhaft ihrer Funktionsküche, das Kind verbannt in einer Zelle, die flächenmäßig oft kleiner ist als der Abstellplatz fürs Auto und die Winterreifen, und Vati und Mutti im zentral gelagerten Superbett im Schlafzimmer.Wohnbereiche sind Funktionsbereiche, so sehen sie dann aus und so werden sie auch geplant: Familie sein nach DIN, Repräsentationsbedürfnis nach Empfehlungen von Postwurfsendungen.Amüsiert und
Sie schufen, und so lautet der Untertitel des Buches, die „deutsche Malerei des Expressiven Realismus von 1925 bis 1975”. Es sind Maler, diezwischen 1890 und 1905 geboren wurden und die ihr Leben eher unspektakulär aufbauten und im Schatten sensationell empfundener Kunstentwicklungen und Sprünge arbeiteten. Ereignishaft hingegen waren die Erfahrungen, die sie machen mußten: der Erste Weltkrieg, die Notjahre der Nachkriegszeit, die fürchterlichen Bedrängnisse und Beschränkungen durch das Dritte Reich. Nach all dem wurden sie auch noch die Opfer der „Besonderheiten einseitiger
Zur Eröffnung der großen Dali-Retrospektive im Centre Pompidou kam der Meister höchstpersönlich, um gemeinsam mit dem Minister für Kultur den feierlichen Akt vorzunehmen, was dann doch nicht gelingen sollte: das Personal des Museums beschloß kurzfristig, just zu diesem Zeitpunkt einen Streik durchzuführen. Dali kam nicht einmal bis zum Foyer, wo ein in der Luft schwebender 38 Meter langer Löffel, kombiniert mit einem ebenfalls im Raum hängenden Automobil den Auftakt zu einem kulturellen Großereignis signalisierte: die vorläufig letzte und größte Dali-Ausstellung, eine
(österr. Museum für angew. Kunst, Wien 1, Weiskirchner Str. 3, bis 30. Nov.) Eine Ausstellung, die wahrlich Freude, die Genuß bereiten kann: „Art Nouveau -Textildc-kor um 1900", so der Titel der Schau, die vom Württembergischen Landesmuseum zusammengestellt wurde und nach Stuttgart nun auch in Wien zu sehen ist.Die etwa 300 Exponate wurden ohne den dazugehörenden Raumbau übernommen und hier in der von der Sommerausstellung übriggebliebenen Architektur untergebracht. Raumgröße, Zahl der Ausstellungsobjekte und auch Beleuchtung ergeben zumindest für mein Empfinden eine Einheit,
Venedig versinkt, Orvieto brök-kelt ab, Ravenna könnte überflutet werden: Horrormeldungen dieser Art aus Italien - wer kennt sie nicht? Es sind Namen bekannter Städte, spektakuläre Beispiele aus der Gruppe der „centri storici", für die es ganz einfach darum geht, erhalten zu bleiben.Dann gibt es noch die ganz gewöhnlichen Fälle mit den alltäglichen Gründen, die sich aber nicht weniger substanzbedrohend auswirken können: etwa die Situation der nur zaghaften und halbherzigen politischen Entscheidungen, die dem Spekulantentum nicht entgegenwirkt; dann die Konzessionen, die zum
Die Präsentation ihres Schaffens, das war den Meistern der österreichischen Kunst um 1900 weit mehr als ein lebensnotwendiges Anliegen. Für A usstellungsgestaltungen zeichneten sie gleichsam mit einer Signatur verantwortlich.Das, so darf man annehmen, ist auch denen nicht unbekannt, die im Museum für angewandte Kunst am Stubenring das Sagen haben. Und so schritten sie zur Tat: zur Errichtung einer Schausammlung „österreichische Kunst um 1900”, Unternehmen Saal IX.A us der Fülle der Depotbestände wählte man nur das Erlesenste. Und es wurde bestimmt und datiert, abgestaubt und
(Historisches Museum der Stadt Wien, bis 26. Oktober). Was totgesagt wird, hat ein langes Leben. Und da der Untergang des Wiener Kaffeehauses immer wieder vorausgesagt wird, kann mit einer dauernden Existenz dieser durchaus demokratischen Einrichtung gerechnet werden.Es gibt sie auch noch, die großen Wiener Kaffeehäuser: im einigermaßen originalen Zustand, als Dokument der Modernisierungswut der Fünfzigerjahre und als überdrehter Messing-Schnick-Schnack der jüngsten Zeit. Die Institution also lebt. Diesen Sommer über sogar als durchaus glücklich gewähltes Thema und erstklassiges
Sie zogen die Konsequenz aus der Ablehnung ihres künstlerischen Schaffens, sie folgten einer Einladung oder verließen fluchtartig das Land - weil sie mußten oder gerade noch konnten: österreichische Maler und Bildhauer der Emigration und Verfolgung, Künstler, die auswanderten oder sich in ihrer Heimat zurückzogen, weil sie sich den neuen Umständen nicht anpassen wollten, weil sie, wie ihnen immer drängender klargemacht wurde, hier nichts zu suchen hatten, weil für sie einfach kein Platz mehr war.Geboren in Österreich, gestorben in Belfast, in London, in Paris, Johannesburg, New York
(Künstlerhaus, Wien, bis Ende Juni)Was die Gemeinde Wien seit 1945 zum Zwecke der Kunstförderung angekauft hat, das ist in einer repräsentativen Auswahl, zusammengestellt von Otto Breicha, im Künstlerhaus zu sehen. Es ist eine Wanderausstellung, die zunächst nach Salzburg und Graz geschickt wurde und die nun sozusagen heimgekehrt ist.Der Titel „Kunstszene Wien” ist zu anspruchsvoll. Da fehlen einige wichtige Künstler, die, wenn sie auch nicht (mehr) in Wien leben, so doch hier noch immer ein Atelier haben und die in Wiener Galerien vertreten sind. Und man kann selbst der Wiener Szene
Zur Verdeutlichung der zentralen Idee in seinem Werk hat er in einem Renaissanceschloß im südfranzösischen Gordes ein „didaktisches Museum” eingerichtet und eine Fonda-tion soll die Möglichkeit für die praktische Revolution der bildenden Künste, so wie er sie erleben möchte, ergründen und aufzeigen:Victor Vasarely, 1908 in Ungarn geboren und seit 1930 in Paris beheimatet, Meister der geometrischen Abstraktion und wahrer OpArt-Zauberer, der den grauen Alltag des Menschen in eine heitere Umgebung verwandeln will.Zur Eröffnung einer Ausstellung seiner Werke kam er nach Wien. Er hatte
Der Bindenschild war immer eine Marke, die Qualität versprach. Allbekannt wurde er als Signum der Wiener Porzellanmanufaktur, die dieses Markenzeichen von 1744 an exklusiv führte. Und zwar blau unter der Glasur bzw. auf den unglasierten Scherben gemalt.Als die Wiener Porzellanmanufaktur 1864 aufgelöst wurde, gelangte der künstlerische Nachlaß ins Museum und die noch lagernde weiße Ware wurde abverkauft. Und aus diesen Beständen, die ja mit dem echten Bindenschild versehen waren, kommen jene Verfälschungen, die nur schwer als solche zu erkennen sind. Denn das Porzellan selbst ist ja
Es ist ein langfristiges und weitsichtiges Denken. So ist es zu verstehen. Denn der Europarat,ist fest davon überzeugt, „daß internationale Krisen sich am besten dadurch verhindern lassen, daß den Nationeft'des Kontinents die Gemeinsamkeit ihrer Zivilisation vor Augen geführt wird, die zu verteidigen ihr gemeinsames Ziel sein sollte".Und so veranstaltet man Ausstellungen für Kunst, Wissenschaft und Kultur - in diesem Jahr in Florenz und damit zum zweiten Mal in Italien. Der Titel: „Florenz und die Toscana der Medici im Europa des 16. Jahrhunderts." Wieder ein Thema, das bei
Die Personen des Geschehens, sie leben in der Gloriole, in der Musik, im Geschichtsbuch oder auch nur als Legende weitet. Die Kulisse ihres Auftritts aber ist erhalten geblieben. Sie ist ein prägender Bestandteil des städtischen Erscheinungsbildes, Fixpunkt für jeden Besucher der Stadt: das barocke Wien.Franz Endler hat den dritten Band seiner, wie einleitend zu lesen ist, „persönlich gesehenen und nach unorthodoxen Gesichtspunkten erzählten Geschichte der einzigen Stadt, in der er leben kann", vorgelegt. Nach „Wien im Biedermeier" und „Das k.u.k. Wien" ist es nun
Der 100. Geburtstag von Paul Klee- geboren am 18. Dezember 1879 -war der Anlaß für drei große Ausstellungen. In Bern präsentierte während der Sommermonate die Paul-Klee-Stiftung Arbeiten aus den letzten drei Lebensjahren des Künstlers- er starb am 29. Juni 1940 -, die Kölner Kunsthalle dokumentierte die Bauhaus-Werkperiode, und Mitte Dezember, also knapp vor dem Ge-burts- und eigentlichen Gedenktag, wurde in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München die dritte große Ausstellung eröffnet, in der das Frühwerk und damit auch die künst-lerische Entwicklung zu sehen ist, wie