Hanns Sassmann ist sechzig: Ein Leben voll Saft und Kraft erheischt Zwischenbilanz. Immer hat es Kirche, Vaterland und prophetischer Publizistik gehört.Schon in der NS-Zeit arbeitete der gebürtige Wiener, teilweise im Untergrund, für die katholische Jugend, deren Diözesanführer er 1945 wurde;Bun-dessekretär und stellvertretender Bundesjugendführer der KJÖ (bis 1951) folgten.Elias Canetti möchte die Menschen danach beurteilen, „ob sie die Geschichte akzeptieren oder sich ihrer schämen". Hanns Sassmann, der an der Universität Wien (Dr. phil. 1949) Germanistik, Geschichte und
Eines Tages, wenn die Gleichbehandlung von Frauen und Männern Faktum geworden ist, werde man auch darüber reden können, meinte Innenminister Blecha jüngst in einem Gespräch mit dieser Zeitung (Nr. 1/84). „Sehr bald schon", präsentierte in einem anderen FURCHE-Ge-spräch Vizebürgermeister Erhard Busek jüngst seinen Standpunkt dazu.Nun hat Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager „es" im Parlament bereits getan: nämlich die Frage aufgeworfen, ob nicht auch junge Frauen im Sinne einer wirklich umfassenden Sicherheitspolitik im Bereich der zivilen Landesverteidigung einen
„Brot der Hoffnung“: Das kann unverdrossen verrichtete Alltagsarbeit einer Wiener Greißlerin ebenso wie die Lebenskraft spendende Liebesbeziehung zweier Liliputaner sein: Njkolaus Eder und Peter Pawlowsky haben das mit ihren phantasievollen Bilderfolgen (15. 8., FS 2) glaubhaft gemacht.Dieser Beitrag war einer aus der Fülle des Angebots, das der ORF schon im .Advent“, also in der Vorbereitungszeit des österreichischen Katholikentages, bereitgestellt hat. Die Superlei- ‘ stung steht noch bevor.Unter der Gesamtverantwortung von FS-2-Intendant Emst Wolfram Marboe und der Leitung von
Er ist ein moderner Chry- sostomus, ein „Goldmund“, der immer bekennt, immer Hoffnung kündet: Wfadis- law Bartoszewski, Historiker (katholische Universität Lublin) und Publizist, Generalsekretär des polnischen PEN, der diese Woche in Wien einen der sieben Herder-Preise 1983 erhalten und Ehrengast beim Franz-von-Sales-Essen der katholischen Journalisten sein wird.Hitler steckte den Mitbegründer des Hilfsrates für Juden ins KZ Auschwitz. Das Jaruzelski-Regime hat den oft Verfolgten neuerlich monatelang interniert.Nach der Freilassung erhielt er einen halbjährigen Lehrauftrag in
Der Sekretär des Finanzministers, dessen Nachfolger als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus (ACUS) er nun ist, hat ein Buch über Kirche und Sozialdemokratie in Österreich geschrieben: ein notwendiges, ein um Faktentreue bemühtes, alles in allem gutes Buch.So mancher Konflikt der Vergangenheit erscheint im Rückblick als völlig unnötig: etwa das Streben der katholischen Kirche nach Aufhebung der obligatorischen Staatstrauung ebenso wie die jahrelange Nichtanerkennung des Konkordats durch die SPÖ.Steger kennzeichnet die Wendepunkte der Entwicklung:
Leitartikel sind meist ein schwungvolles Plädoyer, gewürzt mit scharfer Wortkost, um eine Argumentation zu profilieren. Bisweilen ist eine Geschichte freilich stark genug, um ohne Blitz und Donner Kommentar und Profil zu schaffen. Die folgende Geschichte gehört wohl in diese Kategorie.Die Länder der Dritten Welt sind teilweise so verschuldet, daß einzelne von ihnen ihre Zahlungsunfähigkeit einbekennen mußten. Zweimal so hoch wie seine Einnahmen aus Exportgeschäften ist bereits die Finanzschuld Mexikos. Gleiches gilt im wesentlichen für Brasilien, gleiches für Argentinien. Polen
Nötig ist kein Krieg. Wenn man auf der Suche nach symbolstarken Steigerungen dennoch vom unnötigsten Krieg sprechen will, muß man dieses Prädikat dem argentinisch-britischen Schaf inselkrieg verleihen. Er ist ein skandalöser Wahnsinn.Keine Frage: Das argentinische Generalsregime unter Leopoldo Galtieri hat nackte Aggression begangen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber Großbritannien hat in einer Weise reagiert, die es nicht schuldlos macht.Das erste Reagieren bestand im Nichtreagieren: auf ernsthafte Signale nämlich, die auf die Aggression schon Tage vorher deutlich schließen
„Haig sollte daheimbleiben", übertitelte die „New York Times" einen Kommentar, in dem sie dem US-Außenminister riet, Vermittlungsdiplomatie lieber vom Schreibtisch aus als im hektischen Reiseroulette zu betreiben: „Die Chefköche gehören in die Küche, und die beste Außenpolitik wird daheim gebraut."Man ist versucht, diese Empfehlung auch an die österreichische Adresse weiterzureichen. Da fährt unser Außenminister von Station zu Station, um de facto Handelsgespräche zu führen, und macht durch die Wahl des jeweiligen Erzrivalen als nächsten Besuchspartner das
Sie schwitzen Blut in den Arbeitslagern Polens, der Sowjetunion und in panzerumstellten Kirchen Lateinamerikas. Drohbriefe des tschechoslowakischen Geheimdienstes, Morddrohungen gegen guatemaltekische Priester und der Fanatismus der Muslim-Brüderschaft drücken Menschenbrüdern Dornenkronen aufs Haupt.Sie werden gegeißelt, diesfalls gesteinigt, in Iran und in SaudiArabien. Im Perserreich mußten seit der „Islamischen Revolution" mindestens 2000 Menschen ihr Leben lassen - aber in der Türkei noch mehr, obwohl weniger davon geredet wird.Sie gehen den Kreuzweg des Elends als
Die Weltlage ist weiterhin ernst und die österreichische Innenpolitik weiterhin skurril. In Zentralamerika zieht immer mehr ein Blutbad auf, im Mittelmeer entwickelt sich eine völlig unnotwendige amerikanisch-libysche Konfrontation, in Osteuropa droht um sich greifende Destabilisierung durch progressiven Wirtschaftsbankrott - und in Österreich geht die Hauptdiskussion um die Merkfähigkeit von Parteisekretärshirnen.Bleiben wir dort, wo die Gefahr am akutesten ist: in Mittelamerika. Die Regierung der USA sieht nur noch rot: die Sowjetunion als Drahtzieherin eines gigantischen
Kein vernünftiger Mensch wird bestreiten wollen, daß Buhdeskanzler Kreisky einmal auch seine begnadeten Tage als ehrlicher Makler der Weltpolitik hatte. Das jüngste Abenteuer mit Gaddafi aber hatte nicht mehr den Anflug weltmännischer Genialität an sich. Es war unnötig, peinlich.„Milliardengeschäfte für die VOEST" waren über Nacht in Aussicht gestellt worden. Hinterher mußte Kreisky zugeben, daß über konkrete Wirtschaftsprojekte gar nicht gesprochen worden war. Und daß, was immer der radikal-islamische Wüstenstaat uns allenfalls abkaufen würde, wir mit libyschem öl
Die amerikanische Weltraumfähre,,Columbia“ hat das Tor zu einer wirklichen Eroberung des Weltraums aufgestoßen. Verschwendetes Geld? Vieles deutet auf das Gegenteil hin: die denkbar hoffnungsvollste Investition in die Zukunft und das Überleben der Menschheit, die in der erregendsten Epoche ihrer bisherigen Entwicklung angelangt ist.
Ärger gerät zum Zorn, Kritik zum Stöhnen: Was muß sich der Steuerzahler im Zusammenhang mit dem Skandal rund um den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses Wien denn noch gefallen lassen?Der neue Kontrollamtsbericht der Stadt Wien enthält auf nahezu 1000 Seiten neue Fakten von so unfaßbarer Planungspleite, Verschwendungssucht und Verantwortungslosigkeit, daß auch dem geduldigen Beobachter Mäßigung im Kommentar nicht mehr gelingen mag.Keinerlei Kostenvergleiche, Mißachtung von Ausschreibungsvorschriften, verschlampte Abrechnungen, gigantische Nachzahlungen ohne Rückfrage,
Kein Zweifel: Der starke Mann des Kabinetts Reagan wird Außenminister Haig sein. Sein souveräner Stil im Senatsprüfungsverfahren hat auch politische Gegner vom Rang der „New York Times“ überzeugt, die anfänglich gegen ihn schrieb und nun bekannte:„Wir sind bereit zu dem Eingeständnis, daß Alexander M. Haig jun. mehr Diplomat als Militarist ist.“ Ein bloßer Soldat wäre unter dem Druck dieses Verfahrens konfus zusammengebrochen - Haig habe sich Medaillen verdient. Die Außenpolitik der USA werde sich unter ihm mehr im Stil als in der Substanz ändern.Aus Philadelphia,
Eine Einladung zum ersten Kräftemessen mit dem Kongreß ist die Nominierung Alexander Haigs zum Außenminister auf jeden Fall. Manche sagen: Daß sich Reagan das angetan hat! Andere prophezeien: Nach diesem Stahlbad im Senat ist Watergate endgültig tot!Totengräber des Honigmondes zwischen Präsident und Parlament oder Totengräber des Watergate-Gespenstes: Der 56jährige General dürfte die mindestens 51 Stimmen, die im Oberhaus für seine Bestellung erforderlich sind, auf jeden Fall erhalten. Alexander M. Haig (vgl. FURCHE Nr. 51, Seite 1) wird also der nächste Außenminister der USA
Die jüngst vom Nationalrat beschlossene Novellierung des Zivildienstgesetzes schien Anlaß, das Thema Landesverteidigung aus christlicher Sicht in der FURCHE wieder einmal zu aktivieren.Die Linie des Blattes sollte jene sein, die hier immer eingenommen worden ist: voller Respekt vor Waffendienstverweigerern aus wirklicher Gewissensüberzeugung, aber vorbehaltlose Bejahung der Landesverteidigung „mit allen zu Gebote stehenden”, also auch mit militärischen Mitteln. Und kein Respekt vor tatsächlichen Drückebergern, die einfach einer Unannehmlichkeit entgehen möchten.Als Einleitung einer
Der letzte Wahlsonntag hat wieder einmal bewiesen, daß es so etwas wie einen internationalen Trend nicht gibt. In Portugal hat das gemäßigte Zentrum einen klaren Erfolg gegen Sozialisten und Kommunisten errungen. In der Bundesrepublik Deutschland landete die linksliberale Koalition den erwarteten Erfolg.Warum es so kam, haben politische Spürnasen längst wittern zu können geglaubt: weil gerade in Krisenzeiten „Entspannung", und sei sie vorgegaukelt, mehr zieht als Warngerede; weil der „Kanzlerbonus" unbezwingbar ist; weil das Unbehagen über Franz Josef Strauß bis tief in
Fernsehen: das Medium, das die große Welt ins Zimmer transportiert! In Pantoffeln schauen wir zu, wie der erste Mensch den Mond betritt und auf der anderen Hälfte des Globus die olympische Flamme entzündet wird.Kann damit der große Traum von der Einheit und der Verbrüderung der Menschheit leichter, besser, rascher verwirklicht werden?Nach einem Vierteljahrhundert Fernsehen deutet vieles darauf hin, daß zunächst einmal das Gegenteil der Fall ist. Die große Welt, die uns das TV ins Haus liefert, besteht vor allem aus Hunger, Elend, Terror, Krieg. Damit aber wollen wir nicht belästigt
In der Türkei putschten die Generäle, weil die Politiker nicht mehr miteinander reden wollten. Die Inflation pendelt um die 100-Prozent-Marke, jeden Tag starben mehrere Türken den Terrortod, mafiose Gruppen tyrannisierten die Wirtschaft - aber die Politiker der beiden Großparteien konnten sich zu keiner Koalition miteinander entschließen, so daß eine Kleinpartei einmal die efne und einmal die andere Regierungspartei erpressen konnte.Verständlich, daß manche nun den Armeeputsch als lange ersehnte Ordnungshandlung begrüßten, obwohl in der Massenverhaftung demokratisch gewählter
Die Abkommen der Streikführer von Danzig und Stettin mit Regierung und Zentralkomitee der polnischen KP sindein politisches Wunder. Und wenn sie die Madonna von Tschenstochau nicht auch zu dem ihren macht, wird sich dieses Wunder nicht halten. Nichts spricht dafür, daß die unkritische Euphorie vieler westlicher Massenmedien begründet ist.Was hat man ausgehandelt? Daß „neue, selbstverwaltete Gewerkschaften" gegründet werden und zu den bestehenden in Konkurrenz treten können; daß politische Häftlinge freigelassen werden; daß die Arbeiter ein Recht auf wirtschaftliche Streiks
„Karl Freund, Dr. iur., Notar, 1030 Wien, Fasangasse 24, röm.-kath.” steht derzeit im Personenstandsregister. Künftig soll das „röm.-kath.” nicht mehr dabeistehen. „Weil das Konfessionsbekenntnis den Staat nichts angeht.”Dagegen haben alle Kirchen und Religionsgesellschaften Österreichs protestiert. „Weil sie dann nicht mehr so leicht an die Kirchenbeitragszahler herankommen”, sagen die Verfechter der Streichung.Ja, das ist es auch. Es wortreich zu bestreiten, wäre pharisäerhaft. Aber es ist gewiß nicht das allein und nicht einmal das in erster Linie.Die Kirchen wollen
Auf die Ermordung des Erzbischofs von San Salvador folgte das Blutbad bei seinem Begräbnis: 40 Tote mehr zu den 1500 dazu, die seit Jänner 1979 in El Salvador eines gewaltsamen Todes gestorben sind.Drei Tage zuvor war in einem anderen lateinamerikanischen Staat, in Bolivien, die Leiche des zu Tode gefolterten Jesuitenpaters Luis Espinal gefunden worden. Er war einer der führenden Vertreter der bolivianischen Menschenrechtsbewegung und Teilnehmer an einem Hungerstreik gewesen, der 1978 das Ende des Diktaturregimes Banzer einleitete.Politischer Karfreitag 1980.Bei der lateinamerikanischen
Die Familien-Staatssekretätin Elfriede Karl hat in einem Interview mit der Grazer „Neuen Zeit" etwas gesagt, was unvermeidlicherweise Konfliktstoff enthält und daher zur Stellungnahme herausfordert. Sie behauptet, mit Gesundheitsminister Herbert Solcher eines Sinnes zu sein, daß Abtreibung kein Mittel der Geburtenregelung oder der Familienplanung sein sollte. Die „wichtigste Alternative zur Abtreibung" sei die Empfängnisregelung, und ihr sollte in den Beratungsstellen künftig mehr Gewicht zukommen.Frau Karl hat recht.Sicher: Ist eine Frau einmal schwanger, dann sollte die
Am 1. Oktober 1949 hat Mao Dsedong vom Pekinger Tor des himmlischen Friedens aus die Volksrepublik China proklamiert. 30 Jahre nach diesem Ereignis und drei Jahre nach Maos Tod fragt sich die Welt: Ist das größte Revolutionsprojekt der Geschichte, die politische Umformung eines jetzt schon von nahezu einer Milliarde Menschen bevölkerten Reiches, auf dem Weg zum Scheitern oder zum Erfolg?
Viele Leute sind angewidert von der Art, wie in sozialistischen Kreisen derzeit das Nein der Wählermehrheit zu Zwentendorf als Inbegriff der Volksweisheit gefeiert wird.„Es zeigt sich nun, daß das österreichische Volk bei der Kernkraftabstimmung richtig entschieden hat“, erklarte blauen Auges der Wiener Bürgermeister Leopold Gratz, der -nach anfänglichen Zweifeln - vor dem 5. November 1978 nachdrücklich die entgegengesetzte Parole seiner Partei zu Zwentendorf vertreten hatte.Und geradezu rührend gab Manfred Scheuch in der „Arbeiter-Zeitung“ vom 2. April zu, daß er nach dem
Man erinnert sich: Im Sommer 1975 hatte die Volkspartei nach der Wahl ihres neuen Obmanns Josef Taus einen erfolgverheißenden Wahlkampfanlauf. Dann steckte ein prominenter ÖVP-Einzelgänger einem Journalisten im gelben Kuvert 100.000 Schilling zu, was dieser auffliegen ließ. Von jenem Moment an irritierten Unsicherheit, Verwirrung und ein Mangel an Selbstbewußtsein die ÖVP. Am Tag der Stimmabgabe mochte kein Wähler mehr an das gelbe Kuvert denken - aber es hatte genügt, daß der ÖVP-Wahlkampfzug beizeiten entgleist war.Manche besonnene Beobachter der Wahlkampfszene fürchten nun allen
Ein Drama nähert sich seinem - und das ist jetzt wirklich das Problem. Seinem was nähert es sich? Von einem Höhepunkt wird man nur schwer sprechen können, von einem Ende sicher nicht. Überlassen wir also dem Leser selbst die Entscheidung über die Benennung des Zwischenziels. Das Drama aber heißt ORF. Statt eines Kommentars genügt eine Aufzählung der Bilder.1974 wurden Gerd Bacher und seine Partie abgewählt. Eine der Hauptbegründungen lautete damals: Der Generalintendant habe sich als zu eigenmächtiger Herrscher gebärdet, dem Medium habe es an Pluralität und Ausgewogenheit in