Der 14. März, obgleich da Vorgänge einsetzten, die das Land an eine Katastrophe heranführten, wird in den Geschichtsbüchern Österreichs nicht aufscheinen. Dafür ist Sorge getragen, denn die Eingeweihten haben sich zu lebenslänglichem Stillschweigen verpflichtet. Was geschah an diesem Tag? In den Bezirksflnanzämtern, in den Finanzlandesdirektionen und im Finanzministerium selbst wurden die Halbjahreszuteilungen an Kanzleimaterialien vom 1. Juli des Vorjahres, also mit der üblichen Verspätung, an die Endbenützer ausgeliefert. Das war's, was am 14. März geschah.Nun, das allein wäre
Der Fisch begegnet uns nicht nur bei der Fischerei und in Unterwasserfilmen, sondern auch am gestirnten Himmel. Die Sternbilder werden dem Publikum in jedem Planetarium genannt. Man vernimmt, daß es da unter den Wassertieren einen nördlichen, einen südlichen und einen fliegenden Fisch gibt, einen Delphin, einen Wal, einen Krebs, einen Wassermann, einen Schwertfisch und eine kleine und eine große Wasserschlange. Weshalb gerade diese Wesen von den Hellenen an den Himmel projiziert wurden, erfährt man jedoch erst durch die Beschäftigung mit den altgriechischen Sagenkreisen. Die mythischen Gestalten entstanden bei ihnen wie bei allen Völkern, indem der frühe Mensch die Kräfte und Gegenstände der Natur mit menschlichen Eigenschaften beseelte. So gewannen unzäh-bare Naturgottheiten und Geister, Drachen und Monstren in jahrtausendelangen Überlieferungsketten Gestalt, bis schließlich jede Quelle ihre Nymphe, jede Kunst ihre Muse und jeder Hain seinen Schutzgeist hatte.
In den Tagen, als die Tempelpriester des Amon-Ra ihre Macht in Ägypten zurückgewannen und die Erinnerung an Pharao Echnatons einen Gott getilgt wurde, sah ich Sati zum erstenmal. Ich war Sklave, in der Nilstadt Theben damit beschäftigt, das Bildnis Echnatons und seiner Gemahlin Nofretete aus einer Steinplatte in der Säulenvorhalle des Haupttempels herauszumeißeln. Die Arbeit verdroß mich, ich war dem milden Gott zugetan gewesen, zu dessen Lob Echnaton gedichtet hatte: „Wie mannigfaltig sind DeineWerker Sie sind vor uns verborgen, Du einziger Gott, dem keiner gleichkommt. Du hast die
Im Künstler wie im Kunstfreund, soweit beide dafür halten, daß der schöpferische Schaffensvorgang in letztlich unergründlichen Ursprüngen wurzelt, regt sich Unbehagen, sobald sich die Wissenschaft der Kunst in analytischer Absicht mit mathematischen Methoden nähert, zumal heute, da sich diese im Zeitalter der Kybernetik potenziert anbieten. Doch der Trend ist unaufhaltbar, im Bereich der Literatur sind längst umfangreiche Forschungen im Gang, und es zeichnet sich eine Situation ab, in der Dichtung, bildender Kunst und Musik mit Hilfe von Computersystemen zahlreiche Strukturgeheimnisse
MARKENKAMERAS EINER AUSLÄNDISCHEN Produktion werden seit kurzem mit einem Rabatt von 42 Prozent verkauft, immer noch mit Gewinn, versteht sich. Wie hoch mag der Profit vorher gewesen sein? Kleingeister gibt’s, die suchen in derlei Manipulationen einen Wurm. Sie gehören zur selben atavistischen Rasse, die sich empört, sobald anläßlich der Saisonausverkäufe eigens hiefür erzeugte Waren auf den Markt geworfen werden, die zwar nichts wert sind, jedoch im Käufer das Hochgefühl erwecken, schlau gespart zu haben. Stoffe, die beim Waschen Form und Farbe verlieren, Schuhe, die sich bei Regen
ROBERT MUSIL. Eine Untersuchung: zur Erkenntnis der Dichtung:. Von Gerhart Bau mann. Francke-Verlaf, Bern-München. 208 Selten, Leinen, 19.80 fr.Wie weit das Phänomen Musil davon entfernt ist, durch uns, deren Lebensspanne noch Jahrzehnte in die seine hineinreicht, verstehend erschöpft zu sein, zeigt blitzartig erhellend auch diese profunde Analyse Baumanns, der als Ordinarius für neuere deutsche Literaturgeschichte in Freiburg im Breisgau wirkt. Allein schon die Kapitelfolge mit den Titeln: Das Feld — Die Zeit — Das Ich — Vereinigungen — Koexistierende Möglichkeiten — Geist der
Was kommt nach der Absurden Welle? fraigt sich heute mancher nachdenklicher Theaterfreund. Besorgt der eine, weil er die kühnen, labyrinrthischen oder sich zumindest rätselvoll gebärdenden Spiele schätzt, mißtrauisch der andere, weil er ihre Vertracktheit vielfach als Bedrohung seiner eigenen Position empfindet, und mutmaßt, nur noch Schlimmeres müßte nachkommen. Zurecht steht bei der Frage, denn das „Theater des Absurden”, wie Martin Esslin es ‘benannt zu wissen wünscht (so auch der Titel seines Buches darüber), hat seine Höhepunkte ersichtlich hinter sich, ist von
Bedurfte es nach dem Erscheinen des Standardwerks „Judenfeindschaft, Darstellung und Analysen“ von Karl Thieme (Originalausgabe der Fischer-Bücherei, Nr. 524, Frankfurt am Main, 1963), der neben eigene Texte solche hervorragender Mitarbeiter gesetzt hatte, weiterer Bücher zum Thema im deutschsprachigen Raum? Wiewohl das dort vorgelegte Material, von Details abgesehen, kaum zu übertreffen ist, lautet die Antwort: Ja. Denn es hat sich gezeigt, daß nach dem grauenhaften Morden der Nationalsozialisten eine vielschichtige Tabuierungs-welle eingesetzt hat, die dazu angetan ist, die nun
Der Zugang zu den Werken Otto Beckmanns erscheint zunächst einfach, denn ihre Formen- und Farbensprache eröffnet sich unmittelbar und intensiv. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß es trennscharfer Unterscheidungen bedarf, sollihre Ortung in den Kunst- und Geistesströmungen unserer Zeit glücken. Wer ihm in seinem Atelier gegenüber dem Unteren Belvedere in Wien begegnet, findet eine Atmosphäre, wie sie — hier auch von etwas wie einem alchimistischen Hauch durchzogen — in der Bauhüttenwelt des Mittelalters geherrscht haben mag. Das besagt schon einiges über den zum Du, zur
DA DIE URSACHEN einer ausbrechenden geistigen Erkrankung stets in persönlichen, individuellen faktoren stecken, kann weder die Behandlung noch die Nachbetreuung nach einem unpersönlichen Schema erfolgen. Also wurde es unerläßlich, ähnlich wie es für durch Krankheiten oder Unfälle Körperbehinderte, die ebenfalls einer Periode der Anpassung bedürfen, seit längerer Zeit eingeführt ist, ein Rehabilitationszentrum zu schaffen. Da bezüglich der Rehabilitation im allgemeinen und bezüglich jener der geistig Erkrankten im besonderen bisher eine lückenhafte zerrissene Gesetzgebung vorlag,
ZWEI ZIFFERN, DIE ZU DENKEN GEBEN: in Österreich nimmt die Zuwachsrate psychisch gestörter Kinder jährlich um 3 Prozent zu; eine deutsche Sozialversicherungsanstalt mit 6 Millionen Mitgliedern mußte ihre Leistungen auf dem Sektor Geistige Schäden innerhalb eines Jahres von 8,9 auf 11,4 Prozent des Gesamtbudgets steigern. Solche Nachrichten deuten darauf hin, daß unsere Zivilisation Milieuveränderungen bewirkt, mit denen die Anpassungsfähigkeit des einzelnen wie der Sozietäten nicht Schritt halten kann. Was Größe und Genie des Menschen auf der einen Seite an förmlich explosionsartig
DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE DES GISLE BERTUS. Mit erläuterndem Text von Regine Pernoud und Kanonikus Grivot. Limes-Verlag, Wiesbaden, 1964. 44 Selten, kl Lichtdruck-Bildtafeln. Preis 19.50 DM.
DIE STUNDE DES UHRMACHERS. Roman von Luc E s t a n g. Verlag Jakob Hegner, Köln. 301 Seiten. Preis 17.80 DM. — DAS VERWORFENE ERBE. Chronik einer Familie. Von William Faulkner. Fischer-Bücherei Nr. 626 (Großband). — SAVATA. Roman von William G oy e n. Band 132 der Kleinbuchreihe „Bibliothek Suhrkamp”. — FELDER. Texte von Jürgen Becker. Band Nr. 61 der Taschenbuchreihe „Edition Suhrkamp”.
EINE BOSE ODER ZWEI. Liebesgeschichten der zeitgenössischen Weltliteratur. Heraus gegeben von J. A. Frank und W. A. O e r 1 e y. Neff-Verlag, Wien-Berlin-Stuttgart. 589 Selten. Preis 138 S.
SCHLACHTSCHIFF TOD. Erzählung von Dino Buzza tl. Mit Illustrationen des Autors. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart-Basel. 70 Seiten. Preis 98 S. — HOMO VIATOR. Moderne christliche Erzählungen. Herausgegeben von Gustav Rüber. Verlag Jakob Hegner, Köln. 468 Seiten. Preis 14.80 DM.
DIE TEUTSCHE.V WINTER-NÄCHTE. Von Johannes Beer. 4 6 Seiten. Frei 34 M. — DIE KURZWEILIGEN SOMMER-TXGE. Von Johann Beer. 428 Seiten. Prei S4 DM. Beide Insel-Verlar. Wiesbaden.
BEKENNTNIS ZU KOKOSCHKA. Erinnerungen und Deutungen von Freunden des Künstlers. Herausgegeben von J. P. H o d i n. 180 Seiten, zahlreiche Bildtafeln. Preis 88 DM. — HERWARTH WALDEN. Ein Lebensbild von Nell Waiden. 132 Selten, zahlreiche Abbildungen. Preis 28 DM. Beides im Kupferberg-Verlag, Berlin-Mainz.Wer Augen hatte, zu schauen, konnte anläßlich der heurigen Wiener Festwochen — die dadurch, daß sie sich mit dem Motto „Wien nach 1900” ein festes Arbeitsziel steckten, zu einem internationalen Vorbild wurden — jene Welt erblicken, in der der junge Österreicher aus Pöchlarn,
DIE BITTEREN TRÄUME. Roman von Max Aub. Piser-Verlag, München. 384 Seiten. Preis 18.50 DM.In die Wurzelgründe der bitteren Träume führt, mit der Befugnis des Älteren, Aub. Sein klarer, ruhiger Stil, erzwungen zur Bändigung eines brennenden Herzens, führt uns in das für ihn epochale Ereignis des spanischen Bürgerkrieges, auf die republikanische Seite. Als Sohn eines Deutschen in Paris geboren, nach Spanien erst als Elfjähriger kommend, bringt er so viel Fremdblick mit, daß die Plastizität seiner Schau gegenüber tausend Details schärfer ist als die der spanischen Autoren, die
Zu den Vorzügen unseres Zeitalters gehört, daß gegenüber zahlreichen Äußerungen des menschlichen Daseins, die aus verschiedensten Gründen der Geringschätzung verfielen, ein neues Verständnis erwacht. Diese Tendenz beruht einerseits auf speziellen Forschungen, anderseits resultiert sie aus der Praxis der Naturwissenschaften an sich, die aus der kontinuierlichen Konfrontation mit den Einzelfakten der Weltwirklichkeit darüber belehren, daß kein Seinsphänomen existiert, das nicht eine sinnvolle Funktion erfüllte. Auf dieser Basis bahnt sich auch dem aus uralten Wurzeln gespeisten
Wer in Versuchung gerät, sobald er sich hier eingelesen hat, die stereotype Rezensentenformel: „Erstaunlich gut, dieses Buch, wenn man bedenkt, ein Erstling ...“, anzuwenden, verstummt beschämt, wird, vielleicht zum erstenmal, der ganzen Impertinenz dieser Floskel inne. Was Horst, auf der Höhe eines reifen Lebens, vorlegt, paßj in keine der üblichen Kategorien. Klan kann diese Geschichten nicht empfehlen, nein, vor ihnen sei gewarnt! Sie sind weder leicht noch angenehm zu lesen. Sie sind auch nicht gekonnt, sondern — nun, eben hier liegt der Haken. Wir machen den Versuch eines
GRAHAM-GREENE-GESAMTAUSGABE. Band I: Die Kraft und die Herrlichkeit / Das Herl aller Dinge / Das Ende einer Altäre; Band II: Orientexpreß / Das Attentat / Jagd im Nebel / Zentrum des Schreckens; Band III: Zwiespalt der Seele / Ein Sohn Englands / Am Abgrund des Lebens. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien-Hamburg, Preis pro Band 140 S.
DER TOD DES WASSERTRÄGERS. Ägypten in Erzählungen seiner besten zeitgenössischen Autoren. Herausgegeben von Hermann Ziock. Horst-Erdmann-Verlag, Herrenalb/Schwarz- wald. 367 Seiten. Preis 18.60 DM.
DIE LEKTION DES JAHRES 1980. Neue Erzählungen. Von Dino Buzzati. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart-Basel. 173 Seiten. Preis 74 S. — DIE WOHLTATEN DES MONDES. Erzählungen von Urs Jaeggi. Piper-Verlag, München. 202 Seiten. Leinen. Preis 12.80 DM. — HAUSMUSIK. Ein deutsches Familienalbum. Von Reinhard Baumgart. Walter- Verlag, Olten-Freiburg im Breisgau. 243 Seiten. Preis 15.80 DM. — FROST. Roman von Thomas Bernhard. Insel-Verlag, Frankfurt am Main. 358 Seiten. Preis 18.80 DM.
EINE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN LITERATUR. Von Wolfgang Schwerbrock. Scheffler-Verlag, Frankfurt am Main. 215 Seiten. Preis 12.80 DM. — SPRACHE IM TECHNISCHEN ZEITALTER. Vierteljahresschrift. Verlag Kohlliammer, Stuttgart. Einzelpreis 4 DM. - BESONDERHEITEN DER DEUTSCHEN SPRACHE IN ÖSTERREICH fund Südtirol). Von Doktor H. Rizzo-Bauer. Im Dudenverlag, Bibliographisches Institut, Mannheim. 131 Seiten. Preis 12 DM. — LITERATUR UND LÜGE. Von Karl Kraus. SPRACHE IN DER VERWALTETEN WELT. Von Karl Korn. DATEN DEUTSCHER DICHTUNG (Band II). Von H. A. und E. F r e n z e 1. DIE KRISE DES HELDEN. Von
Hält man sich vor Augen, welch großer Personenkreis allein durch die rororo-Bildmonographien erreicht wird, könnte man —. angesichts der tatsächlich großartigen Qualität der Reihe, deren Zusammenstellung und Interpretation durch Autoren von Rang bestritten wird — versucht sein, zu glauben, daß es um unsere Geisteskultur noch nie so gut bestellt war wie gerade heute. Das ist leider nur zum Teil richtig, denn Gespräche mit Verlegern, Buchhändlern und Kunden ergaben, daß die Taschenbücher, zu denen auch die Monographien gehören, vielfach auf Vorrat gekauft und jähre-, oft
DIE KRAFT UND DIE HERRLICHKEIT / DAS HERZ ALLER DINGE/DAS ENDE EINER AFFÄRE. Drei Romane von Graham Greene. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 713 Seiten. Preis 114 S.Hier vereinigt der Verlag drei der berühmtesten Romane Greenes in einem stattlichen Sammelband, in einer vom Autor neu durchgesehenen Fassung. Hat auch die Faszination durch die Werke Greenes im Lauf der letzten Jahre abgenommen, so bleibt doch, jenseits mancher formaler und stilistischer Problematik, das menschliche, das christliche Grundanliegen seiner Hauptwerke unangetastet und, so darf man hoffen und wünschen, weiterhin wirksam.
Für den weiten Kreis all jener Bücherfreunde, deren Lesehunger eine Provokation des Geldbeutels darstellt, stellt sich die Stimmung einer Geburtstags- oder Weihnachtsbeschcrung irruner erst dann ein, wenn langersehnte Werke der Weltliteratur in den Rethen der ebenso hübschen, wie zumeist sorgfältig edierten und jedenfalls billigen Taschenbücher aufgenommen werden. Dieser Käuferkreis kommt in letzter Zeit reichlich auf seine Rechnung.Da bringt die Fischer-Bücherei in der Reihe „Bibliothek der Hundert Bücher“ die Bändchen „Cecile“ von Theodor Fontane (Nr. 29), „Combray“ von
IM LICHTEN KONTINENT. Erfahrungen eines Ethnologen in Ostafrika. Von U. R. Ehren fei s. Progreß-Verlag Johann Fladung, Darmstadt. 325 Seiten, zahlreiche Illustrationen.. Preis 16,80 DM. - DAS GRÜNE GNU. Erzählungen aus Südafrika. Herausgegeben von Elisabeth Schnack. 559 Seiten.Preis 24,80sFr. — TAMTAM. Erzählungen aus Ost-, West- und Zentralafrika. Herausgegeben von M. L. L Usch er. 492 Seiten. Preis 22,80 sFr. Beide Sammlungen in der Reihe Diogenes-Anthologie, Diogenes-Verlag, Zürich.cnrenreis, aer emsr mit aem „vnenz-bund“ die erste afro-asiatische Studentenorganisation an der
DIE VERBANNTEN. Eine österreichische Anthologie, herausgegeben von Milo D o r. Stiasny-Verlag, Graz, 1962. 248 Seiten, zahlreiche Bildtafeln. Preis 135 S.Dieser stattliche Band hat sich zur Aufgabe gestellt, Ausschnitte aus der künstlerischen Arbeit jener Österreicher zu vereinen, die unmittelbar nach Kriegsende zum erstenmal einem breiteren Publikum bekannt wurden, von Menschen also, deren meiste heute das 40. Lebensjahr überschritten haben. Wer sich ohne Kennerschaft in den Inhalt vertieft, tut gut daran, sich in die richtungweisenden Leitaufsätze zu vertiefen, die Wolfgang Kraus über
Rund hundert Bände liegen nun von der Stiasny-Bücherei vor, als Beweis, daß hier ein Unternehmen gelang, das seit lahrzehnten fällig war. Vergleicht man :twa die Intensität der französischen Kulturpropaganda in den letzten Dezennien mit jener Österreichs, so liegt auf der Hand, daß der auffällige Unterschied zuungunsten unseres Landes nicht allein durch die größeren Möglichkeiten der größeren französischen Nation verursacht ist. Neben anderen Imponderabilien, die :iner Untersuchung wert wären, sei hier lur der eigentümliche Hang des Österreichers, und zwar gerade des
GENIUS LOCI. Kulturstätten im Mittelmeerraum, geschildert von Michel B u t o r. Biederstein-Verlag, München. 168 Seiten, Bütteneinband. Preis 11.80 DM. — EINZELHEITEN. Betrachtungen zur Zeit von Hans Magnus Enzensberger. Suhr-kamp-Paperback. Preis 15.80 DM. - ERZÄHLUNGEN UND TEXTE UM NICHTS. Von Samuel Beckett. Bibliothek Suhr-kamp. 171 Seiten. Preis 5.80 DM. - DER LETZTE FUSSGÄNGER ODER DIE VERWANDLUNG UNSERER WELT. Eine Untersuchung von Ehrenfried Muthesius. Verlag C. H. Beck, München. 207 Seiten. Preis 9.80 DM.Michel Butor, der mit den Büchern „Paris—Rom oder die
Gewohnt, der Zerstörung hergebrachter Kunstformen durch Akte echter wie angemaßter Avantgardismen beizuwohnen, findet man sich in „Sonne und Mond“ von Albert Paris Gütersloh einer charakteristischen Niederschrift des Wiener Maler-Schriftstellers gegenüber, die in Duktus, Vokabular und Denkstil zwar vom hochgestapelten, total längst nicht mehr überschaubaren tradierten Wissensmaterial zehrt, anderseits aber, in einer Geste der Verneinung, voll Clownerie, ein elegantes Abrutschen von den bisher möglichen Romanformen zelebriert. Ein revolutionärer Akt fehlt ebenso wie ein
DAS POETISCHE IN DER KUNST. Essays zur Kunst von Wieland Schmied. Mit vier Bildtafeln nach Blättern von Anton Lehmden. 158 Seiten, Leinen. Preis 7.50 DM. - FENSTER INS UNSICHTBARE. Betrachtungen zur Kunst der Christen. Von Wieland Schmied. Mit 16 Bildtafeln. 151 Seiten, Leinen. Preis 7.50 DM. Beide im Verlag Glock und Lutz, Nürnberg. - LINKS UND RECHTS DIE NACHT. Gedichte, Essays, • Erzählungen, Gleichnisse. Von Wieland Schmied. Stiasny-Bücherei im Stiasny-Verlag, Graz und Wien. 127 Seiten. Preis 15 S.„Die universale Anschauung der Poesie als Lebensinbegriff und Lebensinbrunst ist in
HOMO VIATOR. Modernes christliches Theater. Mit einem Vorwort von Gabriel Marcel. Verlag Jakob Hegner, Köln. 432 Seiten. Preis 14.80 DM. — SCHAUSPIELE. Von Gabriel Marcel. Erster Band. Glock-und-Lutz-Verlag, Nürnberg. 418 Seiten. Preis 20 DM. - SONNENUNTERGANG. Von Isaak Babel. Walter-Verlag, Ölten und Freiburg im Breis-gau. 284 Seiten. Preis 19.80 DM. — Im Band „Homo Viator“ sind (olgende Stücke vereinigt: Paul Claudel: Der Tausch; Georges Bernanos: Die begnadete Angst; Gabriel Marcel: Ein Mann Gottes; Julien Green: Der Feind; T. S. Eliot: Mord im Dom; Reinhold Schneider: Der große Verzicht; Heinrich Boll: Ein Schluck Erde.
An einem Regentag im März des vorigen Jahres sah ich Kazra zum erstenmal. Ich hatte noch zwei Semester bis zu meinem Doktorat an der Sorbonne vor mir und gab, um meinen Monatswechsel aufzubesseren, mehreren Ausländern Sprachunterricht. Auf Kazra stieß ich durch ein Inserat im „Figaro“. Cazotte brachte sie zu mir. Er tauchte ein paar Tage, nachdem ich an die Zeitung geschrieben hatte, bei mir auf. Mit Bewegungen, die etwas Lauerndes an sich hatten, schob er seinen Körper zur Tür herein. Er trug einen kastanienbraunen Ledermantel, der Gedanken an Roheit und Gewalttat erweckte, und roch
In seinem neuen Prosaband, „D e r Opferblock“, der die großen Erzählungen „Die Klauen des Doppeladlers“ und „Die Badewanne“ enthält, bewegt sich der Wiener Autor George Saiko mit der für ihn charakteristischen Ausschließlichkeit im heiklen Grenzgebiet zwischen Unbewußtem und Bewußtheit. Was sich wie zusarmnenhangsarme Ausschnitte aus um ein Vielfaches umfangreicheren Niederschriften liest, sind, unmißverständlicher als je zuvor, deskriptiv festgehaltene psychische Fakten, die, in mannigfachen Details, Licht auf das Gesamtwerk werfen und dessen Homogenität
ARZT DER TYRANNEN.. Das Leben des Demokedes von Kroton. Roman von Artur S w e t r. Süddeutschet Verlag, München. 420 Seiten, Leinen. Preis 19.S0 DM. - LEBENDICE HEILKUNDE. Von großen Ärzten und Philosophen in drei Jahrtausenden. Von Heinrich Schipperges. Walter-Verlag, Ölten nnd Freiburg. 364 Seiten, Leinen. Preis 22.80 DM. — HIPPOKRATES SCHRIFTEN. Übersetzt nnd erläutert von Hans D i 11 e r. Taschenbuchreihe der Rowohlt-Klassiker der Literatur and Wissenschaft. Preis 1.90 DM. - WANDLUNGEN DER SEXUALITÄT. Von G. R. Taylor. Eugen-Diederichs-Verlag. 286 Seiten, Leinen. Preis 9.80 DM.
Prosa von Hesse: NARZISS UND GOLDMUND. Roman. Fischer-Bücherei. 330 Seiten. 3.60 DM. — DER BEICHTVATER. Ein Kapitel aus dem „Glasperlenspiel“. Furche-Bücherei. 47 Seiten. 2.80 DM. - TRAKTAT VOM STEPPENWOLF. Mit einem Nachwort von Beda A 11 e m a n n. Suhrkamp-Texte, 7. 43 Seiten. 1.60 DM. — DREI ERZÄHLUNGEN. Mit einem Nachwort von Max Rychner. Suhrkamp-Texte, . 60 Seiten. 1.60 DM.
TT eine Nachricht aus der Filmwelt hat seit dem Tod von james AV rjean ejn ^cno von solcher Intensität ausgelöst wie die vom Tode Marilyn Monroes. Dies geschah auf eine Weise, die darauf schließen läßt, daß ihr Sterben eine Kettenreaktion von Emotionen auslöste, die in keiner rational faßbaren Relation zu ihrer Bedeutung als Mensch und als Künstlerin stehen, dafür aber um so symptomatischer für bestimmte Aspekte der geistseelischen Situation unserer Zeit sind. Dies ist umso besser verständlich, je schärfer man ins Auge faßt, wie sehr ihre Existenz, vom Beginn ihres kometenhaften
In jüngster Zeit erscheint jüdische Literatur in deutschen Verlagen so zahlreich, daß die besorgte Frage aufsteht, ob es zu solchem Unternehmen genügend Helfer von echter Kompetenz gibt. Nicht wenige Publikationen werden wähl- und lieblos auf den Markt geworfen, was weder der jüdischen noch der deutschen Sache dient. Es geht heute um nichts Geringeres als um die Wiedergeburt der schicksalhaften deutsch-jüdischen kulturellen Synthese, die ein Fundament unserer geistigen Welt war und wieder werden muß.Nun geschieht es beispielsweise, daß ein Roman wie „Mila 18“ von Leon Uris
Ein KOiossaigemaiae in vcikuwowcu-sehen Farben, in das eine Vielzahl von Schicksalen verwoben ist, hat der Autor mit dieser Schilderung der zweiten Fahrt des Kolumbus entworfen. Zugleich aber mehr: neben der äußeren läuft die innere Handlung, das geistige Abenteuer, die Entdeckung verborgener Kontinente im Menschen, der durch Größe und Tragik äußeren Schicksals reift oder stürzt, sich bewährt oder versagt. Die zusammengewürfelte Masse mit ihren Instinkten, mit ihrer Gier, besonderem Gesetz Untertan, tritt uns, auf siebzehn Schiffen det Neuen Welt entgegensegelnd und in erster
Was stürzt da über uns herein, denkt man unwillkürlich, die Auslagen der Buchläden musternd, in denen das zur Massenware gewordene Buch sich zu Pyramiden türmt, vergleichbar den Bergen von Fischoder Gemüsekonserven im Schaufenster nebenan. Man wittert offensichtliche und geheime Gesetze, wonach Fabrikation und Ausschüttung, Angebot, lockende Zurschaustellung und Verkauf rasch verderblicher Güter, die einen flinken Umsatz erfordern, nach identischen Prinzipien erfolgen. Die Farben werden seit einem Menschenalter immer greller, die Reklame wird schreiender, das Marktgewühl
Krapp kommt auf mich zu, zäh, mager, mit Augen, die voller Unruhe sind. Er starrt mich witternd an, schickt mich zu den Pferden. Ich gehe durch den Hof dieses Mannes, ich, ein Stück Arbeitskraft auf zwei Beinen, vierzehnjährig, plötzlich müde zum Umfallen, weil die Welt mir trostlos vorkommt, und ich versuche zu erfassen, wie es kam, daß Krapp, der einst als Taglöhner in das Dorf kam, Bauer wurde, daß er sich Bauer nennt, seitdem er Hochzeit machte.Ich nähere mich dem Stall, der warmen, dunstigen Höhle. Die beiden schweren Pferde hören auf, ihr Futter zu malmen, sie haben meinen
NOTEN ZUR LITERATUR (II). Von Theodor W. A d o r n o. Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt am Main. 235 Seiten. Preis 5.80 DM. - GRILLPARZERS DRAMATISCHER STIL. Von Joachim Kaiser. BRENTANOS POETIK. Von Hans Magnus Enzens-berger. BESCHREIBUNG EINER FORM (Versuch über Kafka). Von Martin Walser. Sämtliche in der Schriftenreihe „Literatur als Kunst“, Carl-Hanser-Verlag, München. Broschiert. Preis pro Band 10.50 DM. - E. T. A. HOFFMANN. Von Werner Bcrgengruen. SCHILLER. Eine Rede von Friedrich Dürrenmatt. Beide im Verlag „Die Arche“, Zürich. Preis 3.80 und 2.80 DM.Nicht allem der immer noch
Wien um die Jahrhundertwende. Ein schmaler, sehniger Bursche, kunstbesessen, tut sich in der reichen, glänzenden Hauptstadt des Vielvölkerstaates um: Ivan Mestrovic nennt er sich. Sein Blick ist sanft, aber zupackend, leidenschaftlich, doch gleichzeitig bäurisch ruhig, aufmerksam und durchaus nicht bescheiden. Er ist nicht der einzige Kroate damals in Wien, nicht der einzige zumal, der den Zweikampf mit der Kunst aufnehmen will — doch, etliche Jahrzehnte später weiß man es, er ist der einzige unter seinen Kollegen, der es zu einem in die Welt dringenden Ruhm bringen wird.Aus dem
HEINRICH VON KLEIST. Sämtliche Werke. Herausgegeben von Helmut Sembdner. Carl-Hanser-Verlag, München, 1961. 204? Seiten Dünndruck. Leinen. Preis 56 DM.Wer weiß heute noch, daß Kleists Dramen „Familie Schroffenstein“ in Graz, sein „Käthchen von Heilbronn“ im Theater an der Wien, „Der Prinz vom Homburg“ im Burgtheater, jeweils bald nach ihrer Entstehung, uraufgeführt wurden? Mit dem Mut zum Wagnis, der heute an den großen Bühnen rar geworden ist, und im Zeichen jenes Mißerfolgs, der als Unstern über dieses großen Genialen Leben stand und stehen mußte.Sobald wir sein Werk
DIE JUDEN UND DIE KULTUR. Eint Vortragsreihe des Bayrischen Rundfunks. Herausgegeben von Leonhard R e i n i s c h. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. 144 Seiten. Preis 9.80 DM. - VOM UNBEKANNTEN JUDENTUM. Von Robert Raphael Geis. Herder-Bücherei. Preis 2.40 DM.
AFRIKA, GESCHICHTE UND GEGENWART. Eine Einführung. Von Hans Mukarovsky. Herder-Verlag, Wien- Freiburg-Basel. 304 Seiten und 16 Seiten Bilder. Preis 90 S.Der Aufbruch des afrikanischen Kontinents — der Eilmarsch, in welęhem die Völker dieses Erdteiles einen Weg durchmessen, den die europäischen Nationen in Jahrtausenden durchschrittet haben — zeitigt einen Andrang von Problemen, deren bloße Existenz oder gar Tragweite vor zwei Menschenaltern kaum geahnt wurde. Konnte jemand meinen, die im Rahmen zufälliger Kolonialgrenzen zusammengewürfelten Völkerschaften würden eines Tages in der
Drei Jahren legte Erzbischof Dr. Rohracher den Grund- “ stein für die Pfarrkirche zur hl. Erentrudis im neuen Salzburger Wohnbezirk Herrnau. Jetzt, nach der erfolgten Weihe, besuchen täglich Gäste aus dem In- und Ausland das Ergebnis der Planungen des Architekten Prof. Kramreiter-Klein. Kritische Diskussionen mit allem Pro und Kontra sind im Gang.Heute verlangen sakrale und Profanarchitektur mehr als jemals den aktiven Raum. Also nicht Säle oder Hallen, die erst durch Einrichtung und Schmuck zweckwirksam werden, sondern Raumgebilde, die durch die ihnen immanente sinnträchtige Form aktiv
VOR DER BÜCHERWAND. Von Theodor Heuss. Rainer-Wunderlich-Verlag, Tübingen, 1961. 308 Seiten. Preis14.80 DM.Der kunstgeschichtlicben Porträtgalerie „Lust der Augen” läßt der erste deutsche Bundespräsident eine Sammlung literarischer Bildnisse folgen, der die gleichen Vorzüge eignen wie ihrer Vorgängerin: anmutige Kunst des Darstellens, untrüglicher Geschmack, Freiheit vom Vorurteil und vom Nachurteil, Einfühlung in Gemüt und Wesen des geschilderten Dichters, eine tiefe und breite humanistische Bildung, Liebe zur Überlieferung und Verständnis für das Neue. Die Begegnung auch
DAS DRITTE BUCH ÜBER ACHIM.Roman von Uwe Johnson. Suhrkamp- Verlag, Frankfurt am Main. 337 Seiten. Leinen. Preis 15.80 DM.In seinem neuen Roman schildert Johnson den Versuch eines westdeutschen Journalisten, über den ostdeutschen Radrennfahrer Achim T. ein Buch zu schreiben. Wir lesen eine Analyse der Ursachen, die das Vorhaben scheitern lassen. Das erinnert in der Grundidee an Michel Butoi-s „Zeitplan”, der, in fünf verschiedenen und einander überlagernden Schichten Zeit operierend, die Geheimnisse einer englischen Industriestadt zu bannen versucht.Johnson geht weniger kompliziert
ERZÄHLUNGEN. Von Nikolai L e s s k o w. 380 Seiten, als „Buch der Neunzehn" im Biederstein-Verlag, München. Preis 7.80 DM. — HAUS AUS HAUCH. Roman von William G o y e n. 196 Seiten. Bibliothek Suhrkamp. Preis 5.80
ALS ICH IM STERBEN LAG. 243 Seiten. Leinen. Preis 17.50 sfr. — DAS HAUS. 481 Seiten. Leinen. Preis 25 sfr. - Zwei Romane von William F a u I k n e r. Verlag Fretz und Wasmuth, Zürich.
MORGEN WERDEN WIR ES WISSEN. Erzählungen von Hannelore V a I e n c a k. 148 Seiten. S 59. DIE MEUTE. Erzählungen von Ernst Kein. 188 Selten. S 59.—. Otto-Müller-Verlav. Salzbure.
A madeo Modigliani, Freund Apollinaires, Soutines’, Cocteaus, war froll, wenn er fiir ein Bild eine Flasche Schnaps und einen 100-Francs-Schein bekam. Heute gibt es eine Reilie von Biichern und Monographien uber ihn, von denen ein einziges Exemplar mehr kostet, als er damals fiir seine Bilder erhielt — diese aber werden zu Preisen zwischen 50.000 und 70.000 Dollar gehandelt.Gauguin verkaufte einmal ein Stilleben mit Apfeln um 200 Francs. Fiir dieses Bild bezahlte der griechische Reeder Basil Goulandris etliche Jahrzehnte spater genau 346.170 Dollar, einen Betrag, um den etwa 45
Mit allem Aplomb eines Bestsellers, der in seinem Ursprungsland rasch eine ge- waltige Auflage erzielte, kam dieses Buch zu uns, zahlreiche weitere Ubersetzungen folgten.Heute, ein Jahr darnach? Man liest das Werk, das (als einziges seines Autors) postum erschien, zum zweitenmal mit gesteigerter Freude, als Begegnung mit einem Freund, an dem man, je langer die Freundschaft dauert, um . so reichere Eigenschaften feststellt. DaB ..II Gatto- pardo” auf dem Bestsellerteller lag, ist ihm langst verziehen, er ist mit einem einzigen Satz elastisch weitergesprungen, dorthin, wo die Weltliteratur
MAX BECKMANN. Eine Einführung von Günther Busch. Piper-Verlag, München. 132 Seiten mit 89 Bildtafeln und T extillustrationen.Im Juni 1950, einige Monate vor seinem Tod, sagte Max Beckmann seinen Schülern und Freunden in St. Louis: „Immer ist die Kunst neben Religion und Wissenschaft die Helferin und Befreierin auf dem Weg der Menschheit gewesen. Sie befreit durch die Form die vielen Zwiespältigkeiten des Lebens und läßt uns manchmal hinter den dunklen Vorhang blicken, der die unsichtbaren Räume verhüllt, in denen wir einst vereint sein werden.“ Von diesen Worten aus mag der
Österreich besaß nie Kolonien — dieses Negativum ist heute ein Segen —, aber wir blickten oft nach dem Südosten, vor Jahrhunderten beritten und bewaffnet, später dann lauschend und forschend. Also wird uns ein bißchen wann ums Herz, wenn ein entzückendes Buch aus dem Vorderen Orient vor uns liegt. Und das ist es, geistreich, witzig, angefüllt mit amüsanten Einzelheiten und Besonderheiten, Ben-gavriels neuer, vergnüglich plaudernder Roman „Der Mann am Stadttor".KILIAN LANZINGER. Südtiroler Bergbauernroman, Von Otto G u e m. Verlag Josef Berg, München. 248 Seiten.Ein hartes
WEM ES NICHT GEGEBEN IST, sich in eine fremde Stadt so zu verlieben wie in eine schöne Frau, der bleibe besser daheim und hüte seine Grämlichkeit. Und wer, nach einer Fahrt durch die herbstroten Wälder des Spessarts, in Frankfurt am Main einkehrt und es, ohne sich in diese „geheime Hauptstadt“ der Deutschen der Jahrhundertmitte Hals über Kopf verliebt zu haben, verläßt ... Nun gut, der Winter steht vor der Tür und manchen zwackt sein Podagra.In die fruchtbaren Ebenen zwischen Odenwald, Spessart und Taunus gebettet wie in eine Schmuckschachtel, liegt Frankfurt am gelassen
Während ich unsere Schafe und Ziegen molk, kam Kaliope gelaufen. „Paride hat einen Anfall“, schrie sie, „kommt! Ich gehe Karamanlis suchen.“ Sie lief wichtig weiter.Bakchylides half mir nun, die Tiere zu versorgen. Sie waren unruhig und hatten wenig Milch. Was für Kräfte mochten das sein, die sich als unsichtbare Wolke auf die Insel niedergelassen hatten und Menschen und Tiere peinigten? Andruljos tobte gegen den Käfig seines Lebens, die Trappen waren scheuer, die Elstern vorwitziger als sonst, die Schafe und Ziegen tänzelten in rastloser Erregung, ohne daß es eine Erklärung
In Toledo brennt der Geist der spanischen Mystik wie nirgendwo anders bis auf den heutigen Tag. „Toledo ist die Stadt Himmels und der Erden, wo alles im Außerordentlichen vor sich geht, und die im gleichen Maße für die Augen der Verstorbenen, der Lebenden und der Engel bestimmt ist“, sagte noch Rilke.Hugo Kehrer, Münchner Kunsthistoriker und führender Fachmann auf dem Gebiet der spanischen Malerei, versteht es, die Begegnung des aus dem Italien der Renaissance kommenden Kreters und Tizian-Schülers Greco mit der spanischen Mystik zu erläutern und die Vorboten des Barocks in seinem
IRRFAHRT UND HEIMKEHR. Die Odyssee nach dem Text des Kriegsgefangenenlagers 437. Von Heinz Schwitzke. Walter-Verlag, Ölten. 179 Seiten, 28 Zeichnungen von Richard Seewald. Preis 9.80 sfr.
In der verdienten Rororo-Reihe geben zwei führende Fachleute der Strahlenbiologie ausführlich Auskunft über die physikalischen Grundlagen und die biologischen Wirkungen von Strahlungen. Trotz des guten wissenschaftlichen Niveaus ist die Darstellung allgemein verständlich. Sie verzeichnet auch die neuesten Untersuchungen über die Erhöhung der Strahlungsbeträge auf der Erdoberfläche als Folge der Atombombenversuche. Trotz größter Vorsicht bei der Beurteilung der Möglichkeit genetischer Strahlenschäden ist die Darstellung wahrheitsgetreu und gerecht und vermeidet jede politische
Sie bewegten sich zu der kleinen Osteria, links am Hafen, die an den Molo gebaut war. Sie schwatzten allerlei, um es nicht merken zu lassen, wie sehr jeder sich freute, daß der andere auch wirklich gekommen war. Paolo, der in der Mitte ging, sagte manchmal: „Nicht so schnell, Freunde, damit ich euch nicht verliere“, und zupfte sie an den Ärmeln. Er war blind und ging zwischen den beiden Einbeinigen, die mit ihren Krücken einherhopsten wie große Grashüpfer. Sie waren guter Dinge, schnalzten mit den Zungen und schauten fröhlich aus dem Kopfe, das heißt. Paolo zwinkerte nur lustig mit
Die einstige „Ecole de Paris“ wurde von Erscheinungen wie Cezanne, van Gogh, Gauguin und Braque, Picasso, Leger und „Der Blaue Reiter“, auch noch von Kandinski und Klee bestimmt. Ihr Erbe wird von der neuen Schule, teils in Auflehnung gegen die großen Alten, weitergeführt. Ohne sich an Programme oder an die Stadt Paris zu binden, wirken Künstler aus vielen Nationen an und in der „Nouvelle Ecole". Viele leben in der Provinz, in Arles, in der Bretagne, in der Provence, und sie sind so verschieden, daß ihre Zugehörigkeit zur neuen Ecole fast nur darin besteht, daß sie durch
Die erste Erinnerung meines Lebens ist ein Fisch. Groß, ein Ungeheuer, mehr grau und blau als silbern, hing er in der Luft. Ich liebte ihn sogleich. Daran änderte auch die Ohrfeige nichts, die er mir mit einem Schlag seines Schwanzes versetzte. Ich war damals drei Jahre alt. Als ich lange später in unserer Hütte wieder einmal davon redete, lachten alle.„Der hing nicht in der Luft“, sagte die Großmutter. Sie erklärte, es sei ein starker Thun gewesen, den mein Vater harpuniert und stolz herumgezeigt hätte. Doch ich beharrte darauf, er sei in der Luft gehangen. Wohl deshalb, weil für
Jeder große Künstler ist als Erscheinung zu komplex, als daß man seine Wesenheit erklären könnte. Es gibt Geheimnisse der Seele, die nicht entschlüsselbar sind und ohne Schaden an der Wahrheit nicht für entschlüsselbar gehalten werden dürfen. Vor dem Künstler zumal, sobald er eine bestimmte Höhe und Tiefe erreicht, verstummen die Erläuterungen der Weisen, sobald es um die Letzten Dinge geht, und das Staunen beginnt.Mit diesen Vorbehalten ausgerüstet, wollen wir uns Rouault, dem Patriarchen, geboren am 27. Mai 1871, gestorben 1958, nähern. Es gibt in seinem Dasein etliche Punkte,
In diesen Tagen erfüllt Wien seine Rolle als Transithafen geistiger Güter wieder einmal gut und unauffällig. Abseits des großen Geschehens begegnen wir im Museum für angewandte Kunst der „Delfter Keramik des 20. Jahrhunderts", im Völkerkundemuseum „Japanischer Malerei aus fünf Jahrhunderten", in der Galerie Würthle dem jugoslawischen Maler Edo Mürtic. Es lohnt sich, in diesen Ausstellungen zu verweilen und zu sehen, was für uns herausschaut.Herausschaut bei den Holländern der schwierige Uebergang von schweren, lastenden Formen und Dekors, wie sie dem reichen Bürgertum des
Die Gepflogenheit der Oesterreichischen Galerie, ihre vornehmen Räume jüngeren Künstlern zu öffnen, ist begrüßenswert. Jeder, der im Parterre Neuestes studiert, sollte sich präsent halten, was es im ersten und zweiten Stockwerk des Oberen Belvederes nicht zu sehen gibt, weil es hierzulande nie vorhanden war. Die großen Entscheidungen nämlich, die die bildende Kunst bis in die Gegenwart beeinflussen, sind seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Frankreich gefallen. Wir hatten keinen Manet, keinen Monet, hatten weder einen Pisarro noch einen Sisley oder Renoir, die durch die
DIE SONNE selbst bringt es an den Tag. Mit Röntgenatigen betrachtet, lassen GfVjirrnv ‘- ihre Schleier (allen. Wer kennt nicht die Schilder, die allegorisch den durchbohrenden Blick oder das Tagesgestirn benützen, dem Ratlosen den Weg zü zeigen, den er gehen muß? Den Weg ins Detektivbüro. Zum Umschlagplatz für Schicksale, von denen außer den Beteiligten selten jemand etwas erfährt. Die große Kunst des Detektivs heißt Schweigen.Versuchen Sie einmal, den Chef eines seriösen Detektivunternehmens auszuholen! Sie finden sich einem distinguierten Herrn gegenüber, der Sie grimmig
Die Photographie kann eine Landschaft aus der Froschperspektive, kann sie vis-ä-vis oder als Schaubild aus der Luft wiedergejjen. Doch etwas kann sie nicht: das geistig-seelische Feuerwerk darstellen, das eine Begegnung ausmacht. Sie kann nicht die einander überstürzenden, überhaspelnden Empfindungswellen aufnehmen, die die Beziehung zwischenSubjekt und Dingwelt ausmachen, nicht die halbbewußten, die unterschwelligen Viertel- oder Hundertsteltöne des menschlichen Empfangsapparates, nicht die Welt von Assoziationen, die jedes tiefere Erleben hervorruft. Das kann nur der Künstler. Heinz
Die Helden sind müde. Wo ist der Elan, die Sturmgewalt jener Zeit geblieben, als der Rammblock der Abstraktion allenthalben morsche Formen zerbrach? So denkt man bei der Betrachtung zeitgenössischer Ausstellungen des In- und Auslandes und in diesen Tagen auch bei Besichtigung der Plastikausstellung der Gemeinde Wien im Stadtpark. In das Bedauern mischt sich die Erkenntnis, einem natürlichen Vorgang beizuwohnen. Die Abstraktion, wo sie sich vollendete, ging bis ans Ende, dorthin, wo es nur noch Wiederholungen, doch kein Fortschreiten gibt. Was sie erkämpfte, dient neuen Strömungen als
IM „JAHRHUNDERT DES KINDES”, wie unser Zeitalter manchmal mit seinem schönsten Titel genannt wird, nimmt man viele Aeuße- rungen des Kindes ernst, die früher unbeachtet blieben. Ist es jedoch nicht übertrieben, von Kinderkunst zu sprechen? Ist das Wort Kunst nicht ein zu hoher Begriff, um auf die Produkte des Werkens der Kleinen angewendet zu werden? Nein, wenn Kunst Verdichtung, wenn sie schöpferische Weltbewältigung bedeutet.Das Kind, ob es zeichnet, malt oder formt, offenbart eine aktive Weltfreude, wie sie nur begnadeten Naturen bis in ihr reifes Alter erhalten bleibt. Beim
WER WEISS DAVON? Einige alte Hasen aus der Pionierzeit der Luftfahrt, die selbst dabei waren. Wenn sie wollen, erzählen sie dir vielleicht: Oesterreich war das erste Land, das einen regelmäßigen Postverkehr durch die Luft einrichtete. Das ist jetzt ein Menschenalter her. Vierzehn Tage später erst waren die Amerikaner soweit, in ihrem Kontinent Post zu fliegen. Und wohin führte die erste Luftpoststrecke? Es klingt sonderbar, ausgefallen, wenn man vernimmt, daß es ausgerechnet Kiew war, das mit Wien verbunden wurde. Wie nahe mag uns die Ukraine damals gewesen sein, vor der Haustür Wiens
Ich brauche ndue Visitenkarten, denkt Herr Hagen. Als Mann des schnellen Entschlusses richtet er seine Schritte zur Druckeręi im Goethe-Gäßchen, wo schon der Vater und der Großpapa ihre Besuchskarten herstellen ließen. Der Angestellte mustert Hagen mit geübtem Blick, schätzt ihn auf eine leicht überdurchschnittliche Qualität ein und beschließt, dementsprechend nicht die billigste Sorte vorzuschlagen. Er nimmt aus der altersbraunen Stellage hinter sich einen Abreißblock, legt ihn elegant vor Hagen auf das Pult, deutet auf eįnen Bleistift und sagt „Bitte sehr!“Hagen nimmt den
London ist dabei, acht bis zehn Satellitenstädte mit je 6000 bis 8000 Einwohnern zu schaffen. Diese Städte werden nun nicht willkürlich als Siedlungen gebaut, sondern man sucht zuerst bestimmte Industriegruppen zu interessieren. Ist das erreicht, so werden Erzeugungsstätten und Wohnbauten zugleich errichtet. So entstehen selbständige Miniaturstädte mit eigenen kulturellen, Verwaltungs- und religiösen Zentren.Dieses Verfahren bietet den Vorteil, daß die Einwohnerschaft im großen und ganzen ihre Arbeitsplätze an Ort und Stelle findet und nicht täglich lange Fahrzeiten zu absolvieren
ln kaum einem Lande, außer Amerika, ist die Meinungsforschung so verbreitet wie im Nachkriegsdeutschland-West. Es ist, als wäre dieses Volk entsprechend dem Ratschlag griechischer Weisheit geradezu davon besessen, sich selbst zu erkennen. Die Meinungsforschung ist dafür ein wenn auch grobes, so doch recht taugliches Instrument. Die feineren Analysen sind im Spiegel der Künste noch um vieles schärfer und erregender zu sehen, doch es ist nicht jedermanns Sache, sie zu verstehen. In Nachkriegsdeutschland-Ost sind die Spiegel freilich aus gutem Grunde verhängt, weder Meinungsforschung noch
Erste Filmwissenschaftliche Woche in WienDie Tatsache, daß die für die Zeit vom 27. Mai bis 3. Juni angesetzte erste „Internationale Filmwissenschaftliche Woche" in Wien unter dem Protektorat des Bundesministers für Unterricht, des Bundesministers für Handel und Wiederaufbau sowie des Bürgermeisters von Wien stand, erwies schon äußerlich, welche Bedeutung das offizielle Oesterreich diesem von der Oesterreichischen Filmwissenschaftlichen Gesellschaft durchgeführten, in seiner Art erstmaligen Unternehmen zumaß. Mit dem fast überreichen, durchdachten und geistig fundierten Programm
Er öffnete den Brief. Er Wägt es Und verlangt von mir, daß ich als sein Entlastungszeuge auftrete, dachte er — und die alten Bilder waren wieder da, die quälenden Bilder, an die zu denken er sich weigerte, wenn sie in seiner Erinnerung auftauchten.Er roch wieder den Geruch des Lagers, den Geruch verbrennenden Torfes, der alle Dinge beizte, auch das abstebbende Fleisch, er slh die Toten, die Erschlagenen und Verhungernden. Er fühlte wieder die Hoizschuhe an den Füßen, fühlte die zerbrechliche Kugel seines kahlgeschorenen Schädels.Er taumelte. Er spürte einen stechenden Sehmer wie
Christoph Willibald Gluck. Von Roland Tenschert. Verlag Otto Walter AG, Ölten und Freiburg im Breisgau. 238 Seiten.Das Hauptgewicht der Darstellung liegt auf dem durch den Untertitel des Buches — „Der große Reformator der Oper“ — bezeichneten Thema. Ein kürzerer zweiter Teil (S. 169 bis 215) enthält nicht nur „Dokumente des Lebens“, sondern auch wichtige und wenig bekannte Selbstzeugnisse Glucks sowie zeitgenössische Urteile über seine Kunst, höchst lehrreich und unterhaltsam zu lesen. Wie die meisten Bände dieser Musikerreihe ist auch der vorliegende mit Zeittafel,
Er kommt aus dem Kinosaal in den Glanz des Foyers. Er fühlt ein Lächeln in seinen Lippen, fühlt sich mit diesem Lächeln unversehrt und stark. Mit jedem Schritt geht er aus der Verwandlung hinaus, in der er sich befand. Ueber den Köpfen vor sich sieht er die Finsternis der nächtlichen Straße, das schwarze Loch des Ausgangs: dort muß er hindurch. Er klammert sich mit den Blicken an die Gestalten aus Papier und Farbe an den Wänden.Die Woge der Menschen nimmt ihn mit zu dem Abgrund, der draußen auf ihn wartet. Das Lächeln nimmt ab, sein Mund wird kalt, seine Bücke tasten über die
Ein Freund rief mich mitten in der Nacht quer durch Österreich an und verlangte eine Silvestergeschichte. Idi muß ziemlich verschlafen gewesen sein, als ich zusagte. Denn jetzt bemerke ich, daß ich keine Silvestergeschichte schreiben kann. Dadurch ist — dafür habe ich Talent — eine komplizierte Situation entstanden.Idi habe Reiche zusammenstürzen und wieder aufstehen sehen, ich bin fünfunddreißig Jahre alt. Idi habe Frau und Kinder. Und jetzt muß ich mein Wort brechen. Es ist völlig ausgeschlossen, daß ich eine Silvestergeschichte schreibe.Der Leser hat einen durch Gewohnheit
Fourier warf ihr eine Orchidee zu. Denise fing die Blüte geschickt auf und betrachtete sich im Spiegel. Sie wußte sofort, daß diese schwüle Äquatorialin sich nicht zu ihrem Gesicht und nicht zu der knabenhaft geschnittenen Nachmittagsrobe fügte. Fourier hatte es auch bemerkt. Er stand mit zusammengepreßten Lippen vor ihr. Mit einer nervösen Bewegung seines dürren Kinns befahl er ihr, diese Blüte fortzulegen.Die Kritiker haben recht, dachte Fourier verbissen. Sie ist anmutig wie eine Gazelle. Er hatte nie eine Gazelle gesehen, aber er stellte sie sich vor als ein schmales,
Der Richter schälte die Orange mit gemessenen, mit abgezirkelten Bewegungen. Er bediente das silberne Obstmesser wie ein chirurgisches Besteck. Die gute, dicke, rotbraune Schale der Frucht sprang unter den sicher geführten Schnitten ‘in gleichmäßigen, hübschen Lamellen auf, öffnete sich wie eine derbblättrige, exotische Blüte.Die junge Gattin des Richters ging mit schwebenden Schritten an das Klavier und begann eines ihrer klangvollen, sentimentalen Liedchen zu spielen.Die in jeder Lebenslage kerzengerade aufgerichtete Lehrerin des Lyzeums blickte, von den Tönen des Klaviers