Über einige Irrtümer der gegenwärtigen Schul- und Bildungsreformdiskussion: Sie erschöpft sich weitgehend in Struktur- und Methodenfragen, sie geht von falschen Prämissen aus, nährt populäre Illusionen. Vor allem aber hat sie das Ziel der Menschenbildung - einschließlich der ethischen und religiösen Dimension - fast völlig aus dem Blick verloren.Seit Jahren beherrscht das Thema Bildung die politische Diskussion. Jeder Politiker, der etwas auf sich hält, jeder Meinungsmacher, der etwas gelten will, meldet sich zu Wort. Nun mag es ja erfreulich sein, dass sich eine so breite
Vom Profil einer christlich fundierten Pädagogischen Hochschule.Bei der Gesetzgebung über die Umwandlung der pädagogischen Akademien in Pädagogische Hochschulen ist auch die "kirchliche pädagogische Hochschule Wien" beschlossen worden. Das wirft mit Nachdruck die Frage auf, was denn deren besondere Berechtigung sei, welche besondere Aufgabe sie für sich reklamieren könnte. Wenn die Einrichtung mehr sein soll als die Erfüllung eines bloßen Vertrages, um den Ansprüchen der Kirche aus politischen Gründen entgegenzukommen, wenn das mehr sein soll, als das Festhalten an einer einmal
Über die Notwendigkeit einer "Reinigung der Vernunft".Wir reden vom Leben in einer Wissensgesellschaft, wir reden davon, dass das Wissen immer mehr zunimmt; manche betrachten Wissen als Ware, die man gegen entsprechendes Honorar erwerben könne, die Universitäten werden unter diesem Aspekt zu Großbetrieben und schaffen wichtige Ressourcen für Wirtschaft und Staat. Die kaum vorstellbare Schnelligkeit, mit der das Wissen vermehrt wird, der Zugriff des forschenden Denkens auf alle Lebensbereiche erzeugt Hoffnung und Angst gleichzeitig. Hoffnung, weil der Fortschritt der Wissenschaft helfen
Warum Bildungspolitiker und Pädagogen heute wieder Kant lesen sollten.Die Erinnerung an Kant wird in diesem Jahr besonders gepflegt - vor 200 Jahren verstarb er 80-jährig in Königsberg. Auch die Pädagogik hat vielfach Anlass, sich seiner Gedanken zu erinnern, wenn er sich auch mit ihr nicht unmittelbar beschäftigt zu haben scheint. Es gibt nur eine kleine Schrift über Pädagogik, der nicht einmal besonderer Rang zugesprochen wird. Wer Kants Beziehung auf Menschenbildung wirklich erfassen will, der muss versuchen, sich mit den grundsätzlichen Aussagen seines Philosophierens auseinander
Von ihrem Beginn an stand die öffentliche Schule im Dienst des Staates, der sie finanzierte und verwaltete. Gleichzeitig definierte er ihre Aufgabe. Als Österreich und Preußen die Schulpflicht einführten, geschah das mit der Absicht, brauchbare und dem Staat nützliche Bürger heranzubilden und gleichzeitig der Verwahrlosung der Jugend entgegenzuwirken.Die Aufklärung bestätigt diese Doppelgleisigkeit des Auftrags der Schule. Trotz Humanismus und Freiheitsidee wurde und wird die Schule dem Anspruch der Nützlichkeit mehr und mehr unterworfen - auch auf Wunsch der Eltern. Die jungen
Flexibilität ist kein Erziehungsprogramm und die Versorgung der Schulen mit Computern ist keine Bildungsreform: Forderungen an jede künftige, bürgerlich-christliche Bildungspolitik.Die Wahl hat einen unerwarteten Sieg der ÖVP gebracht. Zwar stehen die Koalitionsverhandlungen und die Regierungsbildung noch aus, doch ist nicht zu übersehen, dass die Volkspartei die bestimmende Kraft sein wird. Ohne sich auf Wähleranalysen einzulassen, wird man nicht fehlgehen, dass zunächst Wirtschaftsfragen im Vordergrund stehen werden: Probleme der Arbeitslosigkeit, des wirtschaftlichen Aufschwungs, der
Die Universitätsreform stellte sich schamlos in den Dienst der Herrschaft von Nutzen und Verwertbarkeit.Es war alles so schön geplant. Das Ministerium hat seit Jahren eine Diskussion zur Universitätsreform angeregt, hatte zur Stellungnahme aufgefordert und die Sprecher der Betroffenen eingeladen. Im Mittelpunkt der Reform steht die Autonomie. Universitäten sollen selbst entscheiden können: über Schwerpunkte in Forschung und Lehre, über die Gliederung ihrer wissenschaftlichen Einrichtungen, über die Stellung der Mitarbeiter, die Mitbestimmung der verschiedenen Gruppen in den Gremien und
Integration heißt Eingliederung. Aber haben wir nicht erst vom unverzichtbaren Recht auf Selbstbestimmung gehört.Integration soll sein, so fordert man allgemein. Zunächst galt dieser Auftrag den Behinderten. Heute geht der politische Streit um die Integration von Ausländern. Sie sollen integriert werden, beziehungsweise sich integrieren. Schon dieses Wortspiel provoziert die Frage, was denn mit Integration gemeint sein könnte. Das klingt für all jene fast obszön, die in ideologischer Verblendung das Denken zugunsten der Propaganda aufgegeben haben. Für sie ist Integration zum
Das Bildungsministerium hat kürzlich Leitlinien für Erziehungsarbeit
an den Schulen herausgegeben, die auch strengere Schulordnungen
ermöglichen. Brauchen die Schüler wirklich mehr Disziplin?
Eltern und Pädagogen - beide stehen vor demselben Problem: Was heißt
Lehren und Erziehen heute? Welche Prinzipien sind überhaupt noch
gültig? Hier ein Plädoyer für ein Lehren als "Erklären mit
Argumenten".
In diesen Tagen ist fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit und verschämt ein die Universitäten betreffendes Gesetz vom österreichischen Verfassungsgericht aufgehoben worden. Es handelt sich um jenen Teil des Universitätsorganisati-onsgesetzes (UOG), das die Habilitationen an den Universitäten regelt.Nach dem Gesetz waren sie nach dem Schlüssel von 4:2:2 von Professoren, Mittelbau und Studenten zu beschicken, wobei ein Vertreter des Mittelbaues habilitiert sein mußte. Für den positiven Abschluß eines Habilitationsverfahrens war die einfache Stimmenmehrheit aller Mitglieder
Mit Entsetzen muß Österreich die Erfahrung von neuen Gewalttaten und terroristischen Verbrechen machen. Mit Becht vermutet man wohl den Zusammenhang mit rechtsradikalen, rassistischen und gewalttätigen Gruppen. Sie gilt es mit aller Macht zu bekämpfen, alle Bürger dieses Landes, überhaupt alle Menschen in Österreich müssen sich sicher fühlen dürfen.Dieser Anspruch muß universal gelten. Das darf aber nicht blind dafür machen, auch andere Zusammenhänge zu sehen. Bechtsradikaler Terror gedeiht natürlich besonders gut in einer Gesellschaft mit hoher latenter
„Innere Schulreform" war Ende Oktober bereits zum 14. Mal Thema eines jährlichen Symposions in Salzburg - Anlaß zu einer Bilanz über die Realisierung dieses Anliegens.
Drei Predigten des „Löwen von Münster", des Bischofs Clemens August Graf von Galen, für das Recht des Gewissens, für die unantastbare Würde des Menschen, insbesondere des Behinderten und Kranken sind in den Unterlagen des Wiener Erziehungswissenschaftlers Marian Heitger zufällig wieder aufgetaucht.
In der öffentlichen Diskussion macht ein neues Schlagwort die Runde: Rechtsradikalismus. Angesichts des Wissens um die Greuel, die verheerenden Verbrechen des Nationalsozialismus sind die Warnungen vor Rassismus und Neonazismus nicht nur verständlich und gerechtfertigt, sondern dringend geboten.
Mit großem öffentlichen Aufwand ist in diesen Tagen einer weitverbreiteten Unsitte, nämlich der Mißachtung von Menschenwürde durch sexuelle Belästigung, der Kampf angesagt worden. Wer weiß, welche verbalen Widerlichkeiten sich Frauen heute sagen lassen müssen, wer weiß, welchen verletzenden Attacken sie am Arbeitsplatz manchmal ausgesetzt sind, welcher Instrumentalisierung sie in der Werbung unterworfen werden, der wird alles begrüßen, was der gegenseitigen Mißachtung von Mann und Frau Einhalt gebietet.So weit so gut. Wer jedoch angesichts unserer schnellebigen Zeit, angesichts der
Ehrungen xmd Auszeichnimgen von kirchlichen oder ihr verbundenen Institutionen machen verlegen. Sie würden wohl mißverstanden, wenn in ihnen einUrteU ausgesprochen wäre, das mit aller Unzuläng-Uchkeit nur dem eigenen Gewissen mögUch ist, das aber vor allem der Gerechtigkeit und der Gnade Gottes vorbehalten ist.Wenn ich nach dieser Vorbemerkung meiner Freude xmd meinem Dank für die Verleihxmg dieser Medaille Axisdruck gebe, so vor allem im Hinweis axif die damit ausgezeichnete Tätigkeit. Ich bin dank-bar xmd es freut mich sehr, daß mit dieser Axiszeichnung die Bedeutung von Bildxmg,
Wo bleibt der christliche Dialog im gegenwärtigen innerkirchlichen Konflikt? Reicht es, Katholiken in Konservative, Progressive oder Standpunktlose einzuteilen?
Die Sexualerziehung ist in diesen Tagen wieder ins Gerede gekommen: Das Unterrichts- und das Familienministerium haben sogenannte Medienkoffer zur Sexualerziehung erstellt, die Eltern, Lehrer und Jugendliche aufklären sollen.Während kirchliche Sexualerziehung ausdrücklich auf Wert- und Sinnfragen akzentuiert, glauben die staatlichen „Sexu§l- Koffer“ sich im wesentlichen auf die Darstellung der physischen, physiologischen Befunde, auf die Darstellung von Techniken und Sexualpraktiken in vermeintlicher Wertfreiheit beschränken zu können.Einer rigid kirchlichen Sexuallehre wird
Der Ansturm auf die Privatschulen (FUR- CHE-Serie „Privatschule gesucht?“ , 18-24/1985) hält unvermindert an. Was macht diese Schulen, insbesondere jene in katholischer Trägerschaft, so attraktiv? Was bieten sie, was andere kaum bieten können?
Uber all den Schulreformvorhaben der letzten Jahre sind wichtige Fragen unseres Bildungswesens vernachlässigt worden. Unter ihnen vor allem die zentrale Aufgabe der Gewissenserziehung. Daß gerade sie nicht die ihr entsprechende Aufmerksamkeit gefunden hat, mag viele Gründe haben. Sie kann staatlich nicht verordnet werden, ein möglicher Erfolg läßt sich in Schulversuchen nicht organisieren und als vorweisbarer Erfolg präsentieren. Gewissenserziehung entzieht sich der heute gängigen Vorstellung von der Machbarkeit. Wer versuchen sollte, mit den von moderner Sozialwissenschaft
Das Universitätsorganisa-tionsgesetz (UOG) ist zehn Jahre alt. Über Erfolg oder Mißerfolg des Gesetzes wird nicht nur an den Hochschulen äußerst kon-troversiell diskutiert.
Will die gegenwärtige Erziehungswissenschaft eigenständige Individuen oder ökonomisch brauchbare, „gut funktionierende" und unkritische Untertanen heranbilden?
Wien, 22. Oktober: 7.000 bilden eine Menschenkette, 100.000 (nach Angabe der Organisatoren) marschieren zum Rathausplatz. Friede in Freiheit und Gerechtigkeit ist das Ziel.
In der Pädagogik hat sich Resignation breitgemacht. Lehrer und Erzieher, Väter und Mütter sind verunsichert in bezug auf Ziele und Wege. Erziehung und Erzieher werden diskriminiert. Erziehung gilt als repressiv. In einer freien demokratischen Gesellschaft scheint für sie kein Platz zu sein.Resignation macht sich breit angesichts der offensichtlichen Erfolglosigkeit pädagogischen Bemühens. Der Zeitgeist und die Öffentlichkeit, die Macht der Medien scheinen ungleich größer. Man denke an Religiosität, Mitmenschlichkeit, an Pflicht und Rücksichtnahme…Aber gerade angesichts dieser
Die Einstellung zum Bildungssystem von heute ist durch Euphorie in Erwartung eines Zeitalters universeller und demokratischer Bildung einerseits, und Resignation über den Ertrag und die wirtschaftlichen Konsequenzen des Reformeifers anderseits gekennzeichnet. Entsprechend den von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen an das Bildungssystem gestellten Aufgaben ist es heute durch eine verwirrende Vielfalt von teilweise recht widersprüchlichen Tendenzen geprägt, aus denen sich nur schwer einige Grundzüge herausarbeiten lassen. Die hervorstechende Gemeinsamkeit ist die Vorstellung von der