"Weder Jesus noch Paulus geben Handlungsanweisungen für die konkrete Umgestaltung der Welt, der Aufruf zur Sklavenbefreiung à la Spartakus bleibt aus."Race, Class, Gender. Die drei berühmten Diskriminierungskriterien, die heute in keiner Arbeitsstelle für Gleichbehandlung als Agenda fehlen dürfen, haben eine pointierte Urfassung beim Apostel Paulus: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus" (Gal 3,28). Bietet das Christentum das Urmodell einer in jeder Hinsicht gleichberechtigten Gesellschaft?
"Für Männer meinte sexuelle Revolution nicht selten das Ausleben der eigenen Triebe, um sich dann wieder der Weltrevolution widmen zu können."Ich war nicht dabei. Als Jahrgang 1971 war ich mit der sexuellen Revolution von 1968 und deren Vertretern erstmals in den 1980er-Jahren in einer bereits verbeamteten, männlichen Provinzvariante konfrontiert. Einige Lehrer meines öffentlichen Grazer Gymnasiums pflegten den Unterricht mit farbigen Jugenderinnerungen an ihre Befreiung aus bürgerlichen Banden durch Marx, Ho-Chi-Min und freie Liebe aufzulockern. Ob jener Turnlehrer, der vor 16-Jährigen
Die letzte GrenzeHans Memling hat das jüngste Gericht in seinem 1470 entstandenen Triptychon mit einer furchtbaren letzten Grenzziehung verbildlicht. Der Mann, der zur Wägung auf der Schale kniet, ist übrigens ein Banker: Angelo Tani.Der biblische Schöpfungsbericht ist ein bildgewaltiges Narrativ der Grenzziehungen: Tag -Nacht, Land - Meer, Tier -Mensch, Mann -Frau. Davor war grenzenloses Durcheinander. Grenze ist ein Definitionsbegriff, der Ordnung möglich macht. Lange vor jeder staatlichen Ordnung, jeder politischen Grenze setzen die drei monotheistischen Religionen Judentum,
Ob halbnackte "Osterhöschen" in der Unterwäsche-Werbung oder rigide Verhüllungsvorschriften für Musliminnen: Was beide Phänomene verbindet, ist die männliche Herrschaft über das Frauen-Bild. Plädoyer für eine Umkehrung des Blickes.
Wie funktioniert Provokation - und was kann uns heute überhaupt noch
provozieren? Gedanken zum oft unliebsamen Versuch, andere aus ihrer
Höhle herauszulocken.
Die Gretchenfrage der letzten 20 Jahre lautet: Wie redest du über
Gretchen? Gedanken zu einer Rhetorik zwischen Glaubensbekenntnis und
tiefster Verachtung.
Wer fürchtet sich vor "Gender"? In den Debatten um Geschlechterfragen
offenbart sich vor allem eines: Die Angst vor dem Verlust einer
vielleicht letzten Ordnung.
Entgrenzung ist ein deutsches Wort. Es grenzt die deutsche Sprache von anderen europäischen Sprachen ab. Weder das Englische noch die romanischen Sprachen kennen eine Übersetzung, nicht einmal die Meisterin der Abstrakta, das Lateinische, hat ein passendes Äquivalent. Was es genau bedeutet, sagt uns der Duden nicht: "Substantiv, feminin, Verwendung: nicht sehr häufig, Gebrauch: gehoben. Im Alphabet davor: "Entgötterung, Entgottung, entgraten, entgräten, entgrenzen" - im Alphabet danach: "enthaaren, Enthaarung, Enthaarungsmittel, enthaften". Die Vorsilbe entso dürfen wir wohl
In einer unvollkommenen Welt sind Lügen für die Menschen in vielen Fällen erträglicher als die Wahrheit. Einträglicher sind sie auch. Ein Essay.Das Historische Wörterbuch der Philosophie widmet der Lüge sechs große Seiten, das katholische Lexikon für Theologie und Kirche eine knappe Spalte und die protestantische Theologische Realenzyklopädie verweist unter dem Stichwort "Lüge“ nur auf den Artikel "Wahrheit“. Man könnte daraus nun schlussfolgern, dass PhilosophInnen deutlich mehr lügen als KatholikInnen und dass ProtestantInnen gar nicht lügen. Oder aber, dass die Lüge eine
Ein Gedankenspiel: Was wäre, würde man sich bei der Neubesetzung des Stuhles Petri an ein Anforderungsprofil moderner Auswahlverfahren halten? Auszug aus dem Beitrag der Autorin im Sammelband "Du bist Petrus“.In Diskussionen über das Papsttum wird gerne dessen große Wandelbarkeit betont und auf so gar nicht miteinander vergleichbare Gestalten wie Petrus, Gregor den Großen, Alexander VI. (Borgia), Pius X., Johannes XXIII. und andere verwiesen. In der Tat waren die historischen Umstände und persönlichen Lebensführungen der genannten und vieler weiterer Päpste sehr verschieden. Dennoch
Spekulanten der Theologie und der Finanzmärkte scheinen heute nicht gut angeschrieben zu sein. Und doch bewundern wir dieses Hinausgehen über materielle Dinge der Wirklichkeit."Aus materiellen Dingen nimmt man die Gelegenheit zur Spekulation des bloß Denkbaren.“ So könnte eine freundliche, akademisch klingende Zusammenfassung der postmodernen Finanzmärkte lauten. Das lateinische Originalzitat ist indes gut 1000 Jahre älter. Es entstammt der Feder des Philosophen und Theologen Johannes Scotus Eriugena (9. Jh.) und bezieht sich auf eine Form des Philosophierens. "Ex rebus materialibus
Anmerkungen zur Entweltlichung: Nach Gregor Maria Hoffs "Reformation Benedikts XVI.“ (FURCHE 39, Seite 19) kommentiert eine Religionswissenschafterin die Freiburger Konzerthausrede des Papstes.Mit dem Aufruf zur Entweltlichung beschreitet der Papst philologisch einen neuen Weg - der Duden kennt das Wort nicht. Ob er dies auch theologie- und religionsgeschichtlich tut, ist indes fraglich. Wie Gregor Maria Hoff zurecht anmerkt, ist der Aufruf zur Entweltlichung in nuce ein Aufruf zur Reformation, wie er immer wieder im Lauf der Kirchengeschichte laut wurde, wenn die sichtbaren Zeichen der
Was hat die Theologie in einer Welt der Wissenschaft und einer von der Evolutionstheorie mitgeprägten Gesellschaft noch zu sagen? Sollte sie überhaupt ihr Recht auf Weltdeutung verloren haben? Eine Religionswissenschafterin widerspricht und fordert ein Umdenken in der Theologie.In der Theologie wird heute kaum noch vom Paradies geredet. Dafür aber fast überall sonst. Bilder vom Paradies überfluten uns gerade jetzt zur Sommerzeit vom Sonntagabend-Herz-Schmerz-Film bis zur Last-Minute-Urlaubs-Werbung. Im Blockbuster-Kino gehören einschlägige Szenen ohnehin zum guten Ton: unberührte